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Sturmbote

Sturmbote

Titel: Sturmbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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entsprechend handeln.«
    Es wird Zeit, dass wir Hilfestellung leisten. Ilumene, unser Lieblingssohn, bring uns einen weiteren Priester für die Abendunterhaltung.
    »Die Vorstellung muss weitergehen, was?« Um Ilumenes wettergegerbte Lippen spielte ein bösartiges Schmunzeln.
    »Es wird Publikum geben. Die guten Leute von Scree werden von allumfassendem Hass aufgefressen. Für sie gibt es nun kein Zurück mehr«, sagte der Barde und entließ ihn mit einer Geste.
    Leichtfüßig lief Ilumene die Treppe zur Straße hinab, vorbei an dem Wachhund, dessen Hilfe Rojak mittlerweile brauchte, um sich fortzubewegen. Es war allen wichtigen Beteiligten bewusst, dass ihr ironisch Theater genanntes Vorhaben seinen Tribut von dem Barden forderte. Von Tag zu Tag verfiel er mehr.
    Rojak blickte auf den kleinen Finger seiner linken Hand und untersuchte seine frischeste Wunde. Er hatte sich die Hand aufgeschürft, als er auf der Treppe das Gleichgewicht verloren hatte, und dabei war ihm ein guter Fingerbreit papierner Haut verlorengegangen. Darunter war verrottetes, graues Fleisch zum
Vorschein gekommen, das bei einem lebenden Mann nichts zu suchen hatte. Er ging im gleichen Maße dem Untergang entgegen wie Scree. Doch die Gewissheit, König Emin damit einen weiteren Sieg abgerungen zu haben, beschwor ein Kichern in seiner rauen Kehle herauf. Er stöhnte auf und suchte nach der Branntweinflasche, die er stets bei sich trug.
    Jetzt wollen wir uns der bösen Absicht zuwenden, die ich dir versprach , sagte Azaer als eisige Brise an Rojaks Ohr. Entsende Flitter und Venn zum Lager der zweiten Armee. Verrate ihnen, wer ihre Herrin wirklich ist .
    »Werden sie es glauben?«
    Der Glaube ist wankelmütig. Wer glaubt, der möchte glauben. Der Fluch und Verens Stab werden sich ebenso wenig im Griff haben wie es König Emin tat, als er erfuhr, dass man Ilumene gesichtet hat. Eisenhaut ist in diesem Lager die Stimme der Vernunft. Sein einzigartiges Los wurde ihm als Strafe für eine Beleidigung Karkans auferlegt. Ich bin sicher, dass er seinen Kameraden gerne beisteht, wenn sie den Göttern zum Wohlgefallen handeln .
    »Sollten wir nicht darauf warten, wie Siala auf die Geweihten reagiert?«
    Die Geweihten haben es nicht eilig, in den Kampf zu ziehen. Sie müssen erst noch ergründen, wer ihr Feind ist. Wenn sie sehen, dass sich die Söldner des Zirkels gegenseitig bekämpfen, werden sie abwarten und zusehen. Wie es Ilumene so treffend beschrieb: Es sind Schakale. Die zweite Armee wird auf das Grüne Tor zumarschieren, denn dort stehen die Truppen der Vampirin. Alle anderen Tore sind verschlossen, also werden sie dort alle zusammentreffen. Sollen sie sich untereinander streiten und sich gegeneinander wenden, so wie ihre Götter es tun .
    »Ihre Schwäche ist unsere Macht«, sagte Rojak.
    Gewiss, aber niemand soll behaupten können, wir seien grausam. Wir werden sie alle warnen, dass ihre Fehler ihnen zum Verhängnis werden .

    »Ein neues Stück für heute Abend?«
    Das letzte. Nach dem heutigen Abend ziehen wir uns hinter die Kulissen zurück und das Theater gibt es nicht mehr. Der letzte Vorhang wird auch das Letzte sein, was wir für sie tun .
    »Was soll also unsere letzte Vorstellung sein, mein Meister?«
    Das Zwielicht herrscht, die Tore sind versperrt und dahinter brennt die Stadt. Was könnte es wohl anderes sein als ›Des Schattens Feuerprobe‹ ?
     
    »Erklär mir noch einmal, warum wir hier sind?«, fragte Morghien durch zusammengebissene Zähne. Er bemühte sich, den nächsten Ast zu erreichen, um sich daran hochzuziehen. Die Reise war anstrengend gewesen, trotz Mihns zahlreicher Fertigkeiten, und diesmal spürte Morghien die Last seiner Jahre.
    »Die Antwort ist noch immer die gleiche«, sagte Mihn leise von einem Ast aus, der über ihm hing. Seine Aufmerksamkeit galt den Erdwällen, die einen Hügel keine Meile entfernt umgaben. Die glatten, dunklen Erhebungen wurden von gelben und roten Papierlaternen beleuchtet.
    Morghien grunzte unwillig und schaffte es schließlich, sich hochzuziehen. Der Mann der vielen Geister fand sein Gleichgewicht und blickte zu Mihn auf, der mühelos auf einem dünnen Ast stand, seinen Stab auf den Schultern und die Arme darübergelegt.
    Morghien versuchte gar nicht erst, in Sachen Geschick mit einem Harlekin gleichziehen zu wollen, darum suchte er sich erst einen sicheren Halt, bevor er sprach.
    »Ich meinte eigentlich, warum wir diesen verdammten Baum hochklettern?«
    »Oh, ich bitte um Entschuldigung«,

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