Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sturm ueber Thedra

Sturm ueber Thedra

Titel: Sturm ueber Thedra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Stuhr
Vom Netzwerk:
verschwanden, sich in rasender Drehung überschlagend, wieder in der Wasserwand.
    Die Felsplatte vor dem Eingang war zu einem schäumenden, sprudelnden See geworden. Der Regen, dieser wahre Sturzbach, der sich darauf ergoß, wurde noch stärker, und nur die talwärts geneigte Schräge verhinderte, dass die Grotte im Nu voll Wasser lief.
    Teri preßte die Hände auf die Ohren und schloß die Augen. Es war ihr, als rückten die Felswände mit jedem Donnerschlag immer weiter auf sie zu. Natürlich wußte sie, dass das nicht sein konnte, schließlich hatte sie ihr halbes Leben in Felstürmen verbracht; aber was kann der Geist schon ausrichten, wenn die Sinne einer solchen Folter der tobenden Naturgewalten unterliegen?
    Plötzlich spürte Teri, wie sich eine Hand auf ihre Schulter legte und sacht zugriff. - Aganez versuchte, ihr Geborgenheit und Sicherheit zu geben. Teri war es recht! Die Nähe eines menschlichen Wesens zu spüren, einen festen Punkt in diesem Chaos aus Donner, Blitz und vom Sturm getriebener Wassermassen zu finden, tat gut. - Mochte Aganez sein wie er wollte, seine Hand auf Teris Schulter gab ihr das Gefühl, nicht allein durch ihre Angst und durch das Gefühl der Verlorenheit gehen zu müssen, das die gegen die Grotte anstürmenden Elemente in ihr ausgelöst hatten. Aganez war da - und er beherrschte sich. Also würde auch sie, Teri, sich beherrschen können! Zögernd, vorsichtig, nahm sie die Hände herunter und lächelte den Magier krampfhaft an. "Alles in Ordnung?", brüllte Aganez sie durch das brausende Tosen hindurch freundlich an.
    "Alles in Ordnung!", schrie Teri ebenso freundlich zurück.
    Aganez verstärkte kurz den Druck seiner Hand und ließ dann los. Teri sah ein Lächeln auf seinem Gesicht und da begriff sie: Begriff, dass er nur auf ein Zeichen der Schwäche gewartet hatte, um ihr helfen zu können. - Dass er sie eigentlich mochte, sie ihm nur keine Chance gelassen hatte, ihr zu helfen. - Begriff, dass man die Starken wohl achtet, aber nicht liebt und dass sie in ihrer abweisenden Art zum Teil auch selbst an dem unerfreulichen Verlauf der Reise Schuld trug. "Hab keine Angst, ich bin ja bei dir!", rief sie Aganez vergnügt zu und setzte ihr frechstes Lächeln auf. - Und Aganez Lachen ging in einer Serie ohrenbetäubender Donnerschläge unter.
    Schließlich war das Gewitter über die Grotte hinweggezogen. Der Regenschleier vor dem Eingang wurde dünner, und nur noch aus der Ferne war leises Donnergrollen zu hören. Ab und zu zuckte noch ein Wetterleuchten am Horizont auf, das nach und nach im sich wieder aufhellenden Tageslicht unterging. Schwere Tropfen fielen von der Felsnase über dem Eingang, und dünne Wasserfäden rannen seitlich davon herab. - Endlich war es vorbei!
    Teri sah sich um. Ging saß im hintersten Winkel der Grotte an der Wand und klopfte sich, scheinbar gleichmütig, nicht vorhandene Stäubchen von seinem Umhang, während Aganez in seinem Bündel herumkramte. - Den beiden schien es gut zu gehen. - Also krabbelte Teri aus der Grotte heraus und richtete sich auf. Die Luft war ganz frisch und rein. Ein sanfter, kühler Wind strich über die Felsplatte und wehte Teri einige Haarsträhnen ins Gesicht. Sie strich sie zur Seite und ließ die Hand gleich an der Stirn liegen, um besser sehen zu können.
    Ganz in der Nähe hatte es einen Erdrutsch gegeben. Ein großer Felsblock hatte sich aus dem Hügel gelöst und war ins Tal gerutscht, Dort, wo er gelegen hatte, trat nun ein missfarbener, nass glänzender Fleck zutage, in dem sich die kristallklaren Rinnsale, die noch immer von der Hügelkuppe herunterkamen, braun einfärbten. Auf dem gegenüberliegenden Hang waren zwei der Bäume umgestürzt, und die, die noch standen, waren so vom Sturm zerzaust, dass sie eher gerupften Hühnern, denn stolzen Bergkiefern glichen.
    Langsam beruhigte sich die Natur wieder. Genauso unmerklich, wie es geschwunden war, kehrte das volle Tageslicht zurück. Die bläulichen Schatten verschwanden, und Teri spürte die Sonne auf ihrer Haut. Das letzte Wetterleuchten zuckte über den Horizont, und die kleinen Sturzbäche, die von den Hügeln kamen, versiegten. Es kehrte wieder Frieden ein im Tal. Teri drehte sich zu ihren Gefährten um.
    "...werden wir am Fuß des Großen Gebirges sein! - Übermorgen!" Ging und Aganez waren so in ihr Gespräch vertieft, dass sie Teri im ersten Moment gar nicht bemerkten.
    "Es ist schön draußen", stellte Teri fest und setzte sich zu den beiden.
    "Bestimmt noch viel zu

Weitere Kostenlose Bücher