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Sturm ueber Thedra

Sturm ueber Thedra

Titel: Sturm ueber Thedra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Stuhr
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dafür danken wir euch!
    Thedraner, ihr seid ein hartes Gewächs, in Fels verwurzelt, und eure Herzen sind genauso steinern wie die Türme eurer Stadt! Steinern ist sogar eure Währung, wie mir scheint, denn bei unseren Darbietungen regneten mehr Kiesel als Kupfer auf unsere Decken.
    Thedraner! - Eure Großzügigkeit ist die von Krämern und eure Gastfreundschaft die von Kerkermeistern. Eure Fürsorge ist die Fürsorge der Wachen, und das Bett, das ihr den Fremden bietet, taugt nicht einmal für eine sterbende Ziege! Darum werden Prinz Bgobo und seine königliche Mutter jetzt eure Festung des Geizes und der Habgier an Bord der Seidenprinzessin verlassen.
    Ja, heult und zetert nur, werft euch zu Boden und weint! Zu spät! Zu spät kommt alle Reue! Ich und mein Gefolge fahren nun zum Berg der ewigen Jugend, und erst wenn ihr alle gestorben seid, kehren wir wieder und werden sehen, ob die Härte eurer Herzen auch auf eure Kinder übergegangen ist.
    Lebt wohl, Thedraner, und fallt nur nicht ins Wasser. - Die Steine in eurer Brust würden euch sofort hinabziehen!"
    Mit diesen Worten sprang Bgobo von der Plattform herab, während die Zuhörer in donnernden Applaus ausbrachen und ihm zujubelten. So schön hatte schon lange kein Artist mehr den `Schlechten Dank' gesprochen.
    Schnell breiteten zwei der Frauen eine große Felldecke auf dem Hafenpflaster aus und von allen Seiten setzte ein wahrer Regen kleiner Gegenstände ein. Leider hatte Bgobo aber nur zu recht gehabt. Nach wenigen Augenblicken war die Decke förmlich mit kleinen Kieseln übersät, während nur da und dort der metallische Glanz eines kleinen Kupferstücks zu erkennen war.
    "Selten ist mir der `Schlechte Dank' leichter über die Lippen gekommen", raunte Bgobo Gerit vertraulich zu, als er zurückwinkend das Schiff betrat. "Du wirst dich noch wundern, Thedraner, wie andere Völker ihre Gäste behandeln."

    "Hom!" Neue Passagiere waren angekommen. Seltsame Männer in langen schwarzen Gewändern, deren Anführer jetzt gemessenen Schrittes über das Deck der Kao-lad ging und immer wieder dieses seltsame "Hom!" aussprach.
    "Pilger des Harmuged", erklärte der Kapitän, der Gerits fragenden Blick bemerkt hatte. "Habt ihr noch nie von ihnen gehört?"
    Gerit verneinte und auch Teri schüttelte den Kopf, hoffend, der Mann möge mehr über diese unheimlichen Pilger berichten.
    "Es sind Wanderprediger. Ihr Gott heißt Harmuged. Ursprünglich kommen sie aus Hestron, der Steinwüstenstadt."
    "Aus Hestron, der Magierfestung?" Gerits Stimme war die Erregung anzuhören. Von Magiern hatte er eine hohe Meinung.
    "Ja", bestätigte der Kapitän. "Allerdings haben sie mit den Magiern dort nichts zu tun. - Mehr noch. - Man sagt, sie leben mit ihnen in ständiger Fehde. Die Jünger des Harmuged halten nichts von den Dingen dieser Welt. Ihr ganzes Wirken ist auf ein Leben nach dem Tode ausgerichtet. Sie suchen nach dem Tisch der Macht, der die Welt zeigt, und an dem der alte Kaiser des Kontinents darauf wartet, die Menschen von sich selbst zu erlösen. - Hoffentlich ist der Kerl bald damit fertig, seine Segnungen über das Schiff zu sprechen. So etwas macht meine Mannschaft immer ganz nervös."
    Gerit schüttelte verwirrt den Kopf und auch Teri kam die Geschichte reichlich absonderlich vor.
    "Für einen Mann, der sein wahres Leben erst nach dem Tode beginnen will, gibt dieser Mann sich aber reichlich Mühe, das Schiff zu verzaubern", meinte Gerit halblaut.
    Der Kapitän zog vielsagend die Schultern hoch. "Auch Bronzestücke haben sie erstaunlich gerne", raunte er Gerit zu. "Nie sah man einen von ihnen irgend etwas arbeiten - aber Bronze haben die Burschen! Sie ziehen nur über Land und versprechen den Leuten einen Platz auf einer traumhaft schönen Insel, wenn sie nur fleißig opfern. - Das heißt, opfern müssen sie schon hier, auf die Insel kommen sie aber erst als Tote."
    Teri drehte sich weg und ging zu Tana. Das Gespräch der Erwachsenen wurde ihr zu kompliziert. Einen Tisch suchen, der die Welt zeigte und die Menschen erlöste, war das etwas, womit Erwachsene sich beschäftigen konnten?
    "Hom!" Der Pilger war mit seinen Segnungen jetzt beim Ruderbalken angekommen und kehrte zu seinem demütig wartenden Gefolge zurück.
    Mit diesen Leuten auf einem Schiff reisen zu müssen, schlug Teri aufs Gemüt. Sehnsüchtig schaute sie auf den Kai.
    Mittlerweile hatte das auflaufende Wasser die Kao-lad so weit angehoben, dass das Deck mit dem Hafenpflaster eine gerade Linie bildete.

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