Sturm ueber Thedra
zwei Jahre lang zu nichts hatten aufraffen können, mit allem was man als Waffe gebrauchen konnte, auf die Besiegten eingeschlagen. Auch der Gouverneur war tot, wie Reo mit Genugtuung feststellte - und trotzdem war die Stadt nicht sein!
Die ehemaligen Sklaven hatten zusammen mit den Moormenschen einen Rat aufgestellt, der nicht gezögert hatte, König Reo bei erster Gelegenheit seine Forderungen vorzutragen. - Und es war nicht wenig, was sie forderten: Freie Menschen wollten sie sein; Land wollten sie haben und vieles mehr, was dem König nicht behagte.
Reo war erzürnt! - Was hatte diese Hüterin da bloß angerichtet? Wie, um aller Götter Willen, sollte man diese Leute wieder loswerden?
Reo war erzürnt, und Teri hatte sich zu verantworten! Reo hatte sie durch einen Verkünder zur Königsklippe rufen lassen, und es war ein Befehl gewesen, keine Bitte!
Teri war dem Ruf gefolgt, denn es war ihr klar, dass sie als Scharfrau ihren Oberen Rechenschaft abzulegen hatte. Sie war allerdings nicht bereit, bei der Befragung ihre ganze Geschichte zu offenbaren. - Mochten die Lenker der Geschicke Thedras sich mit den Antworten bescheiden, die sie zu geben bereit war; denn wer viel redet gibt viel preis, und Teris Vertrauen in die Weisheit der Mächtigen hatte etwas gelitten in den Jahren ihrer Suche.
Scheinbar gleichmütig saß Teri mit König Reo, Obmann Athan und Jamik an einem Tisch, gespannt darauf, was man ihr wohl vorhalten werde; denn dass die drei Machthaber Thedras über das Heer der Befreiten in ihrer Stadt nicht sehr glücklich sein konnten, war ihr klar.
"Du hast den Sklaven die Freiheit versprochen!" König Reos Stimme hatte etwas Anklagendes. "Die Stadt ist voller Leibeigener, die herumlaufen und sich benehmen, als seien sie ihre eigenen Herren!"
"Ich gab ihnen kein Versprechen!" Teri richtete sich auf ihrem Platz kerzengerade auf. "Ich gab ihnen die Freiheit! - Wer immer mit mir nach Thedra gekommen ist, kam aus freien Stücken! Fünftausendachthundert freie Menschen haben deine Stadt befreit. - Willst du sie nun wieder zu Leibeigenen machen?"
König Reo war im Moment zu verblüfft, um auf diese kühne Antwort etwas zu erwidern, darum ergriff Athan das Wort: "Hast du den Moorstädtern die Steuerfreiheit versprochen?"
"Nein! - Behaupten sie das?"
"Nun, das nicht gerade. - Aber sie verlangen für die Befreiung Thedras hundert Jahre Steuerfreiheit, und sie behaupten, das sei beschlossene Sache." Athan sah Teri mißtrauisch an und auch König Reo runzelte die Stirn.
"Wer sagt das?", wollte Teri wissen. "Wer spricht im Rat der Armee für Moorstadt?"
"Fokom!", gab Athan bereitwillig Auskunft. "Kennst du ihn?"
"Nicht sehr gut." Teri schüttelte den Kopf. "Aber ich glaube dass er Recht behält, denn es ist seine Art, Recht zu behalten."
"Sprich nicht in Rätseln zu uns!", fuhr der König auf. "Oder ich lasse dich durch Jamik befragen!"
"Nein!" Teri sprang auf. "Nie wieder werde ich es dulden, dass die Macht der Magier meine Gedanken berührt! Lange genug war mein Geist in dem Bemühen gefangen, einen sinnlosen Auftrag durchzuführen. Ihr könnt es nicht ermessen, was es heißt, keinen Atemzug zu tun, ohne den Zwang der fremden Gedanken zu spüren. Sehenden Auges wäre ich fast in mein Verderben gelaufen. Ich werde mich allem widersetzen, was ein Magier mir aufträgt, denn wäre ich Herrin meiner selbst gewesen, wäre Thedra schon lange befreit, und ich hätte nicht meinen Mann und mein Kind ..." Teri Stimme versagte.
"Ich weiß, wovon sie redet", ließ sich Jamik nun mit leiser Stimme hören. "Auch ich habe unter Zwang und wider besseres Wissen gehandelt und bin, ohne es zu wollen, schuldig geworden an dieser Frau. Das was sie erreicht hat, ist aus ihrer eigenen Kraft erwachsen. - Sie hat nie einen Befehl gebraucht, der ihr sagte was zu tun sei!"
König Reo und Athan schauten sich kurz an und blickten dann auf Teri, die sich inzwischen wieder gefangen hatte.
Teri stand aufrecht in der Mitte des Raumes. "Mag sein, dass ihr nicht sehr zufrieden mit mir seid", vermutete sie mit klarer Stimme, "aber ich habe euch die Armee gebracht, die in der Kraft der Unterdrückten schlief! - Ich brachte euch die Schlafende Armee, wie es mein Auftrag war. - Und nun fordere ich meine Belohnung!"
Am Morgen des folgenden Tages verließ Teri über den Simsweg die Stadt. Reo, Athan und auch Jamik hatten ihrer Bitte entsprochen und sie für unbestimmte Zeit vom Schardienst freigestellt. Sie hatte eine neue Scharausrüstung
Weitere Kostenlose Bücher