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Sturm ueber Thedra

Sturm ueber Thedra

Titel: Sturm ueber Thedra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Stuhr
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vermögender Familien gewesen, und die Stadtwachen von Stein vermuteten, dass sie von ihren Angehörigen freigekauft worden waren. - Manchmal sogar schon weit vor Ablauf der Strafe. Normalbürger - und Teri fühlte sich im Moment sehr als Normalbürgerin - tauchten jedoch nie mehr wieder auf. Hatten sie das Lagertor einmal durchschritten, waren sie für immer von der Welt verschwunden, und eine Einlieferung ins Gerberlager kam für die Verwandten einer Beisetzung gleich.
    Diese Informationen ließen Teris Mut sinken, bedeuteten sie doch, dass sie all ihre Pläne, Hoffnungen und Wünsche für alle Zeit begraben konnte, denn Teri hatte noch ein besonderes Problem: Es war ihr zur Zeit einfach nicht möglich schnell zu werden, und ohne die Schnelligkeit war weder jetzt noch später an eine Flucht zu denken.
    Normalerweise wäre es für Teri eine Kleinigkeit gewesen, ihre Begleiter hier auf der menschenleeren Straße zu überwältigen, die Fußkette mit einem Stein zu zerschlagen und zu fliehen, zumal sie nicht schärfer bewacht wurde als ein Schaf, das man zum Markt trieb. So aber war sie nicht mehr, als eine junge Frau, die, obwohl flink und geschickt, keine Chance hatte, ihren Bewachern zu entkommen.
    Immer wieder irrten Teris Gedanken zu den Worten des Richters zurück: "Wer die Götter beleidigt, der kann nicht ohne Strafe bleiben!", hatte der Mann behauptet und damit in Teri mehr ausgelöst, als er ahnte. Sie war nie sonderlich religiös gewesen. Wenn ihr etwas besonders gut gelang, sagte sie den Göttern Thedras brav danke, wie sie es von ihren Eltern gelernt hatte, und auch in der Not hatte sie schon so manches Stoßgebet an sie gerichtet. Die Götter waren schon ganz in Ordnung, zumal sie bestimmt Besseres zu tun hatten, als ausgerechnet ihr, Teri, auf die Finger zu sehen und sie für ihre kleinen Sünden zu strafen. - Denn niemand kannte Teris kleine Sünden besser als Teri selbst, und noch nie hatte sie den Eindruck gehabt, von einer höheren Macht gestraft zu werden.
    "Wer die Götter beleidigt, der kann nicht ohne Strafe bleiben!" Diese Worte des eher ängstlich und zaghaft wirkenden Provinzrichters gaben Teri zu denken. Hatte nicht Aganez behauptet, die Bergfestung sei das Zentrum zweier Religionen? - Hatte Teri nicht in einem Anfall von Abscheu und Jähzorn die Leiche von Harmuged - Ofisa, der dümmlich - grausamen Göttin der Vernichtung geschändet? Hatte sie nicht, wenn auch unabsichtlich, den jahrtausendealten Tempel einer vergangenen Macht zerstört? Diese Überlegungen machten Teri Angst, lähmten ihre Entschlußkraft und ließen sie zu einem verzagten Opfer ihrer eigenen Gedanken werden.
    Teri war gefangen und in Ketten gelegt, entrechtet und gedemütigt. Einzig die vage Ahnung um die Gerechtigkeit der richterlichen Entscheidung gab dieser hoffnungslosen Situation so etwas wie einen Sinn. Teri hatte Schuld auf sich geladen, alles Leugnen hatte ihr nicht geholfen, und selbst ihre Schnelligkeit hatte sie nicht retten können. Es war, als hätten die Götter selbst sich gegen sie gestellt, um den von ihr begangenen Frevel zu rächen - und mit jeder Wegstunde wuchs Teris Bereitschaft, die Strafe dafür zu akzeptieren.

    Teris Arbeit im Lager war alles andere als angenehm, aber es gab noch schlimmere. Im Grunde genommen war es sogar die beste Tätigkeit von allen, da sie hier nicht so stark mit Giften und Färbemitteln in Berührung kam, wie es fast überall sonst der Fall gewesen wäre. Sie hatte von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang mit anderen Sklavinnen an einem gewaltigen Trog zu stehen und die darin eingeweichten Häute mit einem Schaber aus Holz von Fett, Bindegewebsresten und Haaren zu befreien.
    In dem Trog, der eine Mannslänge breit und knapp zehnmal so lang war, trieben in einer trüben Lauge Tausende von Fellen der verschiedensten Tiere. Kaltes Fett und abgelöste Haare trieben in einer dicken Schicht obenauf, und wer ein neues Fell brauchte, hatte mit den Händen durch diese strohig - schleimige Schicht zu greifen und sich unter dem ekligen Brei eines zu suchen, das weit genug aufgequollen war, um sich bearbeiten zu lassen. Der glücklichen Finderin winkte dann zum Lohn die Aufgabe, das stinkende, wabbelige Rohfell bis auf die nackte Lederhaut abzuschaben. Täglich wurden die Abfallhaufen, die sich hinter den Sklavinnen bildeten, eingesammelt und unter scharfer Bewachung mit einem Karren zum `Madental', außerhalb des Lagers, gebracht, wo sie einfach abgekippt wurden.
    Das Madental war

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