Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sturmbringerin

Sturmbringerin

Titel: Sturmbringerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Kullick
Vom Netzwerk:
nicht viel, aber es war ihre Fürsorge, die ihn fast zu Tränen rührte. Es brach ihm das Herz, dass er ihr vermutlich schon bald so großen Kummer bereiten würde.
    »Vielleicht sollten wir weiterreiten?«, unterbrach Zersia seine Gedanken. »Ich möchte nicht länger hier bleiben.«
    Van, der seine Augen nicht von Gianna abwenden wollte, nickte lediglich stumm. Er sah ihr tief in die Augen und wollte sich dieses wunderschöne Himmelblau gut einprägen, für den Fall, dass er es zum letzten Mal so intensiv betrachten konnte.
    Zersia war aufgestanden und lief unruhig umher, doch Van ließ sich davon nicht stören und betrachte weiterhin seine Frau.
    »Stimmt etwas nicht?«, fragte Gianna, als Van sich immer noch nicht rührte.
    »Ich liebe dich, meine Prinzessin«, hauchte er mit seiner kratzigen Stimme, anstatt auf ihre Frage einzugehen.
    Traurig lächelnd beugte Gianna sich zu ihm vor und küsste Van verzweifelt. Ihre Lippen waren warm und weich und es fiel Van leicht, Zersias Anwesenheit zu vergessen. Doch viel zu schnell trennte Gianna sich wieder von ihm.
    »Ich liebe dich auch«, erwiderte sie. »Bitte halte noch ein bisschen durch.«
    Als Gianna sich wieder aufrichtete, sah Van Tränen in ihren Augen glänzen. Ihr Anblick schnürte Van vor Kummer die Kehle zu, als er ungelenk aufstand.
    Zersia hatte sich bereits zu Tinka gestellt und die beiden neugierig beobachtet. Gianna sammelte ihre Habseligkeiten auf und verstaute alles in ihren Taschen. Dann ging sie ebenfalls zu ihrer Stute.
    Van hatte inzwischen auch sein Pferd erreicht und zog sich mit letzter Kraft in den Sattel. Sobald Gianna und Zersia ebenfalls bequem saßen, kehrten sie zurück zur Straße und es ging weiter Richtung Norden.
    Lian fand seinen Weg allein und hielt sich dicht hinter Tinka. Van hielt die Zügel nur fest, um etwas in seinen Händen zu spüren, nicht um seinen Hengst in irgendeiner Art und Weise zu beeinflussen.
    Stundenlang ritten sie schweigend und brachten Meile um Meile hinter sich. Die Abenddämmerung setzte allmählich ein und Van gelang es kaum noch, die Augen offen zu halten. Sein Kopf sackte nach vorn und er riss ihn ruckartig zurück, noch durfte er nicht aufgeben.
    Doch von Minute zu Minute wurde es schwerer und er wusste, dass er seinen Kampf gegen die nahende Finsternis nicht länger würde bestehen können. Er verlor jegliches Gefühl für seinen Körper und bemerkte, wie er im Sattel wankte. Dass er kaum mehr etwas sah, lag nicht an der untergehenden Sonne.
    Van konnte nicht mehr, Hias hatte gewonnen. Sein letzter Gedanke galt Gianna und er betete, dass sie sich von den Turontern fernhielt und sich vor ihnen versteckte.
    Die Schwärze war allgegenwärtig und Van konnte nicht länger gegen sie ankämpfen. Sobald er ihr nachgab, verschlang sie ihn vollkommen, löschte jeden Gedanken und all den Schmerz.     

 
Verloren
     
     
    Was war das für ein dumpfes Geräusch gewesen? Verwirrt schaute ich mich um. Ich drehte mich zu Van nach hinten, sah aber nur Lian, der sich von uns abgewandt hatte, dort stehen. Van saß nicht mehr auf dessen Rücken. Panik durchflutete mich und dann entdeckte ich ihn. Er lag am Straßenrand und rührte sich nicht mehr.
    Sofort riss ich Tinkas Zügel herum und ließ mich bereits aus dem Sattel gleiten. Kaum hatten meine Füße den Boden berührt, rannten sie auch schon auf Van zu. Verzweifelt rief ich seinen Namen, aber er bewegte sich immer noch nicht.
    Endlich erreichte ich Van und drehte ihn auf den Rücken. Er atmete schwach und angestrengt. Sein Fieber glühte noch heißer als am Morgen und er war nass vom Schweiß.
    Vorsichtig rüttelte ich an seiner Schulter. »Van, hörst du mich? Bitte wach auf!«, flehte ich und versuchte ihn zu wecken.
    Er rührte sich nicht, stöhnte nur gequält. Ich hatte es gewusst. Seit wir die Heilerin nicht hatten finden können, hatte ich gewusst, wie es wirklich um ihn stand. Es ging ihm immer schlechter und er hatte versucht, es vor mir zu verbergen. Trotzdem hatte ich es gesehen. Wie hätte es mir entgehen können?
    Zersia kam zu mir und kniete sich auf Vans andere Seite.
    »Was ist mit ihm?«, fragte sie beunruhigt.
    »Er ist krank«, brachte ich mühsam hervor. Behutsam strich ich ihm die verschwitzten Haarsträhnen aus dem Gesicht.
    »Dann sucht ihr diese Heilerin nicht für einen Freund, sondern für Van?«, fragte Zersia zögerlich.
    Ich nickte, die Tränen liefen mir längst die Wangen hinunter und schnürten mir die Kehle zu. Was sollte ich

Weitere Kostenlose Bücher