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Sturm ueber Thedra

Sturm ueber Thedra

Titel: Sturm ueber Thedra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Stuhr
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alter Magier auf Wanderschaft! - Merke dir das gut, Teri, Scharfrau von Thedra!"
    Teri war nicht so verwirrt, wie man hätte meinen können. Magier waren in Thedra schon immer etwas Besonderes gewesen. Für sie galten die Gesetze, denen normale Menschen unterworfen waren nur bedingt. - Warum sollte es also nicht möglich sein, dass der größte von allen den Tod überlistet hatte und nun ewig lebte? - Vielleicht hatte das weiße Pulver etwas damit zu tun, das Aganez so häufig schnupfte? - Teri wußte es nicht und es war ihr auch egal. Magier waren keine normalen Menschen. Wie sollte man ihre Wege und Pläne verstehen? Im Moment hoffte sie nur, dass Aganez es gut mit ihr meinte. Denn sie hatte schon von so manchem Magier gehört, der zugunsten seiner Ideale mehr als einen Menschen geopfert hatte.
    "Halte dich bereit, Teri", unterbrach der Magier diese düsteren Betrachtungen, "denn morgen werden wir in aller Frühe aufbrechen. Das Große Gebirge hält Abenteuer für uns bereit, wie sie noch kein Mensch je erlebt hat!"
    Genau das hatte Teri befürchtet! Erschreckt sah sie den fanatischen Glanz in den Augen ihres Begleiters. – In diesem Moment war sie sich absolut sicher, dass seine Interessen nicht die ihren waren.

KAPITEL 3 - DREI WANDERER

    Die Macht der Herren braucht die Gefälligkeit der Knechte!

    Je weiter sich Teri und Aganez von der Bergstadt Stein entfernten, umso ungeduldiger zeigte sich Aganez. War er auf den Wegen Estadors schon ein ewiger Nörgler gewesen, dem nichts gut genug war und dem nichts schnell genug ging, so war er hier, wo es kaum noch Wege gab, vollständig unleidlich geworden. Teri führte das darauf zurück, dass er sein Alter spürte und es haßte, sich von ihr helfen zu lassen. - Andererseits konnte er aber auch furchtbar wütend werden, wenn Teri seinen Befehlen nicht sofort gehorchte. Sie hatte den Eindruck, dass er sie um die Kraft ihrer Jugend beneidete, denn hier im Hochgebirge zeigte sich immer deutlicher, dass der alte Mann den Anstrengungen, trotz seines Stärkungspulvers, kaum noch gewachsen war.
    Teri versuchte, die Launen ihres Begleiters mit Gleichmut zu ertragen. Wenn es ihr auch keinen sonderlichen Spaß machte, Aganez Berghänge hinaufzuschieben und in Täler hinabzugeleiten, so hatte sie doch zumindest einen Begleiter, der eine vage Ahnung hatte, wo ihr Ziel liegen könne - und das war mehr, als Teri noch vor zwei Monaten zu hoffen gewagt hätte.
    Drei Tage nachdem sie die Bergstadt Stein verlassen hatten, verschwanden die letzten Pfade, und die Sommerhütten der Hirten blieben hinter ihnen zurück. Jetzt waren sie auf sich selbst gestellt, ungestört von anderen Menschen - aber auch ohne jede Hoffnung auf Hilfe, im Fall der Gefahr. Noch lange war die Baumgrenze nicht erreicht, und in den Tälern lagen ausgedehnte Waldgebiete, in denen es sogar jagdbares Wild gab. Aganez erlegte mit seinem Bogen zwei Kaninchen und so brauchten sie vorerst ihre Vorräte nicht anzutasten.
    Der vierte Tag führte Teri und Aganez über einen schroffen Felskamm, und Teri hatte alle Hände voll zu tun, einerseits ihr Bündel zu tragen und andererseits dafür zu sorgen, dass ihr Begleiter nicht zurückblieb. So mußte sie fast jeden Weg zweimal zurücklegen und war schon gegen Mittag recht erschöpft, als sie die Felsen endlich bezwungen und das Tal fast schon wieder erreicht hatten.
    Plötzlich durchdrang ein feiner, ferner Ton die Luft. Teri schaute Aganez fragend an, aber der hatte nichts gehört. Wankend stand er über ihr auf einem natürlichen kleinen Podest, knapp über dem Talboden und getraute sich nicht, ohne Hilfe den nächsten Schritt zu tun.
    Teri horchte. Wieder war ein Geräusch, wie ein ferner Ruf, an ihr Ohr gedrungen. Erstaunt wandte sie sich um und schaute suchend über die Landschaft.
    "Hilf mir!" Aganez stand wankend auf dem Felsvorsprung über ihr und wedelte ungeduldig mit der Hand. "Wir müssen weiter."
    "Warte doch mal!" Teri hatte wieder diesen Ton gehört. - Wie ein Schrei! Sie ging ein paar Schritte in die Richtung, aus der das Geräusch kam, ohne auf Aganez zu achten, der mit mißmutigem Gesicht auf dem Abhang stand und nicht so recht wußte, wie er den nächsten Schritt setzen sollte.
    Teri ging schneller. Hinter der baumbestandenen Hügelkuppe hörte sie jetzt deutlich Hilferufe; und mehr noch - ihr kam die Stimme sogar bekannt vor. Eilig ging Teri um den Hügel herum, der ihr die Sicht versperrte; jetzt hatte sie einen ungehinderten Ausblick ins Tal. Tief unten,

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