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Sturm ueber Thedra

Sturm ueber Thedra

Titel: Sturm ueber Thedra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Stuhr
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noch nicht einmal ausgereicht, auch nur ihr Gepäck nach Isco, der Kaiserstadt des Kontinents, bringen zu lassen. So waren Tana und Gerit gezwungen gewesen, ein langsameres und billigeres Transportmittel zu wählen.
    Teri spürte, wie Ärger in ihr aufkam. Dreißig Tage würde die `Kao-lad' etwa brauchen, bis sie die Kaiserstadt erreichte - das Zehnfache der Zeit, die ein Schwalbenschiff benötigte.
    Eigentlich hatte Teri sich auf die Reise gefreut, aber jetzt schlich sie mürrisch und lustlos an Bord.
    "Was ist mit dir? Hast du jetzt schon Heimweh?"
    Teri beantwortete Gerits Frage nur mit einem unbestimmten Laut, der alles und nichts bedeuten konnte.
    Tana hatte mit dem Kapitän vereinbart, dass für die Familie auf dem Vorschiff ein kleines Rechteck aus geöltem Tuch gebaut würde. Teri fand diesen Schutz reichlich überflüssig. Wind und Regen hatten ihr noch nie viel ausgemacht. Achtlos warf sie ihr Bündel in das winzige, mit Stroh ausgepolsterte Zelt und überließ Tana das Einrichten.
    Gerit war inzwischen auf das Achterdeck gegangen und unterhielt sich mit dem Kapitän. Teri sah, wie er dem Mann etliche Münzen übergab. Unwillkürlich tastete sie nach dem flachen Lederbeutel, den sie unter ihrer Kleidung auf der Hüfte trug. Acht Bronzestücke waren darin und nochmals der Wert von zwei Bronzestücken in Kupfer- und Zinnmünzen. - Ein Vermögen! Teri schaute sich weiter um.
    Oft schon war Teri auf Schiffen gewesen, die im Hafen lagen. Die grauen Planken, das ordentlich zusammengelegte Tauwerk, die wettergebleichten Segel aus grobem Tuch, das alles war ihr ein wohlvertrauter Anblick. Auch die Matrosen aus allen Ländern des Kontinents waren nichts Besonderes für sie. - Trotzdem war diesmal etwas anders: Noch nie war ihr ein Schiff so fremdartig und beängstigend vorgekommen, wie die Kao-lad. Die Matrosen, obwohl großenteils Einheimische, sahen so groß und roh aus. Selbst das Hafenwasser, Freund und Spielgefährte aller thedranischen Kinder, wirkte dunkel und bedrohlich. Die Kaimauer, die jetzt bei Ebbe hoch über das Deck der Seidenprinzessin aufragte, kam ihr seltsam vertraut und verlockend vor, und die Hafenausfahrt, dieser Felsdurchbruch am anderen Ende des Hafenbeckens, erschien ihr wie das Tor in eine fremde, feindselige Welt.
    Teri erschauerte. Sie würde den Hafen verlassen. Sie würde Thedra an Bord dieses grauen, alten Frachters verlassen und jahrelang nicht zurückkommen. Sie hatte ihr Zuhause bereits verloren und war nun gerade dabei, auch noch den Rest aufzugeben.
    Teri hatte Angst. Es war ungerecht von den Erwachsenen, sie in diese Sache mit hineinzuziehen. Was konnte sie denn dafür, dass ihre Stiefmutter sich von Zunft und Stadt losgesagt hatte? Einmal noch - nur einmal noch an Land gehen, die alten Freunde sehen, die bekannten Spiele spielen. Teri hatte Angst. Angst, die Sicherheit Thedras zu verlassen. Angst vor der Fremde. Angst vor der ganzen Welt! Unwillig gestand Teri sich eine unangenehme Tatsache ein: Möglich, dass Gerit Recht hatte mit seiner Vermutung. Möglich dass sie Heimweh hatte, schon hier, bevor es überhaupt losgegangen war.

    Die Ankunft der Kraan an Bord war ein Ereignis für das ganze Hafenviertel.
    Die Artisten nutzten den Abschied von Thedra für eine letzte glanzvolle Darbietung ihrer Künste. Hoch wirbelten die Holzstäbe der Jongleure, während die Wurfhölzer der Frauen in atemberaubendem Tempo wirbelnd die Masten der Schiffe umkreisten und immer wieder zu den Werferinnen zurückkehrten.
    Durch die Beschläge des großen Holzreifens waren zwei feste Stäbe gesteckt worden, die sich in der Mitte kreuzten. Dieses Gerüst, getragen von drei Männern, diente als wandernde Plattform für die Künstler. Begleitet wurde das Spektakel von aufpeitschenden Rhythmen der Trommeln und Ratschen der Kraan, so dass für kurze Zeit alle Blicke im Hafen auf die Gaukler gerichtet waren und die Arbeit vollständig ruhte.
    Bgobo, der Anführer der Truppe, nutzte die augenblickliche Aufmerksamkeit, sprang mit einem großen Satz auf das tragbare Podest und sprach den `Schlechten Dank'.
    "Leute von Thedra", rief er, “ihr werdet traurig sein und ihr werdet verzweifeln, denn die Kraan verlassen jetzt eure Stadt! - Bgobo, Sohn eines hohen Fürstengeschlechts aus Wajir in der Steppe hinter der Wüste hinter dem Meer und seine göttinengleiche Mutter Aska haben sich herabgelassen, eurer kalten grauen Stadt einen Besuch abzustatten. Ihr habt uns empfangen wie es eurem Ruf entspricht, und

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