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Sturm ueber Thedra

Sturm ueber Thedra

Titel: Sturm ueber Thedra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Stuhr
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der Schenke war warm und gemütlich. Szin und seine Männer hatten sich in den hintersten Winkel der Stube zurückgezogen, in deren Mitte ein Feuer für Wärme und Licht sorgte. Der Wirt hatte die unbekannten Gäste eilig bedient, was nicht zuletzt auf das Auftreten Szins und die Bewaffnung der Gruppe zurückzuführen war. Wie in jeder Stadt, hatten die Bogenschützen auch hier in leidlich verständlicher Landessprache erklärt, sie seien von Gouverneur Llauk ausgesandt, um eine seiner Verwandten zu suchen, die sich auf der Wanderschaft durch das nordwestliche Estador befinde. - Ob denn vielleicht der Wirt etwas über eine junge Thedranerin gehört habe, die sich hier in der Gegend aufhalte?
    Das hatte der Wirt allerdings. Erst heute morgen hatte ihm seine Frau mit allen Anzeichen der Empörung erzählt, eine Nachbarin habe ihr berichtet, dass Ena - `ja, genau diese Ena! ' - es endlich geschafft habe, eine Frau zu sich ins Haus zu locken - `man stelle sich vor! ' - Schon mehr als einen Monat hielt sich die Fremde - `eine Thedranerin übrigens. Man weiß ja wie die sind! ' - schon in Enas Haus auf. Angeblich war sie schwanger und brauchte Hilfe. Na ja, man konnte sich ja schon vorstellen, wie Enas Hilfe aussah ... Jedenfalls konnte der Mann einem Leid tun! - `Ja, man stelle sich vor, ein Mann auch noch! ' - Ob der wohl wußte, was Ena mit seiner Frau so trieb, wenn sie ihn vor die Tür schickte? - Die Nachbarin hatte allerdings gemeint, dass der Mann vielleicht gar nicht vor die Tür geschickt zu werden brauchte! - `Ob das möglich war, dass vielleicht alle drei..? ' - Ja, und dann war da noch dieser Hund ...
    Szin eb Szin hatte in seiner Ecke jedes Wort mitgehört und sich seinen eigenen Reim auf diese krause Geschichte gemacht.
    Eine Thedranerin, die offenbar aus der Hohen Weite in das Flachland gekommen war, das ließ unter den gegebenen Umständen nur den einen Schluß zu: Die Hüterin hatte irgendwo überwintert und war jetzt auf ihrem Weg in das Hinterland. Zwar paßte es nicht in das Bild, dass sie in Begleitung reiste und wahrscheinlich schwanger war, aber das waren Fragen die Szin erst in zweiter Linie interessierten. Seiner Lebenserfahrung nach kam eine hübsche Frau oftmals schneller an Mann und Kind als ihr lieb war; und hübsch war diese kleine Hüterin ohne Frage. - Noch!
    Während die Bogenschützen mit ihrer stark dramilisch gefärbten Sprechweise dem Wirt die genaue Wegbeschreibung zu Enas Haus abschmeichelten, machte Szin schon einen Plan, wie der Hüterin am besten zu Leibe rücken sei. - Die Bogenschützen waren zwar nützlich, weil sie sich relativ unauffällig mit den Einheimischen unterhalten konnten, aber bei der Durchführung seines Auftrags verließ Szin eb Szin sich doch lieber auf seine eigene Kraft und Geschicklichkeit.
    Diese Ena bewohnte ein alleinstehendes Haus, weit draußen vor der Stadt. - Was lag also näher, als dieses Haus auf drei Seiten anzuzünden und einfach vor dem Eingang darauf zu warten, wer oder was herausgestürmt kam? Der Gedanke erwärmte Szins Herz. - Er würde einfach Posten beziehen und abwarten, was ihm da so vor die Klinge kam. Die Bogenschützen würde er in einigem Abstand postieren, so dass sie eingreifen konnten, falls es wider erwarten brenzlig werden sollte. - Aber Szin hatte keinen Zweifel, dass er die Kontrolle über die Situation behalten und ein schönes Lehrstück seiner Kunst vorführen werde.
    Gerade war Szin eb Szin in stille Vorfreude versunken, als ein Glitzern auf der anderen Seite des Raumes seine Aufmerksamkeit auf sich zog. Szin runzelte die Stirn und sah auf. Schwach nur konnte er über das Feuer hinweg die Ursache des Funkelns erkennen. Ein alter Mann saß dort, der an der Hand einen Ring trug, welcher das Licht des Feuers zu einem gleißenden Strahl bündelte. Langsam, wie zufällig, bewegte der Fremde seine Hand, so dass das Licht, das dem Ring entströmte, in Intervallen stärker und schwächer zu werden schien.
    Szin merkte, wie die Schärfe seiner Gedanken nachließ und er sich auf den Ring des Fremden zu konzentrieren begann. Wütend machte er eine abwehrende Handbewegung und stieß einen unartikulierten Laut aus. Szin kannte sich zu gut mit der Beeinflussung von Menschen aus, um nicht zu merken, dass dieser Fremde ihn hypnotisieren wollte.
    "Gefällt dir mein Ring nicht?" Der Fremde lächelte Szin milde über das Feuer hinweg an.
    Szin sah zu den Bogenschützen hinüber und stellte fest, dass er allein war. Bewegungslos saßen die

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