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Sturm ueber Thedra

Sturm ueber Thedra

Titel: Sturm ueber Thedra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Stuhr
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Höhe der Reling ein Stück weit überzog. So entstand ein dreieckiger, zum Schiff hin offener Raum, ganz ähnlich dem Zelt, das die Familie auf der `Kao-lad' bewohnt hatte.
    Tana bückte sich und sah sich in dem Verschlag um, während der Kapitän ununterbrochen auf sie einredete.
    "Haben Sie eine gute Überfahrt gehabt? Wir selbst hatten guten Wind bis Cebor, Sie wissen schon! - Sie waren nicht in Cebor, nicht wahr? - Ja, ja. Neunzehn Harmugeds aus Cebor! Allein aus Cebor, stellen Sie sich vor! - Da soll man sich keine Sorgen machen! - Gefällt Ihnen die Kabine? Ich habe sie frisch ausscheuern lassen - müßte eigentlich noch feucht sein! - Ist sie auch? - Schön! - Aber ich mache mir Sorgen! - Wissen Sie eigentlich, dass der Kaiser selbst sich Sorgen macht? - Na ja, egal! - Jedenfalls kommen sie von überall! - Ü-ber-all! - Kaum zu glauben, was die ..."
    "Was ist überall los?" Tana war auf Händen und Knien in den triefnassen Verschlag gekrochen und schaute zornig daraus hervor.
    "Ach, es sind schwere Zeiten!", lamentierte der Kapitän weiter, wobei er sich ununterbrochen umsah. "Schwere Zeiten für Reisende! Seien Sie nur froh, dass Sie hier auf der `Sesiol' wohnen können! - Gefällt Ihnen die Kabine, ja? - Frisches Stroh ist auch da. - Haben Sie keine Sorge. Hier kommen diese Leute nicht hin! - Sie haben doch nichts mit denen zu tun, oder? - Nein, nein, bestimmt nicht, ich weiß! - Aber ich, ich muß sie transportieren! - Und alle, alle wollen sie nach Isco! - Das gibt Ärger, sage ich Ihnen! Das gibt Ärger! - Das lassen sich die Sucher nicht bieten, dass die anderen Sucher hier herkommen! - Oh das gibt Ärger! - Aber haben Sie keine Angst! Sie und Ihr Töchterlein sind ..."
    "Teri, reich mir mal das Stroh!" Blitzböse schoß Tana aus der Kabine, schob den Kapitän einfach ein Stück zur Seite und zeigte auf den Sack an der Reling, aus dem ein paar gelbe Halme ragten.
    "Aber es ist ganz naß da drin!", protestierte Teri.
    "Haben Sie gemerkt, wie sauber alles ist?" Der Kapitän schaute sich um. "Hab ich extra für Sie schrubben lassen. - Wissen Sie, man weiß heute ja nie ..."
    Tana stieß einen grollenden Laut aus und nahm Teri bei der Schulter. "Komm, wir sehen mal nach dem restlichen Gepäck."
    So kam Gerit doch noch zu etwas Hilfe bei seinem Transport, was er äußerst dankbar zur Kenntnis nahm.
    Tana bückte sich und griff nach einer der Kisten.
    "Warte, ich hel...", begann Gerit. Aber da hatte sie den schweren Kasten auch schon hochgewirbelt, als sei er mit Federn gefüllt. Tana mußte wirklich sehr böse sein, stellte Teri fest.
    "Wie konntest du nur?", bekam Gerit zu hören. "Wie konntest du nur unsere Passage bei diesem Trottel buchen? Du hast ihn doch gesehen! Du hast doch mit ihm gesprochen! Was hast du dir dabei gedacht?"
    "Wieso?"
    "Er redet!" Tana begann, unter ihrer Last zu wanken. "Er redet in einer Tour! Er redet und sagt gar nichts! Er hat uns nicht in Ruhe gelassen! Die Kabine steht unter Wasser! Er ist ein so fürchterlicher Dummkopf!"
    "Ich fand ihn ganz in Ordnung", meinte Gerit. "Klar, er redet ein bisschen viel, aber er ist billig. - Außerdem ist er bereit, in Tigan unser Spiel mitzumachen. - Soll ich dir nicht lieber doch helfen?"
    "Ich schaffe das schon!" Trotzig machte Tana einen Schritt, stolperte und knickte um. Ihr Wehlaut ging im Bersten der Kiste unter, die auf dem Hafenpflaster zerschellte.
    Teri drehte sich weg und ging zur Kaimauer. Dort setzte sie sich still hin und schämte sich ein wenig. Sie ließ die Beine baumeln und schämte sich für diesen albernen Kapitän - und erst recht für diese beiden Erwachsenen, die hinter ihr auf dem Hafenpflaster herumkrabbelten, ihre Habseligkeiten zusammenkramten und sich dabei ankläfften wie zwei Straßenköter.
    Später wurde es dann aber doch noch recht nett an Bord. Der Kapitän hatte sich nach mehreren erfolglosen Versuchen, ein Gespräch mit seinen Passagieren anzuknüpfen, ganz auf Gerit konzentriert, der lässig an der Brüstung des Achterdecks lehnte und willig zuhörte.
    Nach und nach bekam Gerit heraus, was dem Mann solche Sorgen bereitete: Von seinen Kapitänskollegen hatte der Löwenbootmann gehört, dass in letzter Zeit auffällig viele Diener des Harmuged nach Isco gereist waren, und auch er selbst hatte neunzehn von ihnen an Bord gehabt. Mittlerweile mußte die Stadt förmlich von Pilgern wimmeln.
    Nun war Isco aber schon von altersher das Zentrum des Ofisa-Kults; und die Ofisa-Anhänger waren die eingeschworenen

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