Sturm ueber Thedra
wieder ein.
"Gut!", stellte der Magier fest und setzte sich zu Ena und Fakun. "Sie hat eine schwere Zeit hinter sich, und sicherlich hast du ihr das Leben gerettet." Dabei nickte er Ena anerkennend zu. "Jetzt ist es so weit, dass ihr Zustand sich zu normalisieren beginnt. Sie muß jetzt viel essen, damit sie wieder zu Kräften kommt! - Weckt sie, wenn notwendig, mehrmals täglich auf und gebt ihr nahrhafte Speisen - und du, Ena, fährst mit deiner Behandlung wenigstens noch fünf Tage lang fort." Aganez öffnete einen Lederbeutel, den er an seinem Gürtel trug, griff hinein und legte eine Handvoll Geldstücke auf den Tisch. Dann stand er auf und sah Fakun drohend an. "Wie lange war deine Frau schon im Schardienst, als ihr das Kind gezeugt habt?"
"Wenige Tage nur", antwortete Fakun. "Warum fragst du?"
"Scharfrauen bekommen keine Kinder!", behauptete Aganez mit Bestimmtheit. "Aber so kann es natürlich doch noch geschehen sein", fuhr er dann nachdenklich, mehr zu sich selbst sprechend, fort. Eine weitere Erklärung blieb er aber schuldig. Dann sah er Fakun wieder ins Gesicht. "Sage deiner Frau, dass ich sie nach dem Winter in der Stadt erwarte - und zwar allein! Trefft Sorge dafür, dass es dem Kind nicht an Nahrung mangelt, denn sie wird lange fort sein! - Kauft ein Schaf!" Er zeigte auf den Stapel Münzen. "Geld habt ihr genug!"
"Aber ..." Fakun versuchte, etwas einzuwenden.
"Ich werde deine Frau in der Stadt erwarten", unterbrach Aganez ihn. "Sobald die Schneeschmelze beginnt, kommt sie nach Tregh! - Wir müssen jeden Tag ausnutzen, denn wir haben einen weiten Weg."
Mit diesen Worten nahm der Magier sein Bündel auf, ging zur Tür und verschwand in der Dunkelheit.
"Wer war das?", fragte Ena, die immer noch halb erstaunt, halb empört auf die Tür schaute. "Der hat uns ja wie Knechte oder Sklaven behandelt!"
Fakun hob in einer ratlosen Geste die Schultern. Was hätte er Ena auch antworten können, wo doch noch nicht einmal Teri wußte, was der Alte vom Berg wirklich mit ihr vorhatte?
Mag sein, dass er ein guter Arzt ist", stellte Ena in Fakuns Schweigen hinein fest. "Auf jeden Fall ist er aber ein unangenehmer Mensch!" - Und da konnte Fakun ihr wiederum nur Recht geben.
Zehn Tage später war Teri wieder gesund. Ein bisschen wacklig auf den Beinen zwar, aber gesund. Bis auf die üblichen Unannehmlichkeiten des Wochenbetts hatte es keine weiteren Komplikationen gegeben, und so war sie schon vor ihrer endgültigen Genesung in der Lage gewesen, sich um ihre Tochter zu kümmern.
Teri fand Fe außergewöhnlich hübsch, weil die Kleine genauso aussah wie Fakun, und Fakun war ganz vernarrt in das Kind, weil es ein lebendiges Abbild Teris war. - Ena mochte sich nicht entscheiden, wem Fe nun ähnlicher sah, und Hund neigte ein wenig zur Eifersucht, was aber durch viel Streicheln und lobende Worte leicht ausgeglichen werden konnte.
So kreiste in den ersten Tagen nach Teris Genesung alles in ständiger Aufregung um das Kind. Erst eine gute Weile später hatten sich alle auf die neue Situation eingestellt, so dass ein einigermaßen geregelter Tagesablauf eingehalten werden konnte: Teri war selbstverständlich für die Ernährung der Kleinen zuständig, wogegen das Säubern des Kindes von allen abwechselnd erledigt wurde. "Wer es merkt, ist dran!", hatte Ena bestimmt und so wurde es auch gemacht. - Fakun hatte sich darauf spezialisiert, das Kind mit Liedern und spielerischen Turnübungen zu unterhalten, und Ena kümmerte sich mit großem Ernst um die gesundheitliche Entwicklung der Kleinen.
Fe gedieh prächtig und war zudem ein ausgesprochen freundliches Kind, das nur dann schrie, wenn es Hunger hatte, oder sich sonstwie unwohl fühlte. Also riskierten Ena und Fakun es, Teri einen Tag lang mit ihrer Tochter allein zu lassen und auf den Markt von Tregh zu gehen. Ena hatte in letzter Zeit ihre Geschäfte arg vernachlässigt, und es wurde Zeit, dass sie ihr Gesicht mal wieder in der Stadt herumzeigte, bevor ihre Kunden sie ganz vergaßen. - Außerdem konnte man dann tatsächlich gleich auf dem Rückweg ein Milchschaf und Trockenfutter mitbringen. Holz für einen Stall gab es hier im Wald genug, und so machten sich Ena und Fakun daran, ein paar geeignete Bäume umzuhauen und einen Verschlag daraus zu errichten, bevor sie losgingen; denn mittlerweile wohnten in Enas kleinem Haus schon fünf Personen, wenn man Hund einrechnete, und das Schaf hätte - bei aller bekannten Freundlichkeit dieser Tiere - den anderen doch arg
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