Sturmbringerin
hörte ich ihm kaum zu. Degan fixierte mich und gebannt achtete ich auf jede seiner Bewegungen wie eine Fliege, die sich im Spinnennetz verfangen hatte und nun panisch dabei zusehen musste, wie man sie verschlang.
Ich wollte schreien und den beiden entgegen schleudern, was ich von ihnen hielt. Angriff war schließlich die beste Verteidigung und der beste Schutz vor der Angst, die mir ins Herz kroch. Der Knebel erstickte meine Tirade und meine Worte blieben unverständlich.
Degan kam neugierig näher, während Hias mit den beiden Frauen davon ging. Wollte er Degan und mir etwas Privatsphäre gönnen oder was sollte das?
Mir sollte es recht sein, solange Orena mit mir für heute fertig war. Für ein Wortgefecht mit Degan war ich in der richtigen Stimmung. Seine Anwesenheit stachelte meinen Kampfgeist an. Es war genau das, was ich nach diesem Tag brauchte.
»Bist du mir also doch noch ins Netz gegangen«, stellte er amüsiert fest, als hätte er meine Gedanken gelesen.
Ich schimpfte in das Tuch als Antwort.
Degan stellte sich vor mich und griff mit seinem Finger unter den Knebel. Er zog daran und befreite meinen Mund. Das Tuch ließ er achtlos um meinen Hals rutschen.
»Was wolltest du mir sagen?« Sein Tonfall war überheblich.
Da er es noch nie für nötig gehalten hatte, mich anzusprechen, wie es sich geziemte, legte ich meine Manieren ihm gegenüber ebenfalls vollends ab.
»Was willst du wirklich von mir?«
»Zunächst möchte ich dir sagen, dass es mich tief getroffen hat, wie du mich verschmähtest. Ich hielt dich für schüchtern und unerfahren, was auf der anderen Seite auch wieder reizvoll schien. Als wir dann einige Monate später von deinem Vater die Botschaft bekamen, du wärst von dieser Welt verschieden, war ich äußerst betrübt über den Verlust meiner jungen Braut. Aber was mussten wir feststellen?
Alles Lügen und stattdessen hurst du mit einem anderen herum. Während ich mich fragen muss, warum ich solch ein ehrloses Verhalten deinerseits verdient habe.«
Ich brauchte einen Moment, um mich zu fassen. Das war doch nicht sein Ernst? Glaubte er noch immer, dass ich nicht wusste, was gespielt wurde?
»Soll das ein schlechter Scherz sein? Wie ehrenvoll ist es über eine Frau, die deine Aufmerksamkeit nicht wünscht und sich handfest dagegen wehrt, dennoch herzufallen. Du solltest nicht von Ehre sprechen und sie von anderen dir gegenüber erwarten, wenn du nicht einmal ansatzweise weißt, wie ehrenvolles Verhalten aussieht.«
Es tat gut, ihm das an den Kopf werfen zu können. Degan wollte etwas erwidern, aber ich war noch nicht fertig.
»Spar dir das Schauspiel. Es ging nie um mich als Person, um eine Ehe. Es ging ausschließlich um meine Magie und euren kranken Größenwahn. Mittlerweile glaube ich nicht einmal mehr, dass du jemals die Absicht hattest, mich zur Frau zu nehmen. Das war doch alles nur ein Vorwand, um an die Macht der Elementare zu kommen und diese nun doch noch zu unterwerfen.«
Ich atmete heftig nach diesem Ausbruch und musste mich dringend beruhigen. Durch das schnelle Heben und Senken meines Brustkorbs stachen meine Rippen beißend in mein Fleisch. Ob Kemandra sie mit ihrem Tritt gebrochen hatte?
Degan betrachtete mich amüsiert. »Dein Vater hätte dich nicht so bald von eurer Insel gelassen. Ich hätte dich dort wohl oder übel heiraten müssen.«
»Was hätte ich dir fernab von all dem hier nützen sollen?«, fragte ich skeptisch. Nicht, dass ich jemals erpicht darauf gewesen wäre ihn zu heiraten, aber ich wollte wissen, wie weit er bereit gewesen war zu gehen.
»Ich hätte mich gewiss eine Weile mit dir dort amüsieren können, bevor wir zum Festland aufgebrochen wären.« Sein Lächeln gefiel mir nicht und ich fürchtete, dass er weiter machen wollte, wo ich ihn letztes Mal unterbrochen hatte.
Ich musste weiter mit ihm reden, um ihn abzulenken, damit er mich in Frieden ließ. »Warum hätten wir das tun sollen? Es wäre nicht gegangen, mein Land hätte mich gebraucht.«
Er schnaubte abfällig. »Offenbar braucht deine Insel dich nicht, sonst glaube ich kaum, dass du einfach so mit diesem Kerl durchgebrannt wärest. Findest du nicht, dass es glaubhaft gewesen wäre, dir meine Heimat zeigen zu wollen?«
Da war in der Tat etwas dran. Dieses Vorhaben hätte jeder nur zu gut verstanden. »Und was dann?«
»Wir wären deiner Heimat einfach ferngeblieben. Ich hätte dich hierbehalten. Entweder du hättest dich unserer Sache freiwillig angeschlossen oder wir hätten
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