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Sturm ueber Thedra

Sturm ueber Thedra

Titel: Sturm ueber Thedra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Stuhr
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sogar Dolche aus hartem Gestein. Ständig wurden Verbesserungen und Neuerungen eingeführt und entwickelt, denn die ehemaligen Sklaven kämpften für den Erhalt ihrer Freiheit. Viele von ihnen konnten es selbst kaum noch fassen, dass sie sich einst so widerstandslos von ihren Besitzern hatten drangsalieren lassen. Sie wollten Thedra befreien, aber sie waren nicht bereit, den Thedranern - nach Sklavenart - nur gefällig zu sein. Auf dem langen Marsch durch die Provinzen Estadors waren Forderungen laut geworden. Forderungen nach Freiheit, Gleichberechtigung, Landnahme und auf das Recht zu reisen. Diese Forderungen galt es nun durchzusetzen, und dafür kämpften die Befreiten.
    In den Monaten des Feldzugs hatten die ehemals Rechtlosen zum ersten Mal die Kraft gespürt, die sie verkörperten. Sie waren stark und mächtig geworden, und sie hatten nicht die Absicht, diese Vorteile zu verschenken. Jede Frau und jeder Mann in Teris Armee hatte ein Interesse daran, gut zu sein, die Dramilen aus der Stadt zu verjagen und die Thedraner zu einer Änderung ihrer Gesetze zu zwingen. Darum arbeiteten alle daran, die Schlagkraft der Truppe zu erhöhen - und als die vier `Finger' der Armee sich in der Provinz Idur, knapp eine Tagereise vor Thedra, wieder vereinigten, war aus der Hand, die sich nach der Hauptstadt ausstreckte, eine schlagkräftige Faust geworden, bereit die Dramilen aus der Stadt zu stoßen, um die eigene Freiheit zu erringen.

    Seit Monaten schon liefen aus Estador immer neue Meldungen über eine Befreiungsarmee ein, die langsam aber beständig näher rückte. Wenn Thedra jetzt auch noch von der Landseite her abgeriegelt würde, hatten die Besatzer nur noch die Möglichkeit, mit Hilfe von Geiseln an Nahrungsmittel heranzukommen. Darum legte der Befehlshaber der Dramilen sehr großen Wert darauf, dass die Angreifer zurückgeschlagen und vernichtet würden.
    Sed eb Rea hatte zweihundert Schwertkämpfer und Bogenschützen auf das Feld hinter dem Hohlweg kommandiert, um sich den Weg in das Hinterland freizuhalten. Er selbst hatte dafür die besten und unerschrockensten Männer ausgewählt.
    Jeder der Kämpfer am Hohlweg war in der Lage, es ohne Mühe mit drei Stadtsoldaten, oder ähnlich ausgebildeten Männern, gleichzeitig aufzunehmen. Es waren Elitekrieger, die der Stolz jeder Armee gewesen wären, und doch hatte Sed eb Rea sie wieder in die Stadt zurückgeschickt, als er sah, welche Massen von Bewaffneten aus Büschen und Wäldern hervorquollen und auf der Straße in Richtung Thedra marschierten.
    Es war eine Lumpen- und Vagabundenarmee, die da kam. Kaum eine Speerspitze blinkte in der Sonne, denn die Spitzen der meisten Speere waren aus Stein. Keine leuchtenden Regimentsfarben waren zu erkennen, denn die Frauen und Männer waren in Sklavenkittel, Tuche aller Art und halb rohe Felle gekleidet. Kein Gesang tönte aus den dichten Reihen dieser Jammergestalten, schweigend rückten sie auf breiter Front näher. Es war in Sed eb Reas Augen der erbärmlichste Haufen von Landstreichern, der sich je erfrecht hatte, den Namen Armee zu führen. - Und es waren mehr als fünftausend von ihnen!
    Nachdenklich ging Sed eb Rea als letzter in die Stadt zurück und ließ hinter sich das mit Bronzeblech beschlagene Balkengitter aufstellen, das den Simsweg in voller Breite sperrte. - Jetzt war Thedra nach beiden Seiten von der Welt abgeschnitten. Es herrschte Mangel in der Stadt und wenn in spätestens zehn Tagen die letzten Vorräte aufgebraucht wären, würden viertausend wütende Thedraner gegen die jämmerlichen Reste seiner Streitmacht stehen.
    Es war ein kindlicher Gedanke, Sed eb Rea war sich dessen sehr wohl bewußt, aber im Moment wünschte er sich sehr weit fort von hier.

    Schon seit Monaten stand unter Teris Leitung die stärkste Armee auf dem Boden Estadors, die das Land je gesehen hatte. Jetzt, am Tag vor der Schlacht, lagerten fünftausendachthundert Frauen und Männer auf dem Feld, auf dem einst die Herde von Fakuns Dienstherrn gestanden hatte. Zum ersten Mal in der Geschichte ihres Bestehens begann die Truppe, sich auf einen längeren Aufenthalt vorzubereiten, denn nun war der Endpunkt des Marsches erreicht, und es gab keinen Ort, an den die Menschen nach der Schlacht hätten gehen können.
    Als das Lager errichtet war, trafen sich die Führer und Offiziere vor Keldans Zelt, um das Vorgehen für den nächsten Tag zu besprechen. Gerade war man dabei, die Marschrichtungen der einzelnen Gruppen innerhalb der Stadt

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