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Sturmbote

Sturmbote

Titel: Sturmbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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darauf, indem er einmal mehr den Ärmel zurückzog und den Arm hob. Es war schwer zu sagen, ob sie die Bronzearmschiene im Licht des Feuers funkeln sehen konnten, aber sie erkannten immerhin die Geste. Keiner der Soldaten hob den Bogen oder legte einen Pfeil auf, aber sie stellten sich in einer vagen Andeutung von Ordnung auf, falls sich Mikiss als jemand Wichtiges entpuppen sollte.
    »Wer bist du? Was willst du?«, rief der Mann, der sie entdeckt hatte, mit rauer Stimme und Menin-Akzent.
    »Du hast eine Nachricht für General Dev«, murmelte Styrax. Mikiss wiederholte seine Worte.
    »Scheiß auf deine Nachricht«, rief der Mann zurück. Seine Hand glitt zum Schwertknauf, als sich die Gruppe weiter näherte. Styrax nahm an, dass er der Leutnant der Kompanie war. »Lord Salen hat befohlen, ohne die Erlaubnis der Adepten des Larat niemanden vorzulassen, nicht einmal Lord Styrax höchstselbst.«
    Sie waren nun weniger als vierzig Schritt entfernt. Die Soldaten traten instinktiv vor. Einer legte die Axt auf der Schulter ab. Jetzt erkannte Styrax ihre Uniformen. Das weiße Wams mit mehrfarbigen Streifen am Ärmelsaum wies sie als Wache des Verborgenen Turms aus, Salens persönliche Garde. Man fürchtete sie zu Recht, denn sie waren treu genug, um jeden Befehl ohne Frage zu befolgen. Und die Adepten des Larat schätzten ein Menschenleben geringer, als es sogar ein Troll tat. Selbst wenn sie der Bodensatz der Garde waren, dem man nur zutraute, hier Wache zu stehen, während die anderen in den Kampf zogen, stellten sie dennoch eine Gefahr dar – zumindest für die meisten Soldaten.
    »Ich habe die Erlaubnis. Lord Salen selbst schickt mich mit einer Nachricht. Ich habe sie hier in meiner Tasche.« Mikiss’ Stimme klang unsicher, aber als die Reiter näher kamen, konnten die Wachen deutlich sehen, dass er tatsächlich ein Heeresbote war.
    »Lass deine Wache zurück und komm her.«
    »Meine Wache zurücklassen?«
    »Ja, das habe ich gesagt. Halte da an und steig ab. Komm zu Fuß her.«
    »Das reicht, denke ich«, murmelte Styrax. »Mikiss, verschwinde.«
    Der Bote riss sein Pferd nach links. Einen Augenblick lang folgten ihm die Wachen mit dem Blick. Styrax gab seinem Pferd die Sporen, und als er Kobra zog, ruckten die Blicke mit erschrockenem Ausdruck zu ihm herum. Die Erkenntnis zeigte sich auf dem Gesicht des Leutnants.
    Kohrad jaulte an seiner Seite, während sie auf die Männer zupreschten. Der Erste, der starb, hob nicht einmal seine Waffe, als Styrax’ geflammte Klinge niedersauste. Seine Männer waren die besten der Cheme-Legion. Sie waren unmittelbar hinter ihm, schlugen mit den langschaftigen Äxten auf die nur leicht gepanzerte Infanterie ein und bewegten sich in vollkommener Einigkeit, wie so viele hundert Male zuvor.
    Die Klügeren flohen in den Dunkelfels und versuchten das schwere Tor hinter sich zu schließen, aber Kohrad glitt aus dem Sattel und stürmte auf den Eingang zu. Er schleuderte sein Schwert auf den Mann, der an der Tür zog, und spießte ihn mit einem gelben Blitzen auf. Dann lehnte er sich gegen die schwere Tür, um sie aufzuhalten. Ein Mann, der erkannte, dass das Weißauge unbewaffnet war, drehte sich um und griff ihn an, aber Kohrad wich dem Axthieb aus, drehte sich, um die Waffe zu packen und den Soldaten aus dem Gleichgewicht zu bringen.

    Kohrad schob die Tür wieder auf, um seinen Fuß zu befreien, und riss den Mann mit einem Tritt in die Rippen von den Füßen. Kohrad riss die Axt heraus und zog sie schwungvoll von unten nach oben, wodurch er einen zweiten Angreifer unter das Kinn traf.
    Binnen Augenblicken war es vorbei und Ruhe kehrte wieder ein. Styrax musterte seine Truppe und nickte zustimmend. Die Schnitter hatten im ganzen Land nicht ihresgleichen, die meisten waren allerdings auch Weißaugen, die man zudem ermunterte, wild zu sein. Diese Cheme-Truppe bestand aus gewöhnlichen Menschen – auch wenn die meisten alles andere als gewöhnlich waren. Aber Disziplin war ebenso wertvoll wie Kraft. Er konnte darauf vertrauen, dass die Männer schnell und gewissenhaft waren. Ohne dass ein Befehl nötig gewesen war, waren sie abgestiegen und zogen die Leichen ins Innere. Styrax blickte sich um und bemerkte, dass Kohrad verschwunden war. Er wollte Gaur eben bitten, den unberechenbaren Jungen zu finden, als dieser wieder zum Vorschein kam. Von seinem gezogenen Schwert tropfte Blut.
    »Ich habe mich um den Wachraum gekümmert«, verkündete Kohrad in leisem, ruhigem Ton. Styrax nickte knapp.

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