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Sturm ueber Thedra

Sturm ueber Thedra

Titel: Sturm ueber Thedra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Stuhr
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vorzunehmen.
    Teri und Fakun ihrerseits bemerkten natürlich Enas Rücksichtnahme, waren ihr dankbar dafür und machten sich nützlich, wo immer es ging. So verliefen die Wintertage in schönster Harmonie, und als die Sonne wieder höher über den Horizont zu steigen begann, hatten die drei den Punkt erreicht, an dem sie ewig genauso hätten weiterleben wollen. Doch der Frühling rückte unaufhaltsam näher, und eines Tages begann es zu tauen. - Teri wurde unruhig.

KAPITEL 2 - ZWEI WANDERER

    Wie glücklich könnten wir alle sein, wenn wir nicht immerzu denken müßten.

    Der Wind hatte umgeschwenkt und kam nun schon zwei Tage lang aus Südwesten. Langsam begann die weiße, pulvrige Decke, unter der das Land verborgen gelegen hatte, zu einer matschigen, schmutziggrauen Masse zu werden, die nur noch nachts von einem dünnen Eispanzer überzogen wurde.
    Die Strahlen der Sonne nahmen in dieser Zeit an Kraft zu, und schon bald waren Schnee und Eis von Büschen und Bäumen verschwunden. Nur noch in den Senken, die die Sonne nicht erreichen konnte, hielt der Winter seine letzten Bastionen grimmiger Kälte.
    Aganez lag in seiner Kammer auf dem Strohpolster und schaute mit halb geöffneten Augen in die Finsternis. Es kümmerte ihn nicht, was um ihn her vor sich ging, solange die Menschen ihn nur in Ruhe ließen. Früher hatte er sofort nach seiner Ankunft in einer Stadt nach einer gründlichen Besichtigung seinen Einfluß geltend gemacht und Verbesserungen durchgesetzt. - Und zu verbessern gab es einiges in Tregh, das hatte der Magier schon bei oberflächlicher Betrachtung festgestellt. Dieses Bauernstädtchen in den endlosen Weiten des Hochlands hatte die Möglichkeit, schon bald zu einem bedeutenden Handelszentrum zu werden, wenn man es nur richtig anging.
    Aber Aganez war das mittlerweile alles egal. - Mochten die Menschen doch aus ihrem Leben machen, was sie wollten! Er, Aganez, hatte keine Bindung mehr an die Welt und ihre Belange. Die Menschen, die ihm etwas bedeutet hatten, waren alle seit Jahrhunderten tot, und er lebte nur noch für seine eigenen Interessen. Nur die eine, große, selbstgestellte Aufgabe harrte seiner, und er mußte sich seine Kräfte einteilen, um sein letztes Ziel auf dieser Welt nicht doch noch zu verfehlen. Er hatte sich losgelöst von allen Fragen des Alltags und interessierte sich für nichts anderes mehr als das, was im Großen Gebirge seiner harren mochte. Weit war sein Geist in das Hochgebirge vorausgeeilt, und seine Phantasie führte ihn in eine gewaltige unterirdische Halle, in der die unsterblichen Soldaten ein ungeheures Heerlager unterhielten.
    Kriegsmaschinen gigantischen Ausmaßes von nie geschauter Bauart mochte es dort geben und ein Heer, dass im Zustand ewiger Jugend darauf harrte, von ihm, Aganez, gerufen und in die Welt geführt zu werden. - Hatte er, Aganez, nicht selbst den Tod überlistet? Wer mochte sagen, über welches Wissen die alten Machthaber der Armee verfügt hatten? Zehntausend stählerne Kämpfer marschierten vor dem inneren Auge des Magiers aus einer tiefen Schlucht - und mit ihnen das Geheimnis ihrer Unsterblichkeit.
    Unsterblichkeit, das war es, was Aganez eigentlich suchte, denn das Verfahren, welches er entwickelt hatte, um den Körper über die Jahrhunderte zu konservieren, sah er selbst nur als unsicheren Behelf an. Zu groß war das Risiko, durch einen winzigen Fehler für immer tot zu bleiben, wie er bei seinen zahlreichen Versuchen mit Erdhörnchen und Ziegen festgestellt hatte. Eine winzige Erhöhung der Luftfeuchtigkeit reichte aus, die Kristalle des Lebens zerschmelzen zu lassen und den Schlaf des Todes in ein langes, qualvolles Sterben umzuwandeln.
    Damals, als Aganez seine Suche begonnen hatte, war Estador sehr dünn besiedelt gewesen. Es hatte an Zeit und Menschen gefehlt, um eine großangelegte Expedition auszurüsten - von der Möglichkeit einer Blamage einmal ganz abgesehen. So hatte er das Risiko auf sich genommen, die Kristalle an sich selbst auszuprobieren und auf geheimnisvolle Weise auf seiner letzten Wanderschaft aus den Augen der Menschen zu verschwinden, so wie es seiner Meinung nach für einen Magier angemessen war.
    `Unsterblichkeit! - Was für eine Aussicht!' Die meisten Menschen sind geneigt, sich für etwas ganz Besonderes und Einmaliges zu halten, und Aganez machte da keine Ausnahme. Er war zu seiner Zeit tiefer in die Geheimnisse, die Natur und Handwerkskunst bereithielten, eingedrungen, als all seine Zeitgenossen und hielt es für

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