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Sturmbote

Sturmbote

Titel: Sturmbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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vor seinen Augen. Aber der Dämon war geschwächt und der schmerzhafte Schlag hatte nicht genug Wucht, um Styrax aufzuhalten.
    Er ließ Schläge auf den Gegner herabregnen, bis er den Dämonenprinz schließlich vor die Schwertspitze bekam. Kobra drang in seine Brust ein und nagelte ihn an eine breite Marmorsäule.
    Styrax taumelte kurz. Die Luft war voller Farben und unbeherrschter Magie, erbebte unter dem Ansturm. Er konnte die Schreie und das Kreischen der Bewohner des Finsteren Ortes um sich herum hören. Am Rande nahm er Flammen vor der drohenden Dunkelheit wahr, als die Barriere zwischen den Welten noch schwächer wurde. Das Bild verschwamm vor seinen Augen und in seinem Innern herrschte der Schmerz. Ihm aber blieb genug Kraft für den tödlichen Streich. Brüllend riss er Kobra aus dem Dämon heraus und schlug ihm dann mit Wucht den Kopf ab. Die Klinge glitt dabei tief in die Säule hinter ihm ein und die Wucht des Treffers riss ihn fast von den Füßen. Einen schrecklichen Augenblick lang sank die Dunkelheit über ihn und die Hitze der Schwefelfeuer Ghennas lag auf seiner Haut. Dann riss er die schwarze Klinge aus dem Stein und stolperte über die Begrenzung des Tempels in das kühle Morgenlicht hinaus.

    Er taumelte weiter und stöhnte, während er versuchte, auf den Beinen zu bleiben. Erst nach einer Weile kam das Land unter ihm zur Ruhe und das Feuer hinter seinen Augen ließ weit genug nach, dass er wieder klar sehen konnte. Er sank auf die Knie und riss seinen Helm herunter und öffnete den Mund schnappend, als die Morgenluft seine Haut berührte.
    Irgendwo weit entfernt hörte er jemanden – Kohrad? – rufen: »Vater!« Dann versuchte jemand die Hand um Kobras Griff zu legen … mit Mühe erkannte er Kohrad und zwang die Faust auf, damit sein Sohn das Schwert an sich nehmen konnte.
    Styrax zog Kohrad zu sich heran und flüsterte ihm eindringlich ins Ohr: »Finde ihn.«
    Das Geräusch berstenden Steins füllte die Luft, und der Boden bäumte sich auf – wie bei einem schweren Erdbeben. Die Säule, in der Styrax’ Schwert gesteckt hatte, kam ins Wanken, als die Magie zusammen mit dem gebrochenen Geist des Dämonenprinzen hinab nach Ghenna gerissen wurde. Dann stürzte die Säule mit einem ohrenbetäubenden Krachen auf den aufgerissenen Tempelboden. Der Tempel brach zusammen und wurde mit dem Geräusch Tausender Tonnen Stein zum Felsengrab eines Dämons.
    Schließlich kamen die Brocken zur Ruhe und die Echos der Vernichtung des Tempels vergingen, ließen nur noch das Klingen in den Ohren als Erinnerung zurück. Dann hörte Styrax nur noch einen rasselnden Laut, den er erst nach einer Weile als sein eigenes, angestrengtes Atmen erkannte. Um ihn herum war es so still wie in einem Tempel während des Gebets.
    Er blinzelte. Das Bild vor seinen Augen wurde wieder etwas klarer, war aber von einem grauen Schleier bedeckt. Es dauerte einen Augenblick, bis ihm klar wurde, dass dies nicht an seinen Augen lag, sondern an dem Staub, der in der Luft hing. Er ließ sich von Kohrad auf die wackligen Füße helfen und stützte sich einen Augenblick auf seinen Sohn. Dann erinnerte ihn eine mahnende
Stimme in seinem Kopf daran, dass der junge Krieger noch eine Aufgabe zu erfüllen hatte.
    Er richtete sich auf und schob Kohrad leicht in Richtung der Tempelruine. Er selbst ging schwankend zu der Gruppe der Chetsekommandanten hinüber, die etwa zwanzig Schritt entfernt standen. Sie waren entgeistert, zu benommen, um sich auch nur zu regen. Einer war betend auf die Knie gesunken. Die anderen starrten auf die Überreste des größten Tsatach-Tempels des Landes – und auf die ewige Flamme, das brennende Herz des Chetse-Stammes.
    Er hatte sie soeben gelöscht.
    Der Staub schwebte auf die Tempelebene hinaus und löste sich in der frischen Luft dort auf. Irgendwo hinter ihm fiel ein loser Stein schwer auf die festgestampfte Erde des Tempels.
    »Meine Herren«, sagte Styrax heiser zu den versammelten Chetse und taumelte kurz seitwärts, bevor er die Beherrschung über seinen Körper wiederfand. »Meine Herren, Ihr dürft Euch entfernen.«
    Sie starrten ihn an, erschrocken und unverständig. Er machte einen weiteren Schritt auf sie zu und verzog das Gesicht zu einer hasserfüllten Fratze, als ihn die immer gegenwärtige Blutlust dazu bringen wollte, erneut anzugreifen. Einer von ihnen stimmte voller Entsetzen ein Gebet an, aber es verging schnell, denn jetzt wirbelten sie herum und flohen wie verschrecktes Wild.
    Kastan Styrax,

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