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Sturm ueber Thedra

Sturm ueber Thedra

Titel: Sturm ueber Thedra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Stuhr
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hinein!"
    Teri hatte zu viel mit abergläubischen Seeleuten zu tun gehabt, um nicht zu erkennen, dass es dem Mann mit seinem Anliegen sehr ernst war. Er wollte auf diese Weise das Glück in das Lager zwingen. Teri fand das Verfahren zwar ziemlich absonderlich, aber dass sie ein besserer Glücksbringer war, als ihr miesepetriger Begleiter, glaubte sie allemal. Geschmeichelt trat sie vor und tat wie ihr geheißen - und das mit der Pfirsichhaut hatte sie sich auch sehr gut gemerkt!
    Acht weitere Männer und Frauen, zwischen denen einige Kinder herumliefen, saßen und standen um das kleine Feuer herum, das auf einer großen Lichtung brannte. Dicht daneben war ein Unterstand errichtet, der aus einigen grob zurechtgehauenen Stämmen bestand, die man dicht mit Reisigbündeln belegt hatte. Das ganze hatte das Aussehen eines halben Daches, das direkt aus dem Boden ragte und machte einen sehr soliden, wenn auch primitiven Eindruck. Unter dem schrägen, einseitig offenen Wetterschutz erkannte Teri einige bronzene Äxte und Keile. - Es waren also Holzfäller, die hier ihr Sommerlager aufgeschlagen hatten!
    Teri und Aganez wurden eingeladen, sich an das Feuer zu setzen. Der Vormann selbst füllte aus dem kupfernen Kessel zwei hölzerne Teller und bot den Gästen zwei gute Portionen vom Essen der Gemeinschaft an.
    Teri, die ihren Appetit inzwischen wiedergefunden hatte, hielt ihren Holzlöffel schon in der Hand, und auch Aganez ließ sich nicht lange bitten, und kramte sein kupfernes Eßbesteck hervor.
    Teri bemerkte, wie der Vormann einen verwunderten Blick auf den teuren Metallöffel warf, den Aganez jetzt fleißig zu benutzen begann, aber er hielt seine Neugier zunächst noch im Zaum. Es wäre ungehörig - und gegen die Gastfreundschaft - gewesen, hätte er die Reisenden mit Fragen belästigt, bevor sie ordentlich gegessen hatten.
    Schließlich war das Mahl beendet, und der Vormann holte einen irdenen Krug aus dem Unterstand. "Kirschseele!", erklärte er. "Sorgt dafür, dass sich das Essen gut im Körper verteilt."
    Aganez griff nach dem Krug, setzte ihn an und nahm einen ordentlichen Schluck. Genüßlich grunzend rollte er den Fruchtschnaps auf seiner Zunge hin und her, und erst als er den Krug zurückreichte, durchlief ein leichter Schauer seinen Körper, so, wie die Blätter eines Busches zittern, wenn leichter Wind durch sie hindurchstreicht. "Gut!", behauptete er und verschenkte ein Lächeln an den Vormann, der nun Teri den Krug entgegenhielt.
    Teri sah, wie Aganez sich genüßlich die Lippen leckte. - So übel konnte das Zeug also nicht sein. Neugierig setzte sie den Krug an die Lippen, nahm einen großen Schluck - und in demselben Moment explodierte ihr Kopf!
    Die erste Reaktion ihres gepeinigten Körpers war, sich dieses beißenden Zeugs mit einem lauten Prusten zu entledigen. Die Glut des Lagerfeuers leuchtete kurz auf, wo der Sprühnebel sie traf, und auf dem feuchten Gras vor Teri züngelten für einen Moment blassblaue Flammen. - Aber noch immer war etwas von dem Teufelszeug in Teris Mund. Mit verzweifeltem Quieken reichte sie dem Vormann den Krug zurück und legte dann beide Hände vor den Mund, wobei ihr die Tränen aus den Augen schossen. Teri schüttelte sich wie ein junger Hund. - Was hatte der Vormann gesagt? Das Essen sollte sich besser verteilen? - Kirschseele machte, dass einem das Blut kochte! - Ließ Flammen aus den Ohren schlagen und trieb die Seele aus dem Leib! Noch nie in ihrem Leben hatte Teri so etwas Entsetzliches getrunken!
    Langsam begannen Teris Sinne wieder zu arbeiten. Rein vorsorglich schaute sie sich schon einmal böse um, da sie erwartete, dass sich die gesamte Holzfällerbande auf ihre Kosten vor Lachen kringelte. Aber die Frauen und Männer standen nur still da und schauten verständnislos auf Teri, die einen ganzen Schluck dieser grauenhaften Leckerei vergeudet hatte.
    Jetzt war Teri alles egal. - Wenn ihr schon die Zunge verdorrte, dann sollte das wenigstens nach den Regeln der Gastfreundschaft geschehen! "Ha - hab - mich - ver - schluckt", behauptete sie und nahm dem Vormann den Krug wieder ab. Tapfer setzte sie die Öffnung an die Lippen, und diesmal gelang es ihr tatsächlich, den Schluck bei sich zu behalten, da Zunge und Mundraum sowieso schon gefühllos waren.
    Nun setzten die Gespräche am Lagerfeuer wieder ein, und der Vormann nickte Teri anerkennend zu. "Gut, nicht?" Er gönnte sich selbst einen kleinen Schluck.
    "Ga!", antwortete Teri und wunderte sich, dass sie mit ihrer

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