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Sturm ueber Thedra

Sturm ueber Thedra

Titel: Sturm ueber Thedra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Stuhr
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hatte er sich wieder etwas von seinem Stärkungspulver genehmigt und war aufgeräumter Stimmung, was sich bei ihm so äußerte, dass er etwas weniger biestig und verkniffen in die Welt schaute und sein verbissenes Schweigen nicht ganz so beleidigend wie sonst wirkte.
    Während Teri mit Genuß ein knuspriges Stück Hühnerfleisch verzehrte, öffnete sich plötzlich die Eingangstür, und ein grobschlächtiger Mann trat ein. Mit wuchtigen Schritten stapfte er in die Mitte des Schankraumes und baute sich dort auf. "Ein Alter für vierzig!", gab er lauthals bekannt und wartete mit eingestemmten Armen auf eine Reaktion der Gäste.
    Teri schaute auf. Dass der Mann etwas anbot, war schon klar, aber was das für altes Zeug sein sollte, das da für vierzig Bronzestücke angeboten wurde, konnte sie sich nicht vorstellen. Neugierig wandte sie sich dem Sprecher zu, der auffordernd in die Runde schaute und sein Angebot wiederholte. "Ein Alter für vierzig! - Keiner interessiert?"
    "Wie alt?", fragte einer der Gäste über seinen Becher hinweg. Dass der Mann schon einiges getrunken hatte, war deutlich zu sehen.
    Der Anbieter witterte ein leichtes Geschäft. "Fünfzig, aber kräftig und treu!"
    "Was kanner?", fragte der Interessent mit schwerer Zunge.
    "Was brauchst du denn?", kam sofort die Gegenfrage des Anbieters.
    "Köhler!" Der Interessent nahm noch einen Schluck aus dem Becher.
    "Ist 'n guter Köhler!", behauptete der Anbieter schnell. "Kommt aus Ceon. - Gute Rasse!"
    "Kann ja mal gucken", meinte der Betrunkene, stand schwankend auf und machte sich mit unsicheren Schritten auf den Weg zur Tür. "Vierzig ist aber zu viel."
    "Da reden wir noch drüber." Der Anbieter hielt seinem Kunden den Arm hin, damit der nicht stürzte und damit vielleicht das Geschäft zum Platzen brachte. "Komm erstmal mit. - Wirst begeistert sein, das versprech ich dir!"
    Teri saß da und vergaß vollständig, von dem Fleisch in ihrer Hand abzubeißen. Dass es Sklaven im Hinterland von Estador gab, hatte sie schon als Kind verschiedentlich gehört. Eben darum war ihr nie der Gedanke gekommen, es könne etwas Schlechtes daran sein, Zwangsarbeiter zu beschäftigen. Auf der `Sesiol hatte sie dann erfahren, dass die Scharleute, die auf den Fliegenden Schiffen fuhren, oftmals regelrechte Jagden in den Hafenstädten veranstalteten, um sich durch den Verkauf der Gefangenen einen zusätzlichen Profit zu verschaffen. Teri war damals nicht davon zu überzeugen gewesen, dass Thedraner - und schon gar nicht ihre vergötterten Scharleute - irgend etwas falsch machen könnten, und so hatte der alte Kapitän es aufgegeben, sie überzeugen zu wollen.
    Jetzt konnte Teri mit eigenen Augen verfolgen, wie mit den Unglücklichen umgesprungen wurde, die das Pech gehabt hatten, im falschen Moment am falschen Ort gewesen zu sein.
    Vorsichtig geleitete der Besitzer des Mannes aus Ceon den Interessenten durch die Tür nach draußen, wo ein hochgewachsener alter Mann wartete. Jetzt, im Frühling, standen die Fensterläden des Wirtshauses weit auf, und Teri konnte den weiteren Verlauf der Dinge genau verfolgen.
    "Dassssoll ein Köhler sein?" Der Kaufinteressent war zwar betrunken, aber nicht dumm. Sofort hatte er die gepflegten Hände des Sklaven und das Fehlen von Brandnarben bemerkt. Er faßte den Mann bei der Hand und schob mit unsicherer Bewegung den Ärmel des groben Kittels hoch, der das einzige Kleidungsstück des Mannes war.
    Teri erhaschte einen Blick auf die Tätowierung, die von ungelenker Hand in die Haut des Unterarms gestichelt worden war. Neben dem Zeichen König Lomirs erkannte sie die Jahreszahl neunundzwanzig. - Der Mann war achtunddreißig Jahre vor Teris Geburt gefangen worden, und die Götter mochten wissen, wie oft er schon verkauft worden war.
    "Fünfzig Jahre alt, ja?", höhnte der Betrunkene. "Du hast wohl gemeint, dass er vor fünfzig Jahren schon alt war!"
    Der Mann aus Ceon stand ruhig da, als ginge ihn das alles nichts an. Er hielt den Kopf gerade und schaute über seinen Besitzer und den Betrunkenen hinweg. Teri schien es, als ginge sein Blick in endlose Ferne, vielleicht nach Ceon, seiner Heimat, die er so lange nicht hatte sehen dürfen.
    Der Betrunkene hatte das Interesse an dem Mann verloren. Zu offensichtlich war der Betrugsversuch des Besitzers. Dennoch drehte er sich noch einmal zu dem Sklaven um und schaute ihm mißtrauisch in das Gesicht. Urplötzlich ließ er in einem ansatzlosen Schlag seine Faust auf das Gesicht des Sklaven zufliegen und

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