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Sturm ueber Thedra

Sturm ueber Thedra

Titel: Sturm ueber Thedra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Stuhr
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betäubten Zunge überhaupt sprechen konnte.
    Nun war der Vormann zufrieden und wandte sich Aganez zu. "Wohin führt euer Weg?", wollte er nun endlich wissen.
    "Wir gehen nach Stein", antwortete Aganez knapp. Ich bin Magier, und das", er zeigte auf Teri, "ist meine Schülerin."
    "Gut, dass ihr uns gefunden habt", meinte der Vormann. "Die Nächte sind noch feucht und kalt, und es ist nicht leicht, einen trockenen Platz zum Übernachten zu finden."
    "Wohl wahr!", bestätigte Aganez und begann einen alten Vers zu rezitieren, der in verschiedenen Variationen auf dem ganzen Kontinent bekannt war:

    "Leuchtende Feuer in der Nacht
    heißen den Reisenden willkommen
    der ehrliche Wanderer
    trete in den Kreis des Lichts
    denn nur die Wölfe fürchten die Glut!"

    "Nun, Wölfe brauchen wir nicht abzuwehren." Der Vormann reichte den Krug mit der Kirschseele an seine Leute weiter, die schon sehnlich darauf warteten. "Die werdet ihr hier im Frühling nicht finden. - Aber anderes Gesindel soll es hier in den Wäldern geben. Man spricht von entlaufenen Sklaven!", fügte er bedeutsam hinzu.
    "Habt ihr auch Sklaven?" Teri beugte sich vor. Neuerdings war sie sehr an dem Thema interessiert.
    "Nein!" Der Vormann schüttelte mit ernstem Gesicht den Kopf. "Wir Holzfäller haben eine sehr gefährliche Arbeit. - Da kann man nur Freunde gebrauchen."
    Teri lehnte sich wieder zurück. Das war ein völlig neuer Aspekt der Sache. - Dass die Herren Angst vor ihren Knechten haben könnten, daran hatte sie noch nie gedacht.
    Inzwischen lief das Gespräch zwischen dem Vormann und Aganez weiter. Auch der Holzfäller kannte einen alten Vers, den er jetzt vortrug:

    "Die Glut des Feuers
    und das Aroma der Speise
    das köstliche Getränk
    und die Freundschaft des Lagers
    lösen die Zunge
    und die Welt rückt näher!"

    Aganez lachte. "Du kennst dich aus und verstehst es zu fordern!", stellte er fest. "Was willst du hören, Holzfäller, lustige oder traurige Geschichten?"
    "Alle!", verlangte der Vormann schlicht, und Aganez begann zu erzählen. Er tat es nicht nur der Gastespflicht wegen, sondern genoß sichtlich die Aufmerksamkeit, die ihm zuteil wurde. Zunächst begann er mit einer Geschichte aus Eraji, wo ein Kupferschmied sich an der Herstellung von Bronze versucht hatte - wo doch jedermann wußte, dass Kupferschmiede so etwas überhaupt nicht konnten. Der Mann hatte aber trotz des Gelächters der ganzen Stadt nicht aufgegeben und sich, in seiner Wut über das Mißlingen seiner Versuche, ein ganz besonderes Rezept einfallen lassen: - Drei Mädchen waren in Eraji verschwunden, bis Nachbarn herausfanden, dass der Wahnsinnige das unschuldige Blut der Kinder mit in den Schmelztiegel gegeben hatte, da er sich einbildete, nur mit dem Blut von Jungfrauen könne Bronze gemacht werden.
    Wohlweislich verschwieg Aganez, dass die Geschichte nun schon über vierhundert Jahre alt war, denn jetzt hatte er sein Publikum in den Bann geschlagen. Die Mütter hatten während seiner Erzählung unauffällig ihre Kinder zu sich gerufen, und nun saß alles dichtgedrängt um das Feuer und wartete auf die nächste grausige Geschichte.
    Aganez dachte überhaupt nicht daran, in diesem Stil weiterzumachen. In bester Erzählermanier gab er jetzt eine lustige Geschichte vom Dummen Kane zum Besten. Der Dumme Kane war ein Riese, der in den Bergen von Mittelwelt lebte und keine Frau für sich finden konnte, so sehr er auch suchte, da alle Frauen zu klein für ihn waren. Die verschiedenen Tricks, die er sich ausdachte, um die Frauen von der Ungefährlichkeit eines Beisammenseins zu überzeugen, waren wirklich zu dumm! Höhepunkte der Geschichte waren immer die Stellen, an denen Kane seine Hosen herunterließ und herauskam, welch unmöglichen Gegenstand er nun schon wieder an sich befestigt hatte, um die wirkliche Größe seines Geschlechts zu verbergen. Die Holzfäller brüllten vor Lachen, und ihre Frauen standen ihnen nicht nach. Die Kinder lachten, weil alle so vergnügt waren, und auch Teri konnte sich eines Lächelns nicht erwehren, obgleich sie sonst eine gewisse Scheu bei groben Späßen an den Tag legte.
    Aganez war in seinem Element. Mittelpunkt zu sein lag ihm, und so schob er sofort noch eine so schreckliche Geistergeschichte nach, so dass die Holzfäller, die fast ihr ganzes Leben im Freien verbracht hatten, ängstlich in die Dunkelheit des Waldes schielten und zwischen den Bäumen Gespenster zu sehen begannen.
    Aganez war ein großer Erzähler. Mit immer neuen Geschichten

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