Sturmbringerin
allmählich Giannas Atem und sie hörte auf zu zittern.
Langsam drehte sie sich zu Van um und er wischte ihr vorsichtig die letzten Spuren der Tränen von den Wangen.
»Geht es wieder?«, fragte er heiser.
Gianna sagte nichts, nickte nur mit dem Kopf, wobei ihr die braunen Locken über die Schulter rutschten.
»Wollen wir uns noch kurz setzen?«, fragte Van weiter und wieder antwortete Gianna mit einem Nicken.
Langsam gingen sie zurück zu den Baumstämmen und nahmen ihre vorherigen Plätze wieder ein. Zersia brachte nicht ein Wort über die Lippen und kaute stumm an einem Apfel. Schweigend beendeten Gianna und Zersia ihr Mahl. Van hatte sich immer noch nicht dazu überwinden können, etwas zu essen. Er fürchtete, sein aufgewühlter Magen würde dann vollends rebellieren. Warum sollte er essen, wenn er es nicht bei sich behalten würde?
Plötzlich sah Gianna auf und durchbohrte Van mit ihrem Blick. Dann schaute sie eindringlich in den Wald hinter ihm, verweilte dort für einen Moment und sah Van letztlich wieder fest in die Augen.
»Ich glaube, mit den Pferden stimmt etwas nicht, vielleicht solltest du nachsehen, Van?«, schlug Gianna vor und sah wieder zu den Bäumen.
Van hatte bereits bei Giannas Blick gewusst, dass sie nicht länger allein in diesem Wald waren. Daher erhob er sich mühsam und ging ein paar Schritte in Richtung ihrer Pferde. Ihm verschwamm die Sicht und gern hätte er sich an etwas festgehalten, um seinen schweren Körper stützen zu können. Jedoch zwang er sich zur Beherrschung und es half sogar ein wenig.
Bei Lian angekommen, fasste er nach dessen Halfter und gewann so ein wenig Sicherheit. Bewusst vermied Van es, in die Richtung zu sehen, die Gianna ihm gezeigt hatte. Stattdessen lauschte er und konzentrierte sich auf die Geräusche seiner Umgebung, während er seinem Pferd den Hals behutsam tätschelte.
Blätter raschelten, wofür auch der schwache Wind verantwortlich sein konnte. Nun knirschte ein morscher Ast, als er zerfiel. Sie waren nah und kamen durch das Unterholz. Schon allein diese Tatsache bekräftigte Van in seinem Verdacht, dass es keine zufällige Begegnung war.
Andere Reisende wären über die Straße gekommen und nicht über den matschigen Waldboden geschlichen. Das Knistern der Blätter kam näher und Van sah aus den Augenwinkeln, wie sie sich bewegten.
Ein tiefhängender Ast wurde beiseitegeschoben und dahinter kam ein zahnloses Lächeln zum Vorschein. Hirnlos folgte seinem Kameraden auf dem Fuße, beide hielten lange Jagdmesser in der Hand. Die speckigen Haare hingen ihnen im Gesicht und ihr Erscheinungsbild hatte sich seit gestern Abend nicht verbessert. Van stöhnte entnervt auf. Solche Gesellschaft hatte ihm gerade noch gefehlt. Eilig standen Zersia und Gianna von dem Baumstamm auf.
Es war nicht so, dass Van Angst vor ihnen hatte, denn selbst wenn er aufgrund seines derzeitigen Zustandes nicht in der Lage wäre sich zu schützen, so hätten sie dank Gianna nicht die geringste Aussicht zu gewinnen.
Doch es war besser, wenn Van sich der beiden annahm. Zwar wären Hirn- und Zahnlos nicht länger in der Lage, jemandem von Giannas Gabe zu erzählen, Zersia hingegen schon. Van wollte ihre Identität verborgen halten so lange es nur möglich war, zu sehr fürchtete er die Konsequenzen einer Entdeckung.
Van zog sein Schwert und ging in Position. »Verschwindet einfach wieder, dann werdet ihr eure dumme Idee dieses Mal noch überleben.« Grimmig funkelte er die beiden an, um seine Warnung zu unterstreichen.
Die Kerle trennten sich und näherten sich aus verschiedenen Richtungen, sie wollten sie einkreisen. Das lüsterne Lächeln, das Hirnlos nun sehen ließ, widerte Van an. Kurz hörte er auf, Gianna und Zersia zu begaffen, um seinen Mitstreiter anzusehen. »Die Rothaarige gehört mir«, verkündete er selbstbewusst und ging einen weiteren Schritt in Zersias Richtung.
Im selben Moment stürzte sich Zahnlos Van entgegen. Zwar konnte er der Klinge ausweichen, die auf ihn zu sauste, doch um auch dem Fausthieb zu entgehen, fehlte Van die Kraft, er war schon zu angeschlagen.
Krachend trafen ihn die spitzen Fingerknöchel von Zahnlos in der Seite und pressten ihm die Luft aus der Lunge. Van hatte Zahnlos zu nah an sich herangelassen, sodass ihn das lange Schwert mehr behinderte als nutzte. Er ließ es fallen und rammte seinen Kopf mit voller Wucht gegen die Stirn seines Widersachers.
Zahnlos, der nicht damit gerechnet hatte, jaulte auf vor Schmerz, ließ sein Messer
Weitere Kostenlose Bücher