Sturm ueber Thedra
Kaufmannskleidern in der Tür. Etwas wehmütig nahm er Abschied von dem Haus am Rande der Stadt und vor allem von der Liebe seines Lebens. - Ach, hätte das alles doch nur für immer so weitergehen können!
Adiv eb Aser wartete geduldig, bis Llauk sich von Sajai verabschiedet hatte, dann gingen die beiden Männer, begleitet von einer Eskorte, zum Hafen hinunter.
"Seid nicht betrübt, Stoffmacher", versuchte der Dramile Llauk zu trösten. "Wenn Ihr erst Gouverneur von Thedra seid, könnt Ihr Eure Geliebte ja nachkommen lassen."
Llauks Kopf ruckte herum. Plötzlich war aller Abschiedsschmerz vergessen. Gouverneur sollte er werden? So hoch hatte er in seinen kühnsten Träumen nicht zu greifen gewagt. `Llauk, Gouverneur von Thedra und Estador', wie gut das klang. Vielleicht würden die Dramilen es dulden, dass er sich so ganz nebenbei auch noch Vizekönig nannte, oder auch nur König? Llauk ging wie auf Wolken. Schon sah er sich am Ziel, das seine wildesten Machtphantasien bei weitem übertraf. - Doch vor den Titel hatten die Dramilen die Überfahrt nach Thedra gesetzt ...
Stolz in Gang und Gebärde, jeder Fingerbreit ein erfolgreicher Kaufmann, betrat Llauk den Kai von Sordos und schaute wohlgefällig auf die Menge, die ihn bewundernd musterte, wie ihm schien. - Ob die Leute wohl schon von seiner Ernennung wußten?
Plötzlich stockte Llauks Schritt. Er hatte an der Kaimauer etwas erkannt, das seinen Herzschlag stocken ließ. Dieses Schiff, dieser kleine Zweimaster, das war doch nicht etwa ...?
"Was zögert Ihr, Stoffmacher?", wollte Adiv eb Aser von ihm wissen. "Hat Euch die `Große Geliebte' nicht gut und sicher nach Sordos getragen?"
Llauks Knie drohten nachzugeben. Diese massige Gestalt dort an Deck, dieser hünenhafte Mann, der seinen Kopf so merkwürdig schräg hielt ...
"Kommt!", drängte sein Begleiter. "Kapitän Sed eb Rea wartet nicht gern. Wir wollen ihn nicht unnötig reizen. - Schaut nur, wie Ihr ihn zugerichtet habt mit Eurem Messer!"
Das war also die Teufelei gewesen, die Llauk insgeheim die ganze Zeit gefürchtet hatte. Mehr als zwanzig Tage lang sollte er diesem Unmenschen ausgeliefert sein, der schon vor seiner Verwundung durch Llauk kein Erbarmen gekannt hatte.
In einem angstvollen Reflex wirbelte Llauk herum und wollte fliehen. Aber die Männer seiner Eskorte waren darauf vorbereitet und hatten ihn schon nach dem ersten Schritt gepackt. Erstes Gelächter drang aus der Menge.
"Nun, Gouverneur, geht Ihr freiwillig? - Oder müssen wir Euch die Laufplanke hinaufpeitschen?", raunte Adiv eb Aser ihm zu. "Das würde Euren schönen Kleidern sicher nicht bekommen."
Llauk gab auf. Willenlos trottete er über das Hafenpflaster zur `Großen Geliebten' hinüber. Unglaublich groß und gefährlich kam der Kapitän ihm vor, wie er so unbeweglich wartend auf dem Deck stand. Der schiefliegende Kopf unterstrich in Llauks Augen nur noch den bedrohlichen Eindruck. Sein Dolch war es gewesen, der die Muskeln und Sehnen im Nacken dieses Mannes durchtrennt hatte. Der Kapitän würde es ihm tausendfach vergelten auf der langen Fahrt.
Sed eb Rea schaute geringschätzig auf das Häufchen Elend herab, das sich ängstlich und widerstrebend die Laufplanke heraufwand. "Kommt nur, Stoffmacherlein", lud er Llauk mit grollender Stimme ein. "Wir werden eine lustige Überfahrt haben."
Llauk hätte fast das Gleichgewicht verloren. Gequält stöhnte er auf. `Lustige Überfahrt'? - Er hatte da so seine Zweifel.
KAPITEL 8 - DIE `SESIOL'
Jeder Herr sollte besonders auf diejenigen seiner Diener achten, die seinen Namen am lautesten preisen.
"Wir sind gekommen, euer Geld zu stehlen und eure Weiber zu verführen! Wir wollen eure Haustiere schlachten und eure Kinder mit uns in die Wüste schleppen!"
Wieder stand Bgobo auf dem tragbaren Podest und sprach vor dem Publikum im Hafen von Isco die `Böse Verheißung'. Immer neue Ungeheuerlichkeiten schleuderte er den Stadtbewohnern entgegen, die seinen Dreistigkeiten, je nach Temperament feixend, oder vor Vergnügen johlend, zuhörten.
"Seid sicher, dass wir auf euren Märkten stehlen und euer Vieh verderben wollen! In Brand setzen werden wir eure Häuser und die Tore der Stadt dem Feind öffnen! - Wie? - Der Feind steht nicht vor den Toren? Dann senden wir eben Verräter aus und holen ihn!"
Die Menge kreischte vor Vergnügen.
"Zuerst aber werden wir euch alle mit dem lähmenden Fieber und dem stinkenden Aussatz überziehen! Und weil ihr dann sowieso nicht mehr sprechen könnt,
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