Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sturmbote

Sturmbote

Titel: Sturmbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
Vom Netzwerk:
Probleme lösen würde. Leider hörte er vor sich Stimmen und der Geruch von Gewürzen lag in der Luft – Nelken und Zimt. Er seufzte und zuckte die Achseln. Er wäre an den Speisenden vorbei, bevor sie um Hilfe rufen könnten.

    Doranei blickte auf das Abendessen einiger Adliger in feiner Kleidung hinab, als er vorbeilief. Seltsamerweise befand sich auch eine wie ein Fußsoldat gekleidete Frau unter ihnen. Dieser kurze Augenblick der Unachtsamkeit war sein Verderben.
    Etwas krachte gegen seine Schulter, riss ihn herum und brachte ihn aus dem Gleichgewicht. Ein Fuß trat ins Leere, er ruderte wild mit den Armen, aber auch der andere rutschte ab und er fiel, stieß mit dem verletzten Arm gegen die Wand und landete schließlich hart in einem dichten Busch.
    Der Schmerz, der seinen ganzen Körper durchzuckte, ließ ihn aufstöhnen, und die Schlieren gelben Lichts hingen noch in seinem Blick und verblassten langsam. Das Scharren der Stühle auf dem Stein kündigte den Stiefel an, der sich wenig später auf seine Brust setzte. Doranei erstarrte, wartete darauf, dass ihm eine eisige Klinge in die Kehle oder den Bauch gestoßen wurde.
    Stattdessen kicherte jemand. Der Stiefel verschwand und die Gestalt trat einen Schritt zurück, damit das Licht ihr Gesicht beleuchten konnte.
    »Ein hübscher, wenn auch etwas zerschlagener Mann fällt mir vor die Füße«, sagte eine Frau mit warmer Stimme und kultivierter Aussprache. »Der heutige Tag ist ausgesprochen angenehm. Haipar, hilf meinem jungen Freier doch bitte auf, damit ich ihn besser sehen kann.«
    Der benommene Doranei wurde von starken Händen an den Schultern gepackt und aufgesetzt. Sehr langsam klärte sich sein Blick. Eine der Frauen saß noch immer am Tisch, einen Becher in den schlanken Fingern und ein Lächeln auf den Lippen.
    Der einzige Mann in der Gruppe – und dazu die Soldatin – stand drohend über ihn gebeugt. Eine dritte, bemerkenswert hübsche Frau befand sich mit einem Dolch in der Hand auf der anderen Seite.

    »Legana, meine Liebe, Eure Treffsicherheit ist makellos«, sagte die sitzende Frau. »Erinnert mich daran, dass ich Eure Fähigkeiten angemessen lobe – wenngleich auch nicht Euren Geschmack. Jetzt haben wir keinen Wein, den wir dem Herrn anbieten können.«
    »Ihr wollt ihm Wein anbieten?«, rief der Mann. »Das ist doch ein gemeiner Dieb! Wir lassen ihn von der Stadtwache abholen und damit genug.«
    Verdammt , dachte Doranei. Mit dem werde ich fertig, wenn ich Glück habe, aber nicht mit beiden, schon gar nicht mit dem verletzten Arm.
    Die Frau erhob sich und kam zu Doranei, ging in die Hocke, um sein Gesicht zu mustern. Der Mann des Königs blinzelte den Schleier vor seinen Augen weg und schien überrascht. Die Frau war atemberaubend schön, sogar noch aufregender als ihre wunderschöne Gefährtin. Ihre Haut besaß eine dunkelrote Färbung, ähnlich wie die Fysthrallsoldaten, gegen die er in Narkang gekämpft hatte. Ihre Augen hatten die Farbe von Saphiren und schimmerten im matten Licht. Ihr Blick war so durchdringend, dass er ihn prickelnd auf seiner Haut spürte.
    »Das ist kein Dieb, Aras. Er ist etwas viel Interessanteres.« Sie sah genauer hin und bemerkte das Hautbild auf seinem Ohr. »Ich vermute, Ihr habt Euch nicht einem Leben als Verbrecher gewidmet ?«
    Sie sprach mit Nachdruck, und so nickte Doranei. Augenscheinlich gehörte sie zum Weißen Zirkel, aber woher wusste sie so viel? Nur wenige handverlesene Personen wussten von der Bruderschaft.
    »Was soll ich mit ihm machen?«, fragte die Soldatin, die Hand noch immer auf dem Schwertgriff. Langsam kam Doranei ganz zu sich und konnte die Erscheinung der anderen Anwesenden wahrnehmen. Der Mann sah gut aus und hielt sich wie ein Soldat,
trotz seiner Stutzerhaftigkeit. Das Gleiche konnte man auch über die Frau sagen, deren Treffsicherheit sich als so unangenehm erwiesen hatte. Legana? Sie war eine Farlan, erkannte er nun. Die Soldatin, Haipar, wirkte wie eine Wilde aus der Brache. Einen Augenblick lang dachte er, sein Gehirn habe bei dem Sturz Schaden genommen, aber soviel er auch blinzelte, ihr Aussehen änderte sich nicht.
    »Sieh nach, ob er verletzt ist, und falls dem so ist, versorge seine Wunden«, befahl die Frau, die so offensichtlich das Sagen hatte. »Wenn er in Ordnung ist, holt ihm einen Stuhl, damit er mir bei einem Glas Wein Gesellschaft leisten kann.«
    Diejenige, die Haipar genannt wurde, machte sich nicht die Mühe, sich nach seiner Verfassung zu erkundigen,

Weitere Kostenlose Bücher