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Sturm ueber Thedra

Sturm ueber Thedra

Titel: Sturm ueber Thedra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Stuhr
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anfangen?", wollte Teri von ihm wissen, als er beim Frühstück neben ihr saß. Tana hatte sofort, als das Tor wieder geöffnet wurde, ein großes Brot besorgt und auf eine Decke neben die Feuerstelle gelegt. Ohne zu zögern griffen die Kraan erfreut zu. Auch Fakun kaute genießerisch auf einer Brotkruste herum, bis ihm Teris Frage den Appetit zu verderben schien.
    "Ich, ich weiß nicht", gab er zögernd zu. "Meine Gefährten haben mich hier als Todgeweihten zurückgelassen. Das dürft ihr ihnen nicht übelnehmen." Auch Tana und Gerit hörten interessiert zu. "Das ist bei unserem Volk so Sitte. Wir wandern sehr viel im Land umher. Wenn jemand stirbt, dann darf er die Gruppe nicht aufhalten. Sein Besitz wird verteilt und seine Familienbande erlöschen. Er selbst wird an geeigneter Stelle zurückgelassen."
    "Was ist eine geeignete Stelle?" Gerit beugte sich vor.
    "Ein Dach! Ein Dach gegen Regen und Sonne und Wind. Ein Dach aus Zweigen, aus Holz oder aus Stein. Das ist alles, was ein Sterbender braucht", erklärte Fakun bereitwillig.
    "Und wenn jemand nicht stirbt, so wie du?"
    Fakun lachte kurz auf, aber es klang ein Unterton von Bitterkeit mit. "Ihr kennt mein Land nicht. Die Steppen hinter Kaji sind kein Ort, wo ein Verlassener überlebt. Nie ist ein Todgeweihter aus den endlosen Weiten zurückgekehrt. Nur die Stimmen der Geister schweben in sternklaren Nächten über der Steppe."
    Teri spürte, wie ihr ein Schauer über den Rücken lief. - Nicht nur des grausamen Rituals wegen, das Fakun gerade beschrieben hatte, sondern auch der Art wegen, wie er es tat. In seiner nachdenklichen Art hatte er der nüchternen, thedranischen Sprache eine Kraft und Bildhaftigkeit verliehen, wie Teri es noch nie erlebt hatte.
    Auch Tana zeigte sich beeindruckt. "Wo hast du unsere Sprache so gut gelernt?"
    "Es gibt thedranische Kaufleute in Kaji", antwortete Fakun. "Ich war Gehilfe dort."
    "Dann kannst du doch zurückkehren", stellte Gerit fest. "Bestimmt geben dir die Thedraner deinen alten Posten zurück."
    "Ihr irrt Euch, Herr Gerit." Fakun wurde, wenn möglich noch blasser als er ohnehin schon war. "`Kein Toter kehrt zurück', heißt es bei meinem Volk. - Mein Besitz ist verteilt, mein Zelt verbrannt, meine Frau einem Anderen gegeben ..."
    "Deine Frau?" Für Tana sah Fakun fast noch wie ein Kind aus. Sie schaute ihn ungläubig an.
    "Ja", bestätigte Fakun schlicht. "Alles was ich besaß ist nicht mehr mein. Kein Toter kehrt je zurück, das ist das Gesetz. Würde ich es wagen, dieses Gesetz brechen zu wollen, meine eigenen Brüder würden dafür sorgen, dass ich es doch nicht könnte."
    "Du meinst - sie würden ..."
    "Sie würden mich an der Stadtgrenze erschlagen und verscharren", bestätigte Fakun Tanas Verdacht.
    "Was willst du denn jetzt machen?" Teris Frage war immer noch nicht beantwortet worden.
    "Ich weiß es noch nicht. Die Kraan haben es schon durchblicken lassen, dass sie keine Verwendung für mich haben. Sie haben selbst nicht genug Geld und werden einen Teil der Passage abarbeiten müssen. Ich denke, ich werde versuchen, mich im Hafen nützlich zu machen. Vielleicht kann ich mir mein Essen verdienen, bis ein Kapitän eines Tages einen Mann ohne Seeerfahrung gebrauchen kann. Wenigstens um ein Obdach brauche ich mir keine Sorgen zu machen, solange es das Fremdenhaus gibt."
    Fakun hatte recht. - Das war aber auch das einzig Erfreuliche an Thedras Fremdenhaus: die Übernachtungen waren umsonst.

KAPITEL 6 - DIE KAO-LAD

    Auch wenn der Weg nicht das Ziel ist, so ist er doch der Weg.

    Klobig wie ein altersgrauer Holzschuh lag die `Kao-lad' an der Kaimauer des Schneckenhafens. "Ein Schneckenschiff, das seinen Namen sicher verdient", meinte Gerit, als sie mit ihren Bündeln bepackt den Liegeplatz erreichten.
    Insgeheim gab Teri ihm recht. Als Kind einer Hafenstadt hatte sie schon Tausende von Schiffen aller Art gesehen. Dieser alte Frachter mit seinen kurzen Masten und den kleinen Segeln würde starken Wind brauchen, um überhaupt von der Stelle zu kommen. Betrübt schaute sie zu dem hohen Felsenriff hinüber, das den Schwalbenhafen und die Werft der fliegenden Schiffe vollständig von der Stadt abtrennte. - Wie schön wäre es gewesen, hätten sie mit einem Schiff der Edelsteinklasse reisen können. - Aber das war natürlich völlig unmöglich. Erstens gehörten sie nicht zur Sturmflottenschar und durften die Schiffe noch nicht einmal aus der Nähe sehen, und zweitens hättenTanas und Gerits Ersparnisse aus vielen Jahren Arbeit

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