Sturmbringerin
Worte ins Hirn immer und immer wieder. Auch als sie noch einmal ausholte und meinen Kopf erneut auf die Fliesen schlug. Sie schnaufte wie ein wilder Stier und ich betete darum, das Bewusstsein verlieren zu dürfen. Dann wäre wenigstens mein Geist vor dem verschont, was nun folgen sollte, wenn schon nicht mein Körper.
Als sie ein weiteres Mal ausholte, hielt der Begabte sie am Arm fest. »Beruhige dich, Kemandra. Sie soll diese Prozedur überleben. Wenn du ihr den Schädel einschlägst, wird Hias nicht übel Lust bekommen mit uns dasselbe anzustellen.«
Seine Worte zeigten Wirkung und Kemandra versuchte nicht länger, mir eine weitere Beule zu verpassen.
Schmeichelnd fuhr er fort: »Du kannst ihr diese Worte doch auf eine viel bessere Art heimzahlen.«
Kemandra erhob sich. »Schafft sie an den Pfahl!«
Die Soldaten kamen ihrer Aufforderung umgehend nach. Vor Kemandra schienen sie größeren Respekt zu haben als vor Orena. Vielleicht lag es aber auch an den Soldaten selbst und nicht unbedingt an den Frauen.
Grobe Hände griffen mir unter die Achseln und zogen mich vom Boden hoch. Mir wurde schwarz vor Augen. Kemandras Schläge hinterließen einen bleibenden Eindruck.
Ich ließ mich von den Männern zum Pfahl schleifen. Weder wehrte ich mich, noch half ich ihnen. Stattdessen hing ich bewegungslos in ihren Armen.
Blut rann von meiner Stirn über meine Wange. Es war nicht wenig und ich fragte mich unweigerlich, wie mein zugerichtetes Gesicht wohl aussah.
Kemandra würde mich für meine Dreistigkeit ihr gegenüber büßen lassen, dessen war ich mir bewusst. Aber sie wäre nicht in der Lage, mich zu brechen. Selbst wenn sie mir jeden Knochen im Leib einzeln brach, meinen Geist würde sie nicht bezwingen.
Wir erreichten den Pfahl und einer der Soldaten führte den Strick durch den Ring. Schwungvoll zog er an dem Seil und meine Arme wurden mir über den Kopf gerissen. Ein schmerzhaftes Zischen konnte ich nicht unterdrücken, aber eine weitere Reaktion gestattete ich mir nicht.
Die Männer traten von mir weg und ich sah Kemandra und den anderen nicht weit von mir entfernt stehen. Der Mann machte ein ernstes Gesicht, während Kemandra ein diebisches Grinsen zur Schau stellte.
Ich war stark. Ich war unbezwingbar. Ich hatte keine Angst, war furchtlos.
Hastig ratterte ich im Geiste mein Mantra herunter. Tagsüber würde ich nicht zweifeln und auch nicht betteln. Nachts konnte ich weinen, aber nicht jetzt.
Herausfordernd sah ich Kemandra fest in die Augen und lächelte spöttisch auf sie herab. „Zeig mir, was du kannst.“
Kaum war das letzte Wort über meine Lippen gekommen, explodierte ihre Kraft in meinem Kopf. Mir blieb die Luft weg. Sie war eindeutig sauer und würde ihre Wut an mir auslassen.
Ich konnte es nicht verhindern, laut zu schreien. Das, was Kemandra gerade mit mir anstellte, war ungleich qualvoller als alles, was Orena gestern getan hatte.
Sie hörte nicht auf. Es dauerte schon jetzt länger als die längste von Orenas Attacken. Ich glaubte kaum noch daran, verschnaufen zu können, als der Schmerz in meinem Kopf endlich abbrach.
Meine Schläfe pochte noch immer, aber das war vergleichsweise erholsam. Hektisch schnappte ich nach Luft, doch wollte ich Kemandra ihre Genugtuung nicht lassen.
»Orena hat mich lauter zum Schreien gebracht«, japste ich atemlos.
Das Lächeln wischte ich damit aus ihrem Gesicht. Das letzte, was ich sah, waren ihre Lippen, die sie wütend zu einem schmalen Strich zusammenpresste, bevor ihre Gabe mich das nächste Mal traf.
Sie war tatsächlich in der Lage, sich noch zu steigern. Ihre Macht war schockierend und der Schmerz nahm mir jeden klaren Gedanken.
Als sie wieder eine Pause machte, sparte ich mir jeglichen Kommentar und sah sie einfach nur an. Ich hatte mir auf die Zunge gebissen und schmeckte Blut. Plötzlich dämmerte mir, dass Orenas Tuch nicht als weitere Demütigung, sondern tatsächlich als Schutz gedacht gewesen war.
Es dauerte den gesamten Vormittag und die Sonne überschritt gerade ihren Zenit, als die Tür sich öffnete.
Orena und Mairis traten in der Begleitung einiger Soldaten ein.
Schichtwechsel.
Orena stellte sich neben Kemandra und sah mich abschätzend an. Ich hing schlaff in den Seilen und beobachtete schweigend das Geschehen.
»Warum hast du sie geschlagen?«, fragte Orena an Kemandra gewandt.
»Sie war frech zu mir«, erwiderte diese Achsel zuckend.
»Du kannst sie dafür auch ohne körperlichen Schaden bestrafen.« Fast klang es wie
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