Sturm ueber Thedra
wollten, er hatte es verdient! Teilnahmslos sah er zu, wie die aufgeregte Menge Brennmaterial herbeischleppte und unter ihm aufschichtete. Schon kamen Männer mit brennenden Fackeln aus dem nächstgelegenen Wohnfelsen.
Man wollte ihn also verbrennen! Llauk bekam Angst. Schon war der erste Mann heran und hielt seine Fackel an das Holz.
Llauk zerrte an seinen Fesseln.
"He, so geht das nicht! Hört auf!"
Die Fackeln zogen sich aus Llauks Blickfeld zurück. Erstaunt schaute er sich um. Wer wagte es, sich dieser wütenden Menge zu seinen Gunsten zu widersetzen und warum? - Hatten etwa die Dramilen wieder die Oberhand gewonnen? - Aber daran glaubte Llauk nicht ernsthaft.
"Hört jetzt auf! - Was soll das hier werden?" Tees, Raban und noch einige andere Obleute waren gekommen und geboten der Menge Einhalt. Unmißverständlich unterstrichen sie ihre Forderung mit den kurzen Spießen der Stadtwache, die sie irgendwo gefunden hatten.
Llauk war irritiert. - War es denn wirklich möglich, dass diese Leute zu ihm hielten?
"Also, was macht ihr hier?" Der Obmann der Kupferschmiede forderte grimmig Auskunft.
"Die Dramilen haben ihren Gouverneur vergessen, als sie zu ihren Göttern gingen und nun schicken wir ihn als Rauch hinterher!", antwortete ein grobschlächtiger Hafenarbeiter in lederner Kleidung.
"Aber nicht so!" Der Sprecher der Obleute nahm eine würdige Haltung ein. "Das werden wir nicht dulden ..."
Ein winziger Hoffnungsfunke glomm in Llauk auf.
"...dass ihr hier den Käfig abbrennt! - Macht eure Sperenzchen gefälligst drüben an der Felswand!"
Murrend räumte die Menge den Holzstapel unter Llauk wieder ab und schleppte alles an die angewiesene Stelle. Dann wurde der Balken mit dem darangebundenen Llauk dort angelehnt, wobei der Zufall es wollte, dass er mit dem Kopf nach unten aufgestellt wurde.
Die Menge war ein wenig mürrisch. Durch die Unterbrechung war das alles nur noch der halbe Spaß. Etwas versöhnt wurde sie dadurch, dass der Gefangene ununterbrochen quiekende Geräusche ausstieß, die man durchaus für Angstwimmern hätte halten können.
Aber die Menge irrte sich. Llauk lachte! Lachte, wie er noch nie in seinem Leben gelacht hatte. Lachte über diese Farce einer Hinrichtung, die so hervorragend zu der Farce seines Lebens paßte.
Fast beiläufig warfen die Männer die Fackeln auf den Scheiterhaufen. Die Flammen schlugen hoch. Llauk spürte die Hitze in seinem Gesicht - und doch lachte er. - Er lachte, als seine Haare Feuer fingen und als die Haut auf seiner Stirn Blasen warf. Er lachte bis er die Flammen in seine Atemwege einsog und seine Stimmbänder in der Hitze verschmorten. Danach verriet nur noch das rhythmische Zucken seines Körpers etwas von der Heiterkeit des Wahnsinns, die Llauk keinen Schmerz spüren ließ, als sein Gewand in Flammen aufging.
"Die fliegenden Schiffe kommen!", brüllte ein Mann von der Stadt her über den Strand. "Die Scharleute sind da!"
Unmutig warfen die Menschen am Strand noch einen letzten Blick auf ihren brennenden Gouverneur, der sie selbst im Tode noch betrogen und enttäuscht hatte und wandten sich dann der Stadt zu. Schließlich wollte keiner die Ankunft der Scharleute versäumen.
Athan hatte vorausgesehen, dass nach der Befreiung Mangel in Thedra herrschen würde und hatte in Cebor Nahrungsmittel gehortet, die er nun von Schneckenschiffen in die Stadt holen ließ. Erleichterung konnte er aber schon schneller schaffen, da die Schwalbenschiffe die Strecke nach Cebor und zurück innerhalb von nur zwei Tagen bewältigten. So wurde Athan, ohne dass er es eigentlich gewollt hatte, bald zum Helden des Befreiungskampfes, denn er brachte etwas zu essen, während Teri und Keldan ja bloß über fünftausend hungrige Mäuler herangeschleppt hatten.
Einen vollen Tag dauerte es, bis König Reo und sein Gefolge den Verschlussstein mittels eines Systems von Flaschenzügen so weit emporgehievt hatten, dass die Treppe in die oberen Gemächer wenigstens kriechend passiert werden konnte. Nachdem auf diesem Wege einige Helfer dazugekommen waren ging es ein wenig schneller. Schon am folgenden Tag konnte König Reo aufrecht gehend seine Räume verlassen und seiner Stadt einen Besuch abstatten. - Es gefiel ihm nicht so sehr, was er da sah, und was er zu hören bekam, war auch nicht so recht nach seinem Geschmack.
Die Stadt war nun frei. Fokom hatte recht behalten - Kein Dramile hatte die Schlacht überlebt. Als alles schon entschieden war, hatten die Thedraner, die sich über
Weitere Kostenlose Bücher