Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sturm ueber Thedra

Sturm ueber Thedra

Titel: Sturm ueber Thedra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Stuhr
Vom Netzwerk:
Verteidiger sich gegen diese Menge wild gewordener Sklaven verteidigen? Ängstlich standen sie auf den Balkengerüsten, die man hinter der Mauer eilig errichtet hatte und schauten auf die Befreier, die da in aller Ruhe lagerten, Kochfeuer entfachten und sich erst einmal ein Süppchen zubereiteten.
    Natürlich hatten die Wolfener in der Bergstadt Stein, ihrer Nachbarstadt, um Unterstützung gebeten. Die Delegation war mit der Nachricht zurückgekommen, `man würde ja gern helfen, aber unter den gegebenen Umständen sei es nicht ratsam, die Stadt Stein von jedem Schutz zu entblößen. Wer könne schließlich dafür garantieren, dass Wolfen wirklich angegriffen werde und die Sklavenarmee es nicht in Wirklichkeit auf Stein abgesehen habe?'
    Die Verteidiger waren allein und sie wußten es. Keine Streitmacht aus Stein würde den Angreifern brüllend in den Rücken fallen, kein Entsatzheer die Armee der Sklaven von der Flanke her aufrollen. - Nichts würde geschehen, das war klar! Und die Mauer des Lagers schien den Männern von Wolfen immer kleiner und schwächer zu werden.

    Die Truppe hatte ihre Mahlzeit noch nicht beendet, als sich das Tor des Lager einen Spaltbreit öffnete und ein Parlamentär hindurchgeschlüpft kam. Unsicher sah der Mann sich um, als direkt hinter ihm das Tor hastig wieder zugezogen wurde, dann kam er langsam auf das Lager zu. Da es in Teris Lager weder Feldzeichen noch Standarten gab, ging er aufs Geratewohl zu einem der Kochfeuer und fragte dort nach dem Heerführer.
    Teri beobachtete, wie einer der Sklaven den Unterhändler in ihre Richtung schickte und klopfte sich in einer unbewußten Geste den Staub von ihrem Anzug. Sie fühlte sich zwar nicht allzu wohl in ihrer Rolle als Befehlshaberin, aber wenn es denn schon sein mußte, wollte Feldherr Teri wenigstens einen guten Eindruck machen.
    "Ich soll nach dem Goldwiesel fragen!" Der Parlamentär hatte das Feuer der Offiziere erreicht und stand unsicher vor dem Kreis der wilden Gestalten, die sich von seinem Erscheinen in keiner Weise beim Essen hatten stören lassen. Jetzt sahen allerdings einige von ihnen auf und grinsten.
    `Goldwiesel' Teri kannte den Spitznamen, mit dem die befreiten Sklaven untereinander von ihr sprachen und sie fand ihn eigentlich ganz passend, da er sich ohne Frage auf ihren schmalen Körperbau, ihre hellen Haare, ihren gelbseidenen Scharanzug und ihre flinken Bewegungen bezog. Da hatte sich wohl einer ihrer Leute einen Spaß mit dem Unterhändler machen wollen. - Sie lächelte kurz über den harmlosen Scherz.
    "Ich bin Teri, Scharfrau von Thedra, Erschafferin und Führerin der Schlafenden Armee!" Teri stand auf. "Komm und setz dich zu uns!", lud sie den Mann ein.
    "Ich bin Klaaf, Offizier der Lagerwache", stellte der Mann sich vor und setzte sich umständlich nieder. "Die Menschen im Lager haben mich ermächtigt, mit euch zu verhandeln."
    "Wer hat dich ermächtigt? - Alle Menschen im Lager?" Teri sah den Mann mit leichtem Unmut an.
    "Äh, ja, sicher!" Der Unterhändler mußte schlucken.
    "Auch die Sklaven?"
    Mit dieser Frage hatte Klaaf nicht gerechnet. "Äh, nein! - Natürlich nicht!", stammelte er und wischte sich den Schweiß von der Stirn, obwohl es wirklich nicht sehr heiß war.
    "Siehst du?", fuhr Teri fort. "Darum sind wir hier! Ich will, dass Sklaven wieder als Menschen angesehen und behandelt werden, und ich brauche Verstärkung für meine Armee. Richte deinen Kämpfern aus, dass wir die Mauer stürmen werden, wenn die Sonne über jenem Punkt dort steht!" Sie zeigte auf einen Hügel, der in etwa zwanzig Sonnenhöhen erreicht werden würde.
    "Ja, aber ..."
    "Bis dahin", fiel Teri dem Mann ins Wort, "will ich eine verbindliche Zusage haben, dass alle Sklaven bis zum Abend freigelassen werden. Um die Fußketten braucht ihr euch nicht zu kümmern. - Werkzeuge haben wir!"
    "Ja, aber ..."
    "Deine Mannschaften sollen im Lager bleiben!" Teri ließ sich nicht mit Einwänden aufhalten. "Sie können ihre Waffen behalten, sollen sich aber hüten, vor das Tor zu kommen! Wir wollen alle Sklaven haben! Vergiß das nicht, denn wir werden kontrollieren! - Nun weißt du alles, was du wissen mußt und kannst dich mit deinen Leuten beraten. Geh jetzt!"
    "Ja, aber ...", versuchte der Mann es ein letztes Mal.
    "Geh jetzt, Klaaf!", forderte Teri ihn nochmals auf. "Du hast nicht viel Zeit, deine Kameraden zu überzeugen!"
    Verwirrt stand der Mann auf, verbeugte sich kurz vor Teri und ging dann auf das Lagertor zu.
    "Gut gesprochen,

Weitere Kostenlose Bücher