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Sturm ueber Thedra

Sturm ueber Thedra

Titel: Sturm ueber Thedra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Stuhr
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jetzt sehr beeilten, ihren Unterschlupf zu erreichen.
    Tief gebückt kroch Teri, gefolgt von Aganez, in die flache Höhlung. Finster war es in der Grotte; nur das bleiche Oval von Gings Gesicht war im Hintergrund zu erkennen. - Hatte er nicht etwas von einer steinernen Frau erzählt? Teri sah sich suchend nach etwas um, das den Namen der Grotte gerechtfertigt hätte.
    "Du kennst diese Höhle?", wollte Aganez von Ging wissen. "Du warst schon einmal hier?" Teri wunderte sich über den normalen Tonfall, in dem der Magier mit dem Wanderer sprach. - Sollte er seine Meinung wirklich geändert haben?
    "Wandererwissen!", erklärte Ging. "Nein, ich war noch nie hier! - Aber wenn sich Wanderer treffen, reden sie über Wege und Unterschlupf. Diese Grotte hat Windkind entdeckt und ihr den Namen gegeben. In Itirfah sprach er darüber mit Sohn des Fremden und der hat es mir erzählt. - Wandererwissen!"
    "Ist diese Grotte denn so etwas besonderes, dass jeder Wanderer sie kennen muß?" Teri verstand nicht ganz. "Und warum trägt sie den Namen der steinernen Frau?"
    "Nein!" Ging schüttelte den Kopf. "Nichts Besonderes! Hier im Gebirge gibt es Hunderte ähnlicher Grotten und Höhlen und alle tragen Namen, weil sie ja Namen haben müssen, wenn man davon erzählt. - Nein! Kein besonderer Name und keine besondere Grotte! - Nein! Nichts Besonderes!"
    "Du willst sagen, du kennst diese Höhlen alle ?", mischte Aganez sich mit ungläubigem Gesicht ein. "Du kennst alle Schlupflöcher des Großen Gebirges mit all ihren Namen, weil dir jemand davon erzählt hat?"
    "Ja!" Ging nickte. "Wir tauschen Wege! Ich kenne alle Straßen und jeden Hügel - nicht nur hier, sondern auf dem ganzen Kontinent. - Wir Wanderer müssen doch wissen - darum wandern wir doch! - Ja!"
    Während der Unterhaltung war es draußen immer dunkler geworden. Plötzlich zerriß ein blendendweißer Blitzstrahl die Düsternis, und ein peitschender Donnerschlag ließ Teri zusammenfahren.
    "Trockenes Gewitter", bemerkte Aganez. Gut möglich, dass wir Ging unser Leben verdanken!"
    Teri sah an ihm vorbei nach draußen. - Tatsächlich! Es war noch nicht der kleinste Wassertropfen auf die Felsen gefallen.
    Der warme Wind, der über die schroffe Berglandschaft strich, wurde stärker. Eine Baumgruppe, die Teri durch den Grotteneingang am gegenüberliegenden Hang sehen konnte, geriet in wogende Bewegung. Jetzt klatschten auch schon die ersten Regentropfen auf die Felsplatte vor dem Eingang. Ging schauderte und drückte sich eng in den hintersten Winkel der Grotte.
    Immer mehr Tropfen schlugen mit sattem Geräusch auf den Stein und zerplatzten zu silbrigem Staub. Der glatte Fels überzog sich mit einer dunkel glänzenden Schicht, in der sich der verfinsterte Himmel widerspiegelte. Heulend schlugen die ersten Sturmböen auf die felsigen Schrunden, wurden umgelenkt, sammelten und vereinigten sich und tobten mit verdoppelter Macht durch die Täler des Großen Gebirges. Die Bäume auf der anderen Seite des Tals warfen sich im Druck des Windes hin und her. Weit bogen sich die Stämme bald zur einen, bald zur anderen Seite, und der Wind riß ihre schwarzen Äste immer wieder hoch empor, so dass sie einer Gruppe tanzender Riesen glichen.
    Jetzt zuckten die Blitze in nahezu ununterbrochener Folge, und der Donner rollte in einem bergeerschütternden, gewaltigen, nicht enden wollenden Tosen über das Land. Teri sah im Licht der Blitze eine Wasserwand auf den Eingang der Grotte zukommen, und Augenblicke später rauschte ein Sturzbach vor ihren Augen nieder, der ihr vollständig die Sicht nahm. Es schien ihr, als würde der Fels vibrieren - als hätten sich Sturm, Wasser und feurige Blitze zusammengetan und sich vereint mit dem brüllenden Donner auf diesen Berghang gestürzt, um die Wanderer mitsamt ihrem Unterschlupf zu zermalmen.
    So sehr Teri ihre Augen auch anstrengte, mehr als eine wogende, weißgraue Wasserwand, die im grellen Licht der Blitze zu pulsieren schien, konnte sie nicht erkennen. Immer näher kam das Zentrum des Berggewitters. Das Rollen des Donners, das bislang wie ein gewaltiger Akkord über dem Tal gelegen hatte, löste sich in einzelne, krachende, dröhnende Schläge auf, die in die Grotte hineinfuhren und Teris Körper trafen wie schwere Fausthiebe. Ein lautes Poltern kündete davon, dass sich irgendwo draußen ein großer Felsblock gelöst hatte und sich jetzt in diesem Inferno zu Tal wälzte. Einige kleinere Steine schlugen vor dem Grotteneingang auf die Felsplatte und

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