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Sturm ueber Thedra

Sturm ueber Thedra

Titel: Sturm ueber Thedra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Stuhr
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viel Platz weggenommen.
    So kam es, dass am Abend des Markttages ein ängstlich blökendes Milchschaf hinter Enas kleinem Marktkarren her trottete und Fakun noch am gleichen Abend die ersten Melkübungen veranstaltete.
    Hund war schlicht begeistert von dem neuen Mitbewohner des Grundstücks. Seit die Menschen die Wanderschaft unterbrochen hatten, war es ihm sowieso zu langweilig gewesen; da kam ihm ein wenig nützliche Arbeit gerade recht. Aufmerksam beobachtete er das Schaf, das das Trockenfutter verschmähte und sich lieber auf der Lichtung vor dem Haus seine Gräser selbst abrupfte. Unermüdlich umkreiste Hund das Tier, wobei er ständig nach allen Seiten sicherte und sein Untergebenes mit hochmütiger Miene zurücktrieb, wenn es sich zu weit vom Haus entfernte. Am Abend trieb er das Tier regelmäßig in den offenen Verschlag und legte sich selbst in das warme Heu, das in den Wintermonaten als Futter dienen sollte. Ins Haus kam er nur noch in Ausnahmefällen und auch dann immer nur ganz kurz.
    Teri, die vom Besuch des Alten vom Berg so gut wie gar nichts mitbekommen hatte, wäre gern einmal nach Tregh gegangen, um sich ihren zukünftigen Reisegefährten anzusehen; aber Fe war noch nicht in der Lage, ihre Mutter für einen ganzen Tag entbehren zu können, und Teri mochte sie auch nicht den immer kälter werdenden Winden aussetzen. So blieb es bei dem guten Vorsatz, und als einen knappen Monat nach der Geburt der erste Schnee auf die Waldlichtung fiel, hatte sich die Sache mit Teris Wanderung zur Stadt sowieso erledigt.

    Fe war und blieb der Mittelpunkt, um den sich alles drehte. Das hübsche Kind mit den großen Augen machte seinen Eltern und auch Ena nichts als Freude. Es war ein gesundes Kind mit einem schlanken, kräftigen Körper, und die Erwachsenen verfolgten fasziniert, wie es immer mehr an Kraft und Fähigkeiten gewann.
    Da Teri noch da war, brauchte Fe zur Zeit noch nichts von der Schafmilch, und so versuchten sich Teri und Ena unter der Anleitung von Fakun in der Herstellung von Käse. Schon der erste Versuch gelang und da das Schaf jeden Tag ein gutes Quantum Milch lieferte, war schon abzusehen, dass sich hier eine weitere, wenn auch bescheidene Einnahmequelle auftat. - Der Schafkäse bereicherte nicht nur den täglichen Speiseplan, sondern ließ sich bestimmt auch hervorragend auf dem Markt in Tregh verkaufen.
    So verging der zweite Winter, seitdem Teri von Thedra aufgebrochen war, in einer angenehmen und ruhigen Atmosphäre. Teri und Fakun beschlossen, dass Fakun im nächsten Sommer die Abwesenheit seiner Frau dazu nutzen solle, ein Grundstück in der Nähe von Enas Haus zu erwerben. Hier wollten sich die beiden niederlassen, wenn Teri erst einmal ihre Aufgabe erfüllt hätte. In der Schafzucht schien große Zukunft zu liegen, und das Geld aus den Nischen reichte, zusammen mit dem, welches der Mann vom Berg zurückgelassen hatte, allemal, um den Grundstock für eine kleine Herde zu kaufen. So malten sich Fakun und Teri die Zukunft in den rosigsten Farben aus, und der Rest der Reise schien Teri nur noch eine Kleinigkeit und nicht mehr als eine lästige Pflicht zu sein. - Was hätte sie, nach allem was sie im letzten Jahr erlebt hatte, denn noch schrecken können? Wenn sie nicht wieder schwanger wurde, konnte sie ihre Aufgabe erledigen und sicherlich bald schon wieder zurück sein.
    Nicht schwanger werden! - Da hätte ein Problem liegen können, wenn Fakun nicht ein so verständnisvoller Mann gewesen wäre. Aber er hatte das Thema kurz nach der Geburt selbst angeschnitten und gemeint, so etwas wolle er Teri nicht noch einmal antun. Teri war zwar im Prinzip durchaus bereit, das Risiko einer Schwangerschaft noch einmal auf sich zu nehmen, mußte aber zugeben, dass jetzt wirklich nicht die passende Zeit dafür war. So kam sie mit Fakun überein, die Gefahr einer erneuten Schwangerschaft auszuschließen, was aber nicht zwingend bedeutete, dass die beiden nun bereit waren, auf alles zu verzichten; denn schließlich gibt es viele Möglichkeiten, einander Lust zu bereiten, und Teri und Fakun waren da sehr erfinderisch.
    Ena sah dem mehr oder weniger heimlichen Treiben der beiden wohlwollend zu. Wenn sie auch Teri äußerst attraktiv fand, so war sie doch von Eifersuchtsgefühlen frei. Sie gab Teri und Fakun, im Gegenteil, mehr als genug Zeit, sich ihre Zuneigung zu zeigen, indem sie täglich mehrfach das Haus verließ, um sich um das Schaf zu kümmern, Holz zu sammeln, oder ähnliche Verrichtungen

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