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Sturmbote

Sturmbote

Titel: Sturmbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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sagte Mihn. »Ich hatte angenommen, Ihr würdet Eure übliche Litanei fortsetzen, die ich seit der Überquerung des Grünen Meers zu hören die Ehre habe, aber ich erkenne nun, dass es ein gänzlich neues Murren ist.«

    »Bei Tsatachs Eiern, ich bin hier, um deinem Herrn einen Gefallen zu tun. Ich habe das Recht, so viel zu murren, wie ich will« , murmelte Morghien.
    »Ich bin sicher, der großzügige Lord Isak wird froh sein zu hören, dass Ihr von diesem Recht ausgiebig Gebrauch gemacht habt«, sagte Mihn gut gelaunt.
    Morghien funkelte ihn böse an. »Und was siehst du jetzt, da wir hier oben sind?«
    »Einen Großteil des Anwesens, das man zu unseren Ehren schön ausgeleuchtet hat. Heute ist der Tag Meqaos. Meqao – der Jäger des stillen Waldes, wie er hier genannt wird – ist bei den Yeetatchen der beliebteste aller Aspekte Amavoqs.«
    »Ist das der mit dem Geweih und dem riesigen …«
    »Nein, das ist Bohreq, der Vater der Herde. Ich dachte, Ihr wäret gebildet?« Mihn kratzte sich gedankenverloren am Knöchel, bis er an den Verband dort stieß und die Hand zurückzog. Vor zwei Tagen war er von einem freilaufenden Jagdhund gebissen worden, und obwohl die Wunde nur klein war, hatte er sie verbunden, um sie sauber zu halten. »Meqao hat den Kopf eines Silberwolfes und trägt einen Speer in der einen und eine Bronzeglocke in der anderen Hand.«
    »Eine Bronzeglocke? Wofür braucht ein Jäger denn eine verdammte Glocke?«
    Mihn blickte zu ihm hinunter und es schien Morghien, als glühten die Augen des Mannes im Dunkel geradezu auf. »Ich würde Euch nur zu gern die Sage von ›Maqao und der Herrin der Hasenglöckchen‹ in voller Länge vortragen, aber dazu bedürfte es eines Gongs, einer Glocke, eines Bechers voll Wasser und drei Stunden Eurer ungeteilten Aufmerksamkeit.« Er lächelte.
    »Vielleicht ein andermal.« Morghien seufzte. »Wäre es nicht einfacher in Lord Ajels Haus zu gelangen, wenn du dich als Harlekin verkleiden und dort die Sage vortragen würdest?« Er hatte
es zwar im Scherz gemeint, erkannte aber sofort, dass er eine Grenze überschritten hatte, denn Mihn versteifte sich. Der kühle Abend wurde eisig.
    »Schlagt so etwas nie wieder vor«, sagte Mihn schließlich mit angespannter, leiser Stimme.
    »Es tut mir aufrichtig leid«, setzte Morghien an. »Ich wollte nicht …«
    »Ich weiß, aber es ist besser, wenn wir dieses Gespräch nicht weiterführen.« Nach einem Augenblick der Stille sagte Mihn: »Wir kommen folgendermaßen hinein: Wir laufen den Graben am Rande der Weide entlang, bis wir diese Senke dort erreichen, und kommen hinter jenen mit Laternen behangenen Bäumen heraus.«
    »Laternen? Kannst du erkennen, ob es ein heiliger Hain ist, der Amavoq oder einem Aspekt, der auf dem Hügel lebt, geweiht ist?«
    »Von hier aus leider nicht. Glaubt Ihr, ein Aspekt würde Euch bemerken?«
    Morghien pfiff leise durch die Zähne. »Schwer zu sagen, aber Xeliath berichtete mir in der letzten Nacht, dass Lord Ajel einen örtlichen Aspekt des Hügels zum Wächter über das Anwesen gemacht hat.«
    »Dann wird er möglicherweise etwas dagegen haben, dass wir Lord Ajels Tochter aus ihrer Bettkammer holen?«, fragte Mihn.
    »Das hoffe ich nicht. Sie kennt die Einzelheiten des Handels nicht, den ihr Vater abschloss. Ich hoffe, dass der Aspekt es nur bemerkt, wenn Xeliath gegen ihren Willen entführt wird. Sie ist entschlossen, auf ihren eigenen zwei Beinen abzureisen. Ihr Vater will, dass sie auf dem Fest anwesend ist, aber sie ist sicher, dass man sie in ihr Zimmer bringen und ihr etwas zum Schlafen geben wird, wenn sie sich nur tüchtig danebenbenimmt.«
    »Dann werden wir sie tragen müssen?«, fragte Mihn.

    »Nein, Xeliath ist eine raffinierte kleine Füchsin, auch wenn die Götter sie in der wachen Welt berührt haben. Sie hat sich in letzter Zeit gut benommen, und so erlaubt man ihr, die Arznei selbst einzunehmen. Mittlerweile weiß man wohl, dass sie keine Prophetin ist und hat darum auch keine Angst mehr davor, dass sie sich befreien und jemanden verletzen könnte. Heute Nacht wird sie für unsere Zwecke wach genug sein. Sie sagt, das Fest sei wichtig für die Yeetatchen, also wird es wenig Wachen geben, und das ist gut.«
    »Vorausgesetzt, wir schaffen es bis dorthin.«
    »Habe Gottvertrauen, mein Freund«, sagte Morghien und schnaubte amüsiert. »Solange wir diesen heiligen Hain meiden, werden wir vermutlich nicht entdeckt werden.«
    Mihn sah mit gehobenen Augenbrauen zu ihm hinab.

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