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Sturm ueber Thedra

Sturm ueber Thedra

Titel: Sturm ueber Thedra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Stuhr
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Stahlbogen geschmolzen war. Stoisch schweigend hatte die Mannschaft auf dem flammenden Schiff ausgeharrt und war vor den Augen Tausender mit ihm zu Asche verbrannt.
    Es war unglaublich gewesen. Die Dramilen konnten machen was sie wollten, der Siegeszug der Schwalbenschiffe war nicht aufzuhalten. Immer häufiger zogen die gewaltigen Seidensegel mit unglaublicher Geschwindigkeit am Horizont dahin und gaben den Dramilen das Nachsehen. Verdächtig viele Finder kamen nie mehr von See zurück - und verdächtig viele verkohlte Trümmer dramilischer Schiffe wurden an den Ufern aller Küsten angeschwemmt.
    Auch die Hafenstädte richteten sich nach und nach auf die neuen Verhältnisse ein. Es galt als Ehre, von den thedranischen Schiffen der Edelsteinklasse angelaufen zu werden, und wo immer es möglich war, bauten die Hafenstädte abseits des Hauptfahrwassers schmale Dämme, die sogenannten Schwalbenstangen, die weit in das Meer hinein reichten, um den Kapitänen einen ungestörten Liegeplatz bieten zu können.
    Sicher, die Masse der Güter wurde weiterhin von normalen Segelschiffen befördert. Ein Schwalbenschiff hatte aufgrund seiner leichten Bauweise kaum Ladekapazität. Maximal zwei große Karrenladungen konnte ein Kapitän als Fracht annehmen, aber was waren das für herrliche Waren, die er transportierte: - Neidlos konnten die Schwalbenschiffkapitäne den Dramilen die schweren, unrentablen Frachten gönnen. Mochten sie nur Getreide, Hölzer und Tonnen voller Pech transportieren, wenn sie ihnen nur Seide, Edelsteine, Gewürze und gesinterte Erze überließen.
    Die Kaufleute, die leichte und teure Waren verschifften, hatten sich schnell überzeugen lassen. Der sichere, zügige Transport von Hafen zu Hafen war ihnen so manches schöne Bronzestück wert. So flogen denn die thedranischen Schwalbenschiffe mit den edelsten und teuersten Frachten dahin, während die dramilischen Schoner, den Bauch voller Roherz oder Holzkohle, förmlich auf der Stelle dümpelten.
    Und während die thedranischen Schiffe immer schneller wurden, die Frachten immer lohnender, entwickelte sich noch etwas anderes - die sprichwörtliche thedranische Arroganz: Immer neue Verordnungen und Erlasse wurden erfunden, um Fremde, die die Stadt besuchten, unter Kontrolle zu halten. Zunächst aus Angst vor Spionage und Verrat, später schon aus Prinzip. `Jeder Fremde kann ein Feind sein' hieß es in Thedra, und genauso wurden die Gäste der Stadt auch behandelt.
    Ausgangssperren, verbotene Zonen und das Fremdenhaus waren die Mittel, die den Fremden schnell klarmachten, dass sie nur als Handelspartner erwünscht waren. Dutzende von Wachen durchstreiften Tag und Nacht die Stadt und sorgten für die Einhaltung der Vorschriften.
    `Ein Hund am Kaiserhof wird weniger getreten, als der Gast in Thedra' erzählten sich die Kaufleute des Kontinents untereinander. Aber Thedra war reich geworden. Wer gute Geschäfte machen wollte, kam auf Dauer nicht darum herum, sich diesen Demütigungen auszusetzen. Trotz aller Schikanen war das Fremdenhaus in fast jeder Nacht überfüllt, und Händler aus den entlegensten Winkeln des Kontinents suchten ihr Glück zwischen den grauen Felstürmen der Stadt.
    Schließlich hatten sich sogar die Finder mit den Thedranern arrangiert. Schließlich ging es um Geld, und die hier ansässigen Handwerker und Kaufleute waren immer an billiger Finderware interessiert. Die Handwerker hatten sich im Laufe der Zeit sogar darauf spezialisiert, die edleren Frachten, derer die Finder noch habhaft werden konnten, zu verarbeiten. Thedranisches Kunsthandwerk war auf dem ganzen Kontinent ein heiß begehrtes Gut.
    Bedauerlich fanden die Thedraner nur, dass ihre Schwalbenschiffe nicht selbst auf Finderfahrt gehen konnten. Aber das war nicht möglich. Die leicht gebauten Schiffe mit der zumeist sehr jungen, kleinen Besatzung konnten es zwar leicht mit den größten Gegnern aufnehmen. Es mußte aber immer bei der Vernichtung des fremden Schiffes bleiben. Ein offener Kampf, etwa mit der Mannschaft eines Dreimasters, war aber von vornherein ausgeschlossen.
    In jenen Tagen fuhr jede Gruppe auf den Meeren ihre eigenen Wege. Die Schwalbenschiffe flogen dahin, die Finder suchten leichtere Opfer, und die normalen Frachtschiffe wurden auf ihren Routen immer wieder attackiert. So war es zwischen Thedra und Sordos zu einem jahrzehntelangen, trügerischen Burgfrieden gekommen. - Bis zum heutigen Tag.

    "Ich will Thedra, Stoffmacher. - Und Ihr werdet mir dazu

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