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Sturmbote

Sturmbote

Titel: Sturmbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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sondern packte Doranei einfach am Kragen und zog ihn auf die Füße. Obwohl sein Körper aufs Äußerste dagegen protestierte und die Schmerzen aus verschiedenen Quellen eifrig miteinander in Konkurrenz standen, konnte er sich auf den Beinen halten. Ein schmerzerfülltes Stöhnen vermochte er jedoch nicht zu verhindern. Seine Rippen brannten nun ebenfalls.
    »Legana, wenn da draußen Stadtwachen nach jemandem suchen, schickt sie zurück auf ihre Posten. Ich kümmere mich um den hier.« Sie sah Doranei nachdenklich an und schien eine Entscheidung zu fällen.
    »Und dann dürft Ihr uns alleinlassen«, fügte sie hinzu und winkte sie fort.
    »Edle Dame, er trägt Waffen«, wandte Aras ein.
    »Weil ich ja ein so hilfloses kleines Mädchen bin? Verschwindet und sorgt dafür, dass uns niemand stört. Wenn Ihr Euch nützlich machen wollt, könnt Ihr uns Wein holen.«
    Der Adelige beeilte sich, ihrem Befehl Folge zu leisten. Die beiden Frauen hingegen wirkten wenig beeindruckt, wie es Doranei in einer Stadt des Weißen Zirkels auch nicht anders erwartet hätte,
legten aber auch keinen Widerspruch ein. In ihm erwachte Neugier – auch verletzt würde er eine so zarte, unbewaffnete Frau leicht überwältigen können. Ihre Selbstsicherheit war jedoch beunruhigend und zugleich entwaffnend.
    Während Doranei unsicher zum nächsten Stuhl wankte und sich vorsichtig darauf hinsinken ließ, blieb Haipar hinter ihm, dann ging sie an einer Dienerin vorbei, die mit einem weiteren Krug Wein hereineilte. Das Mädchen stellte ihn rasch ab und floh dann förmlich, wobei sie die Holztür hinter sich zuzog.
    Die Frau, die Doranei nun gegenübersaß, bewegte sich nicht. Sie musterte seine Züge, schien die schwellende Wange zu bemerken, die Trockenheit seiner Lippen und dass seine Augen immer wieder zu dem Weinkrug zuckten. Es dauerte eine kleine Ewigkeit, bis sie sprach. Mittlerweile brannte seine Kehle vor Durst.
    »Mein Name ist Ostia«, sagte sie. »Darf ich Euch etwas Wein einschenken?«
    Doranei schnürte es die Kehle zu. Noch einmal verdammt! Ostia. Er kannte natürlich den Namen, hatte ihn nach der Schlacht in Narkang gehört. Benommen nickte er und nahm den Becher entgegen, den sie ihm reichte. O ihr Götter , dachte er. Zhia Vukotic selbst. Was in Ghennas Namen mache ich jetzt?
    »Wir tragen die Symbole von Feinden, die miteinander im Krieg liegen«, sagte Zhia, unwissend, welche Gedanken ihm im Kopf herumgingen. »Und doch bleibt Ihr erstaunlich ruhig. Wie heißt Ihr?«
    »Doranei, meine Dame.«
    »Meine Dame? Ich denke, edle Dame ist hier eher die angemessene Anrede, junger Doranei.«
    Es war seltsam, von einer Frau, die nicht älter als dreißig Sommer zu sein schien, jung genannt zu werden. »Ich hätte nicht gedacht,
dass Ihr die Etikette des Weißen Zirkels so streng nehmt, edle Dame Vukotic.«
    »Diesen Namen werdet Ihr nicht benutzen, junger Mann«, sagte Zhia scharf, doch dann wurden ihre Züge wieder von dem verführerischen Lächeln erfüllt. »Es wäre mir sehr unangenehm, wenn Euch jemand dabei belauschte, und es würde mir große Scherereien machen.«
    »Verzeihung«, sagte Doranei und senkte kurz den Blick. »Das war unhöflich von mir.«
    »Ah, dann hat Euch der König also auch Manieren beigebracht. Wie angenehm. Ich ziehe Meuchler mit gutem Benehmen vor. Die anderen glauben stets, sie müssten etwas beweisen. Ich kann Männer nicht leiden, die nur darauf warten, dass man sie herausfordert.«
    »Ich glaube nicht, dass die meisten ein großes Stehvermögen besitzen.« Doranei bereute seine Worte augenblicklich. König Emin förderte einen ungezwungenen Umgang innerhalb der Bruderschaft, was manchmal dazu führte, dass sie ihren Zungen etwas zu viel Freiheit ließen. Einige Männer, wie der Farlan Lord Isak, mochten es, dann und wann verblüfft zu werden, andere aber hatten sich verpflichtet gefühlt, die Männer des Königs herauszufordern  – auch wenn das zweifellos eine dumme Idee war.
    »Komplimente von einem Soldaten, wie nett«, schnurrte Zhia. »Mit einer solchen Silberzunge habt Ihr sicher viele Damen Narkangs in Euren Bann geschlagen. Natürlich nur, sofern Euer König Euch gestattet, Euch Mädchen zu nähern, die solche Komplimente mögen. Bitte sagt mir, dass er Euch hübsche junge Burschen nicht versteckt.«
    Der Mann des Königs errötete leicht. Trotz des spöttischen Tonfalls liefen ihm bei ihrer Stimme wohlige Schauer über den Rücken, die zugleich angenehm und erschreckend waren. Er fragte sich,

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