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Sturm ueber Thedra

Sturm ueber Thedra

Titel: Sturm ueber Thedra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Stuhr
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sagt mir lieber jetzt sofort, ob wir in eurer Stadt willkommen sind!"
    Ohrenbetäubender Applaus beendete Bgobos Rede, der geschickt von der Plattform heruntersprang und einem Jongleur Platz machte. Sieben umherwirbelnde Holzstäbe ließen die Umstehenden die Köpfe einziehen, und wieder umkreisten die Wurfhölzer der Frauen die Masten der Schiffe. Langsam setzte sich der Zug der Gaukler in Bewegung.
    Teri lag leise vor sich hin schluchzend in dem kleinen Zelt auf dem Vorschiff der Kao-lad. Tief hatte sie ihr Gesicht in das weiche Fell der Decke gepresst, die die Kraan ihr zum Abschied geschenkt hatten. Warum war Reisen nur mit so viel Abschiednehmen verbunden? Warum fand man Freunde, die man gleich darauf wieder verlor?
    Teri hatte sich fest vorgenommen, der Einladung der Kraan zu folgen und sie in Wajir, der geheimnisvollen Stadt in der Steppe hinter der Wüste zu besuchen. Aber bis sie das tun könnte, würde noch so viel Zeit vergehen, so unendlich viel Zeit.
    "Teri, komm jetzt." Sachte berührte Tana die Schulter des Mädchens. Die Trommeln und Ratschen der Artisten waren verklungen. Wahrscheinlich waren sie auf einem Zug durch die Gassen der Stadt, um für ihre erste Aufführung zu werben.
    Langsam bewegte Teri sich und rieb ihre verquollenen Augen mit den Handballen.
    "Komm, Schatz!" Tana war ungeduldig. "Die `Sesiol' wartet schon. Wir können gleich an Bord."
    "Gehen wir nicht ins Fremdenhaus?" Heimlich hatte Teri darauf gehofft, die Kraan am Abend doch noch einmal wiederzusehen.
    "Wir sind hier in Isco. Hier gibt es kein Fremdenhaus", erinnerte Tana.
    "Ach ja", fiel es Teri wieder ein. Bgobo hatte ja erzählt, wie trefflich es sich bei den Herbergswirten von Isco feiern ließ. Besonders von einer jungen Wirtin hatte er geschwärmt, die er unbedingt wieder hatte besuchen wollen. Teri sprach inzwischen leidlich die Sprache der Kraan, und Bgobo hatte das wohl nicht bedacht. Jedenfalls hatte sie genau gehört, was Bgobo, ihr Bgobo, mit dieser Frau machen wollte.
    Teri war das gar nicht recht gewesen. Aus einem Grund, der ihr selbst unerklärlich war, war sie plötzlich aufgesprungen und davongelaufen. Stumm hatte sie an der Reling der Kao-lad gestanden und auf die Wellen hinausgestarrt, als Bgobo neben sie getreten war.
    Lange hatte er wortlos dagestanden. Dann, nach einer Weile, hatte er seine Hand auf Teris Schulter gelegt und sie ganz sanft gedrückt. Ohne ein Wort zu sagen, war er dann wieder zu seinen Leuten gegangen.
    Da hatte Teri gewußt, das Bgobo sie sehr mochte und dass er es nicht böse gemeint hatte. Mochte er nur zu der Wirtin gehen und mit ihr herumalbern und seine Spiele spielen - das machte nichts aus. Mit ihr, Teri, hatte er auf das Meer geschaut und geschwiegen - und das war sehr viel mehr.
    Tana wartete.
    Schnell raffte Teri ihre Sachen zusammen und stopfte sie achtlos in ihr Bündel. Zum Schluß schnürte sie ihre neue Felldecke darauf und folgte Tana an Land, nachdem sie sich bei dem Kapitän der Kao-lad für die gute Überfahrt bedankt hatten.
    Auf der Pier überholten sie Gerit, der sich mit dem Gepäck der Familie abmühte. Zwei große Proviantkisten und sein eigenes Reisebündel mußte er bewältigen. Abwechselnd trug er immer eines der Teile ein Stück voraus, um dann die anderen beiden nachzuholen. Der arme Kerl schwitzte abscheulich!
    Freundlich winkten Tana und Teri ihm zu und hüpften die Gangway zur `Sesiol' hinauf.
    Die `Sesiol' war ein Löwenboot reinster Prägung. Mit kaum fünfzehn Mannslängen vom Bug bis zum Heck sehr klein und wendig, konnte sie mit ihrem hochgezogenen Dollbord aus kohlschwarzem Hartholz selbst Rammstößen weitaus größerer Schiffe trotzen. Der überlange, weit nach hinten geneigte Mast aus demselben Material trug keinerlei Rahen; nur am Anfang des letzten Drittels waren unter einer winzigen Plattform die Wanten angeschlagen.
    "Ah das ist gut!" Ein alter Mann, so schwarz wie das Holz des Mastes, kam den Niedergang heraufgepoltert. "Gut, dass Sie hier sind, gut dass Sie endlich da sind! Die Stadt ist nicht sicher! - Kommen Sie, kommen Sie!" Der Mann ergriff Tanas Hand und zerrte sie über das Deck, hin zum Vorschiff. Dabei sah er sich ständig um und tat so, als seien sie von tausend Feinden umgeben. Teri runzelte die Stirn. Sie fand dieses nervöse Getue einfach albern.
    "Kommen Sie! Da, sehen Sie! Das ist ihre Kabine!" Aufgeregt wedelte der Mann mit den Händen in Richtung Bug.
    Die `Kabine' war nicht mehr als ein Holzdach, das das eigentliche Deck in

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