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Sturm ueber Thedra

Sturm ueber Thedra

Titel: Sturm ueber Thedra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Stuhr
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Goldwiesel!", lachte Keldan leise auf. "Ich werde mir deine Worte für ähnliche Gelegenheiten merken."
    Teri schaute unwillig auf. Aber nicht der von Keldan benutzte Spitzname störte sie. - Sie hatte nur Zweifel! - Sie hoffte sehr, dass Keldan recht behielt und sie wirklich gut gesprochen hatte, denn sie wollte keine Schlacht um das Lager. Der Gedanke, dass hier Menschen sterben könnten und sie der Grund dafür sein würde, machte sie nervös und reizbar. Gern hätte sie mit Lkeide gesprochen, aber die war zur Zeit als Beschafferin mit einigen ausgesuchten Dieben und Einbrechern nach Stein unterwegs, wo sie gemeinsam zur Zeit der Mondgleiche in Scheunen und Speicher einbrechen würden, um die Vorräte der Armee zu ergänzen.
    Fahrig tauchte Teri ihren Löffel in den Kochtopf und verschüttete einiges davon auf dem Weg zum Mund. Die Männer beobachteten sie genau und wunderten sich. Wenn sie ihre Anführerin nicht so genau gekannt hätten, wäre vielleicht der eine oder andere auf den Gedanken gekommen, dass sie Angst vor dem Kampf habe.

    Zwei Sonnenhöhen vor dem Ablauf des Ultimatums öffnete sich langsam das Lagertor, und die ersten Sklaven kamen mit vorsichtigen Schritten heraus. Sie wurden von Teris Leuten freundlich in Empfang genommen und zu einem tragbaren kleinen Amboß geführt, wo man ihnen mit Bronzewerkzeug die Ketten abnahm. Mehr als zweihundert Menschen hatte Teri gezählt, bevor der Strom endlich versiegte.
    Die von den Ketten erlösten Sklaven gingen ziellos im Lager umher, setzten sich bald an dieses, bald an jenes Feuer und schlossen erste Freundschaften. Einige von ihnen entfernten sich aber auch mehr oder weniger verstohlen vom Ort ihrer Befreiung. Teri ließ sie gewähren. Es gab immer einige Befreite, die sich lieber nicht der Armee anschließen wollten. In manchen Fällen war das durchaus verständlich. - Wer ein Zuhause hatte, wollte bestimmt gern dorthin zurückkehren, und wer meinte, dass er sich allein besser durchschlagen könne, der sollte es nur versuchen. Teri hatte nicht die Absicht, eine Sklaverei durch die andere zu ersetzen. Wer nicht mit ihr gehen wollte, den würde sie nicht zwingen.
    Teri hatte keinerlei Bedenken bei diesem Verfahren, da es Dank der rigorosen Gerichtsbarkeit Estadors keine wirklichen Schwerverbrecher in den Lagern gab. Wer bei etwas Schlimmeren als einem Diebstahl erwischt worden war, hatte nie die Chance, eines der Sklavenlager von innen zu sehen, sondern wurde, zur Belustigung der Massen, öffentlich vom Leben zum Tode gebracht.
    Als die letzten Sklaven ihrer Ketten ledig waren und die Sonne sich langsam dem Horizont näherte, ging Teri mit Zwanzig ihrer besten Kämpfer auf das inzwischen wieder geschlossene Tor zu. "Macht auf!", forderte sie. "Wir wollen uns das Lager ansehen!"
    Zögernd drückten die Belagerten jenseits der Mauer das Tor ein Stück weit auf. Ein paar Männer aus Teris Garde sprangen hinzu und zogen kräftig an den Flügeln. Augenblicke später stand das Tor weit offen, wurde von Teris Leuten bewacht und war von innen nicht mehr zu schließen.
    "Kommt!" Teri hatte sich umgedreht und zu ihrem Lager hinübergewinkt, wo sich nun ein zweihundert Mann starker, schwer bewaffneter Zug mit schnellen Schritten in Richtung des Gerberlagers aufmachte. Die Leute hatten nur auf Teris Zeichen gewartet.
    "He, was soll das?", zeterte Klaaf oben auf der Mauer. "Das war nicht abgemacht!"
    "Inspektion!", schrie Teri zu ihm herauf. "Das machen wir immer so! - Ist alles ganz normal!"
    Die Männer auf der Mauer beruhigte das kaum. Nervös faßten sie ihre Waffen fester, und einen Moment lang sah es so aus, als würde doch noch ein Kampf ausbrechen.
    "Klaaf hat zugesagt, dass wir in das Lager dürfen!", rief Teri den Männern auf der Mauer zu. Sie versuchte Zeit zu gewinnen. Einer der Männer über ihr spannte seinen Bogen. "Fragt Klaaf!", rief Teri nochmals. "Macht jetzt bloß keinen Fehler!" Dann waren ihre Leute endlich heran, und Teri ging an ihrer Spitze eilig durch das Tor, heilfroh, dass kein Pfeil abgeschossen worden war.
    Die Männer auf der Mauer sahen sich nun plötzlich von zwei Seiten bedroht. Sie drehten sich auf den provisorischen Gerüsten die an der Mauer standen um und erkannten, dass nun wirklich alles verloren war.
    "Kommt herunter!", forderte Teri, die an der Spitze ihres Stoßtrupps stand. "Wir haben zu reden!"
    Da es keinen Sinn hat, vor dem Feind ungeschützt auf einem Gerüst herumzustehen, kamen die überlisteten Verteidiger langsam,

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