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Sturmbote

Sturmbote

Titel: Sturmbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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und stieg zu seinen Wachen hinab. Er lief die gewundenen Treppen hinunter, bis er das Tor erreichte, wo General Gaur mit den Pferden und einem abgerissen wirkenden Boten wartete. Es würde in dieser Nacht noch weitere Tode geben, mehr Blut würde auf die immer durstige Erde Thotels vergossen werden.
    Er zog sein Schwert und trat in das bleiche Mondlicht.

8

    »Mein Name ist Mikiss, mein Lord, Heeresbote Koden Mikiss.« Er erwiderte Styrax’ Blick für einen Augenblick, dann senkte er die Augen wieder zu Boden. Sein Pferd wirkte umringt von den kräftigen Kavalleriepferden, die durch ihre Rüstung noch wuchtiger erschienen, geradezu zierlich und ließ den erschöpften, verängstigten Boten noch bemitleidenswerter aussehen.
    Styrax lächelte in sich hinein. Er würde heute Nacht noch mehr als einen Mann mit unerwarteter Gnade überraschen.
    »Kommt, wir müssen aufbrechen«, sagte er, und die Gruppe setzte sich in schnellem Trab durch die leeren Straßen Thotels in Bewegung. Die hoch aufragenden Dunkelfelsen warfen überall auf der Ebene schwarze Schatten auf die kleineren Gebäude, die in breiten, langen Straßen angelegt waren.
    Die Klippe des Flusstals erstreckte sich zu ihrer Linken. Uralte, quarzgeschmückte Schreine ruhten in der Klippenseite und funkelten, wenn Lampen- oder Mondlicht darauf fiel.
    »Ihr habt alle Nachrichten Salens überbracht«, sagte Styrax und wandte Mikiss damit wieder seine Aufmerksamkeit zu.
    »Nicht alle, mein Lord, aber viele.« Mikiss klang, als habe er sich seinem unausweichlichen Schicksal ergeben. Seit dem Augenblick, da er den General erkannt hatte, erwartete er, die Kehle aufgeschlitzt zu bekommen.

    »Dann ist es gut, dass ich eine Verzauberung bemerkte, die Euch zwang«, sagte Styrax ruhig. »Sonst hätte ich annehmen müssen, dass auch Ihr ein Verräter seid.«
    Mikiss blickte auf, von dem Wort Verräter verblüfft. Er gab mit der rot gefärbten Kappe, die ihn als Mitglied der Botentruppe auswies und einem überlangen grauen Mantel, ein seltsames Bild ab. Die bronzene Armschiene war zeremonieller Natur, sonst trug er keine Rüstung.
    Er ist mit Sicherheit ein fähiger Bote , dachte Styrax , sonst hätte Salen ihn nicht eingesetzt.
    Der ängstliche, gehetzte Ausdruck auf Mikiss’ bleichem Gesicht schien ein regelmäßiger Besucher zu sein. Vielleicht hatte ihm seine Familie die Zulassung als Bote erkauft, weil er als Hauptmann einer Einheit oder gar einer Kompanie Soldaten keine Woche überlebt hätte.
    »Ich lasse Gnade walten, Mann.« Er fegte den gestotterten Dank mit einer Geste beiseite und fuhr fort: »Wo ist Quistal? Darf ich annehmen, dass er abwartet, bis ich zum Tor der drei Sonnen zurückkehre, bevor er losschlägt?«
    Mikiss nickte. »Seine Truppen lagern auf der Ebene der Säulen und Salens persönliche Einheiten befinden sich in den versunkenen Gärten. Ich weiß nicht, wo sich seine Vertrauten befinden.«
    General Gaur wandte sich mit einem fragenden Blick Styrax zu. Das Weißauge schüttelte den Kopf. Die beiden verstanden sich häufig ohne Worte, denn sie waren seit vielen Jahren so etwas wie Freunde.
    »Sie sind unwichtig«, sagte Styrax. »Larim sollte sie mittlerweile alle erschlagen haben. Die Vertrauten haben den Tod ihres Meisters sicherlich gespürt.«
    Er schwieg und dachte über das Gelände nach, auf dem sie kämpfen würden. Das Tor der drei Sonnen war eine bemerkenswerte Konstruktion. Die gewaltige Mauer erstreckte sich über
mehrere tausend Schritt ebener Erde, von einem Dunkelfels zu einem langen, felsigen Plateau. Die drei eingelassenen runden Tore dienten als Hauptzugänge der Stadt. Seit einer vorhergehenden kurzen Besichtigung glaubte er, dass die Mauer schlichtweg gebaut worden war, ohne die Hilfe von Magie.
    Die ausgeklügelte Bewässerung der versunkenen Gärten hatte die zweite Überraschung dieses Tages dargestellt. Sie befanden sich immerhin in der Wüste, um Himmels willen. Styrax hatte den Chetse einen solchen Erfindungsreichtum gar nicht zugetraut, und doch konnte man die Kunstfertigkeit des Ganzen nicht leugnen. Er lag also ganz richtig damit, das Vertrauen des Stammes erringen zu wollen. Es musste unter der wilden, dreckigen Meute einige bemerkenswerte Männer geben.
    »Bevor wir uns mit Quistal befassen, muss noch ein Botengang erledigt werden«, verkündete Styrax der Einheit.
    »Ein Botengang?«, wiederholte Kohrad. Die Stimme des jungen Weißauges klang in der Stille der Straße übermäßig laut.
    Seine Worte wurden von

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