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Sturm ueber Thedra

Sturm ueber Thedra

Titel: Sturm ueber Thedra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Stuhr
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Mondgleiche. - Und schon hatte sie wieder eine Idee! Auf einer kleinen Lichtung legte sie ihr Bündel auf den Boden und wartete, bis sich alle um sie versammelt hatten. "Wer von euch kennt sich hier in der Gegend aus?", fragte sie die Sklaven. "Ich suche ein kleines Lager mit möglichst nur einem Aufseher!"
    "Noch ein Lager?" Einer der Befreiten überlegte laut. "Ich kenne noch ein Lager, nicht weit von hier! - Vier Arbeiter sind dort und ein Aufseher."
    "Arbeiter oder Sklaven?", wollte Teri wissen. Sie hatte schon im Lager der Gerber festgestellt, dass sich die Leibeigenen nur ungern als Sklaven, sondern lieber als Arbeiter oder Knechte bezeichneten.
    "Sklaven", gab der Mann verschämt zu. "Sklaven wie wir."
    "Wie ihr wart!", korrigierte Teri. "Führ' uns dorthin!"
    "Gut!", antwortete der Mann und übernahm die Führung.
    Die drei Befreiten hießen Sekan, Domsath und Alsar. Sie waren sehr ängstlich und konnten ihre neue Eigenständigkeit im Moment überhaupt noch nicht so richtig genießen, denn durch lebenslange Fronarbeit war ihr Freiheitstrieb verkümmert. Schweigend und unsicher gingen sie mit der Gruppe, und sie schauten sich oft um, als würden sie verfolgt. Nur die kameradschaftliche Behandlung durch Teri, Lkeide und Keldan gab ihnen eine schwache Ahnung, dass sich wirklich etwas in ihrem Leben geändert hatte. - Ob zum Guten, oder nicht, konnten sie im Moment noch nicht beurteilen. Sicher war nur, dass sie aus der Sicherheit ihres geregelten Sklavenlebens herausgerissen worden waren und dass kein Weg dorthin zurückführte.
    Den leise geführten Unterhaltungen auf den nächtlichen Weg durch den Wald entnahm Teri, dass der Aufseher gar kein so schlechter Kerl gewesen war. Der Meinung der Befreiten nach hatte er nur seine Arbeit getan, wie jeder andere auch, und den Schlaghandschuh hatte er nur benutzt, wenn es wirklich nötig gewesen war.
    Teri faßte es kaum. - Wie konnte ein Mensch nur behaupten, es sei nötig gewesen, ihn zu schlagen? - Aber ihr selbst war diese seltsame Haltung der Sklaven ja durchaus bekannt, war sie doch selbst vor kurzem noch Gefahr gelaufen, ihr Schicksal allzu widerspruchslos hinzunehmen.
    Schon bald hatte die Gruppe das Lager erreicht, von dem der Befreite gesprochen hatte. Die ehemaligen Sklaven ließ Teri im Wald zurück, da sie sie nicht überfordern wollte. Wieder schlichen sich Teri, Lkeide und Keldan leise an das Lager heran, und wieder verschwand Lkeide wie ein Schatten von ihrer Seite, als sie sicher war, dass der Aufseher schlief. Statt ihrer Ringe und Armbänder trug sie jetzt den Schlaghandschuh an der rechten Hand, und Teri hielt schon ein Seil bereit, das sie aus dem anderen Köhlerlager mitgenommen hatte ...

    Die vier Neuen hießen Whys, Ferac, Preik und Wolban, und auch sonst hatte sich der Überfall gelohnt, denn auf dem Karren des Wächters war eine große Menge von Lebensmitteln gewesen. Der kleine Trupp nahm soviel davon mit, wie man ohne Mühe tragen konnte, denn Teri wollte beweglich bleiben.
    Immer weiter ging es durch den Wald, und bei Tagesanbruch fand die Gruppe sich auf einem bewaldeten Hügelhang wieder, aus dem ein kleiner Bachlauf entsprang. Man beschloß, den Tag hier in der sicheren Deckung der Bäume zu verbringen und richtete ein gemütliches Lager ein, in dem man sich für den Beutezug der kommenden Nacht stärken konnte.
    Die ehemaligen Leibeigenen gefielen Teri als Gefährten nicht schlecht. Sie stellten sich sehr gelehrig an, was die Taktik der Sklavenbefreiung anging und fingen schon an, sich an Planung und Durchführung weiterer Überfälle zu beteiligen. Schon in der nächsten Nacht stießen so Zufra, Jendig, Gorl, Jahir und fünf weitere Befreite zu Teris Gruppe.
    Keldan wurde die Sache langsam unheimlich. Er sah nun, auf was er sich da eingelassen hatte und es gefiel ihm nicht. Er hatte Angst, bei einer Aktion gefaßt und als Gesetzloser hingerichtet zu werden, und es war ihm deutlich anzumerken, dass er den Befreiten am liebsten erklärt hätte, es sei alles nur ein Spaß gewesen und nun könnten sie wieder friedlich in die Lager zurückkehren. Doch noch größer als seine Angst war seine Liebe zu Lkeide - nur ihretwegen hatte er sich auf dieses Spiel eingelassen, dessen Entwicklung ihn jetzt total überrollt hatte - und wenn er sie halten wollte, mußte er wohl oder übel weiter mitmachen.
    Weiter zog die Gruppe über Land, und es verging nicht eine Nacht in der sie müßig gewesen wäre. Schnelligkeit war ihre Stärke, und Teri und

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