Sturm ueber Thedra
ängstlich und mürrisch über die Leitern herunter.
"Nun gebt uns eure Waffen", verlangte Teri, als die Männer in einer lockeren Gruppe vor ihr standen.
Ein Murren erhob sich unter den Besiegten.
"Du hast versprochen, dass wir unsere Waffen behalten dürfen", maulte Klaaf, der Mann, der im Lager gewesen war, Teri beleidigt an. "Du hast mich belogen!"
"Ganz ohne Frage!", bestätigte Teri freundlich. "Und nun gebt eure Waffen ab, damit ihr euer Leben behalten dürft!"
"Wer sagt mir, dass du nicht wieder lügst?", schrie Klaaf mit zitternder Stimme. Er geriet jetzt vor Angst und Zorn ganz außer sich. "Wer garantiert für unser Leben?"
Bewegung kam in die Reihen der Männer aus Wolfen. Der Wille zum Widerstand wurde wach.
"Niemand!", gab Teri mit klarer Stimme zu. "Aber ihr habt schon viel von uns gehört! - Gibt es Berichte darüber, dass wir je sinnlos gemordet hätten? - Gebt jetzt die Waffen ab, die wir so dringend brauchen und geht nach Hause! - Oder seid ihr plötzlich so tapfer geworden, dass ihr euch einer vielfachen Übermacht stellen wollt?"
Teri war es schlecht vor Aufregung. Jetzt brauchte nur einer der Männer ein Signal zu geben. - Hob einer sein Schwert, würden alle kämpfen. - Legte nur einer sein Schwert nieder, würden alle aufgeben. Es stand auf des Messers Schneide!
"Nehmt und verschwindet!" Zornentbrannt hob einer der Wolfener sein Schwert und warf es Teri vor die Füße. Weitere Waffen folgten: Schwerter, Dolche, Pfeil und Bogen, Piken und Speere. Das ganze Arsenal, das Wolfen gegen den Feind hatte aufbringen können, lag innerhalb weniger Augenblicke in einem wirren Haufen von Leder, Holz und Metall zu Teris Füßen.
Teri atmete tief durch. "Ich danke euch, dass ihr uns allen eine Schlacht erspart habt", bekannte sie mit plötzlich zitternder Stimme, "denn ich liebe den Kampf nicht!" Suchend sah sie sich um, weil ihr vor Erleichterung plötzlich die Worte fehlten.
"Geht jetzt nach Hause und dankt euren Göttern!" Keldan sprach an ihrer Stelle weiter. "Wir gewähren euch Freies Geleit!"
Murrend, langsam und mißtrauisch setzten die entwaffneten Bewacher des Lagers sich in Bewegung, gingen durch das Tor, auf den Weg, die Straße entlang und waren schon bald hinter dem nächsten Hügel verschwunden.
Teri sah sich mit ein paar ihrer Leute gründlich im Lager um, aber es waren keine guten Erinnerungen, die hier auf sie warteten. - Also ging sie lieber hinaus in das Lager der Armee und streckte sich ein wenig auf ihrer Felldecke aus. Die letzten Strahlen der Abendsonne warfen ein friedliches Licht auf die Szenerie. Teri lauschte den aufgeregten Erzählungen der gerade Befreiten, die überall an den Feuern saßen und freute sich, dass alles so unblutig ausgegangen war. Bedauerlich fand sie nur, dass sie sich nicht ordentlich von der Aufregung erholen und einmal richtig ausschlafen konnte. - Aber mit Anbruch der Dunkelheit würde die Schlafende Armee wieder vom Schauplatz der Befreiung verschwunden sein, um eventuellen Angreifern kein allzu gutes Ziel zu bieten.
Nicht immer gingen die Befreiungsaktionen freilich so unblutig ab. Es gab durchaus Sklavenbesitzer, die ihr "Eigentum" keinesfalls hergeben wollten und erbitterten Widerstand leisteten. Teris Mitleid mit diesen Leuten hielt sich allerdings in Grenzen. Neben ihrer Überzeugung, dass kein Mensch Eigentum eines anderen sein sollte, rechtfertigte sie die kurzen, erbitterten Kämpfe, die auszufechten waren, damit, dass sie Leute für ihre Truppe brauchte, um Thedra zu befreien. Im großen und ganzen war sie allerdings froh darüber, dass vierhundert Jahre Frieden die Estadorianer nicht gerade zu herausragenden Kämpfern gemacht hatten.
Teris Heer wuchs zu beträchtlicher Größe heran, und mit dem Erfolg der Sache geriet Keldan als Anführer immer mehr in den Vordergrund. Teri war das nur recht. Sie förderte Keldans Aufstieg sogar.
Der zuerst so verzagte Gewürzhändler machte seine Sache wirklich gut. Er verstand es, mit den Leuten zu reden, war gerecht gegen Freund und Feind, zeigte taktisches Geschick und machte einen wirklich guten Vorschlag, der einen eventuellen Streit um Teris oder seinen Führungsanspruch von vornherein ausräumte. - Er wollte, dass das Sklavenheer sich weit über das Land verzweigte.
Mittlerweile war die Armee der Befreiten auf über zweitausend Frauen und Männer angewachsen, die die Landstriche, die sie durchquerten, heimsuchten wie eine wandernde Plage. Fast täglich wurde der Nahrungsbedarf der Truppe
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