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Sturm ueber Thedra

Sturm ueber Thedra

Titel: Sturm ueber Thedra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Stuhr
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natürlich zugestanden, sich von zwei kräftigen Dienern tragen zu lassen, aber er machte nur sehr selten Gebrauch von diesem Recht.
    Tana hatte Geron versprochen, sich, anstelle des nicht ansprechbaren Erin, um die Kranke zu kümmern und auch das Kind zu versorgen. Den Rest würden seine Assistenten besorgen, die sich täglich ihre Anweisungen von Geron holten.
    "Achte besonders darauf, dass sie sich nicht bewegt, oder bewegt wird!", ermahnte er Tana nochmals vom Eingang aus. "Wir werden sie jetzt für drei Tage unter leichter Betäubung halten; in dieser Zeit bekommt sie nur ein wenig Absud von Fleisch, wenn sie nach Speise oder Trank verlangt, sonst nur etwas Wasser. - Danach gebt ihr für weitere drei Tage leichte Kost, auch viel Fisch und weiter Absud von Fleisch. Wenn sie nicht vorzeitig aufsteht, kann sie genesen."
    Den letzten Satz mußte Erin gehört haben. Er stand auf und kam auf Geron zu. "Wird meine Frau leben?", wollte er wissen. "Geron, wird Ael leben? - Versprich mir, dass sie leben wird!"
    Gerons Miene verhärtete sich. Konnten diese Leute denn niemals aufhören zu fordern? "Du hast eine Tochter", sagte er zu Erin. "Wie wäre es, wenn Du sie Dir anschaust?" Ohne ein weiteres Wort drehte er sich um und trat auf den Gang hinaus.

    Ael genas innerhalb eines Monats mit Hilfe Tanas und ihres Mannes wieder vollständig, nur die Narbe von Gerons Operation machte ihr zeitlebens zu schaffen. Schwanger wurde sie nie wieder.
    Das kleine Mädchen wurde nach alter Sitte mit den Namen der bei der Geburt Anwesenden, also Tana und Erin, genannt, voraus man vortrefflich das Wort Teri bilden konnte. Den Namen Gerons mit in den Namen des Kindes zu verflechten, waren die Eltern nicht vermessen genug gewesen.
    War Teri in den ersten Tagen ihres Lebens ein sehr ruhiges Kind gewesen, sie regelmäßig an die Brust ihrer betäubten Mutter angelegt wurde, so hatte sie sich später zu einem vollständig normalen, lauten, gesunden Schreihals entwickelt, der seine Eltern den ganzen Tag über zu beschäftigen verstand.
    Draußen heulten die ersten Winterstürme über die Klippen und schwere Brandung brach sich an den Gestaden Estadors. Es wurde neues Leben geboren, und manches ausgebrannte Lebenslicht erlosch in diesem Winter. - So wie es seit undenklichen Zeiten gewesen war, in Thedra.

KAPITEL 2 - DER KÖNIG DER STOFFMACHER

    Könnte man Klugheit durch Erziehung vermitteln, wo sollten dann die Dummen herkommen?

    Still, ganz still, saß Llauk in dem Bretterverschlag, in dem sein Vater die fertigen Tuchballen aufbewahrte. Trotz des weichen Sitzes, den er sich aus einem Schemel und Stoffresten gebaut hatte, wurde die Stellung doch langsam unbequem.
    Llauk war müde. Gerne hätte er seinen Posten aufgegeben, doch die selbst auferlegte Pflicht hielt ihn eisern auf seinem Platz fest. Llauk mußte aufpassen.
    Wieder und wieder begann das Astloch vor seinem Auge zu einem hellen Fleck zu verschwimmen. Llauk nahm sich zusammen. Solange der Vater nicht in der Werkstatt war, mußte er darauf achten, dass die verdammten Sklaven nicht trödelten oder schwatzten. - Zwar hatte das niemand von ihm verlangt, auch der Vater nicht, aber Llauk hatte schon früh ein Gefühl dafür entwickelt, was Sklaven durften und was nicht:
    Früh aufstehen durften sie - und spät ins Stroh kriechen, wenig essen, aber viel leisten, demütig nicken, wenn der Herr sprach, aber nicht schwatzen. - Darum machte Llauk sich die viele Arbeit mit der Überwachung. Denn er wußte natürlich genau, dass die verdammten Sklaven heimlich über ihre Herren lachten und machten was sie wollten.
    Manchmal bedauerte er, dass sein Vater ein so gütiger Mann war - viel zu gütig für seinen Geschmack. Der Alte ließ die Sklavenbande einfach wirtschaften wie sie wollte und freute sich über jede Elle Stoff, die dabei herauskam. Es brachte Llauk zum Wahnsinn, wenn er sah, wie freundlich sein Vater mit den Arbeitern sprach. Da hatte er bei seinen Freunden in den größeren Stoffmachereien schon ganz andere Umgangsformen kennengelernt. - Beschimpfungen gab es da und Schläge, wenn die Brut nicht spurte. Essensentzug und schwere Ketten.
    Nicht, dass die anderen Werkstätten deshalb auch nur eine Elle Stoff mehr hervorgebracht hätten, als die von Llauks Vater, aber darum ging es auch nicht.
    Llauk konnte es einfach nicht verwinden, dass sein Vater die Sklaven von gleich zu gleich behandelte und manche von ihnen ganz offen höher einschätzte als seinen eigenen Sohn. Darum lag er hier auf

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