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Sturmbringerin

Sturmbringerin

Titel: Sturmbringerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Kullick
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dringende Hilfe erhoffen«, fuhr Gianna fort.
    »Wen sucht ihr denn?«, fragte Zersia und sah von Gianna zu Van und wieder zurück.
    »Ein guter Freund von uns ist schwer krank«, setzte Gianna an. Zersia wurde hellhörig und ihr Blick zuckte kurz zu Van herüber. Der Augenblick dauerte nur einen Sekundenbruchteil und doch war Van sich sicher, dass Zersia die Lüge sofort durchschaute.
    »Wir wollten eine junge Frau aus dieser Gegend aufsuchen, die eine heilende Gabe besitzt und sie um Hilfe bitten. Aber bei ihr zu Hause war niemand und die dortigen Dorfbewohner haben uns nur widerwillig nach Norden geschickt.
    Wir befürchten, dass unser Freund sterben könnte, sollte ihm nicht bald geholfen werden. Es ist für uns wirklich sehr wichtig, diese Frau so schnell es geht zu finden und ihr unser Anliegen vorzutragen. Hast du vielleicht schon einmal von ihr gehört und eine Idee, wo sie sein könnte?« Giannas Stimme zitterte vor Anspannung.
    Van wollte sie nicht schon wieder zum Weinen bringen. Das tat sie in den letzten Tagen viel zu oft seinetwegen. Auch wenn sie es Van nicht merken lassen wollte, so wusste er es doch jedes Mal.
    Ihr Schmerz zermürbte ihn. Van wollte sie nicht so schrecklich leiden sehen. Erst recht nicht, wenn er nicht mehr wusste, wie er sie noch trösten sollte, zumal ihm immer mehr die Kraft dazu fehlte.
    Zersia überlegte eine Weile, dann schüttelte sie traurig den Kopf. »Es tut mir leid, aber ich kenne diese Frau nicht«, erwiderte sie leise.
    Gianna sank ein weiteres Stück in sich zusammen und zwang sich ihr kühles Lächeln ins Gesicht, das sie den meisten Menschen zeigte. Ihre auf dem Festland neugewonnene Unbeschwertheit schwand immer weiter und machte der Schwermut rasend schnell Platz.
    »Wie bedauerlich«, zwang Gianna sich zu sagen. Van sah, wie sie innerlich mit sich kämpfte, um überhaupt etwas herauszubringen.
    »Wir sollten etwas essen und dann weiterreiten«, schlug Zersia unsicher vor. Scheinbar hatte sie es wirklich eilig, was ihre Weiterreise nach Loran betraf oder sie wollte lediglich das peinliche Schweigen überbrücken.
    Gianna angelte sich ein inzwischen trockenes Stück Brot aus ihrem Rucksack und reichte ihn dann an Zersia weiter. »Nimm dir einfach, was du möchtest«, sagte Gianna gedankenverloren.
    Vorsichtig untersuchte Zersia den Inhalt von Giannas Rucksack und zog schließlich staunend ein kleines Bündel heraus, von dem Van wusste, dass es nichts Essbares enthielt.
    Er wollte Zersia zurückhalten, Gianna vor dem Schrecken der Erinnerung beschützen, aber er brachte an dem Klos in seinem Hals nicht ein Wort vorbei, als ihn die Erinnerung an ihren Verlust nun selbst überrannte.
    Neugierig knotete Zersia die winzige, bunt bestickte Decke auf. Gianna, die sich abgewandt hatte, um allein ihren düsteren Gedanken nachzujagen, hatte noch immer nicht gesehen, was Zersia in Händen hielt.
    »Wie wunderschön«, hauchte Zersia selig, als sie den Knoten des Tuchs gelöst hatte und behutsam ein Paar der kleinen Strümpfe aus dem Bündel nahm.
    Gianna wurde hellhörig und blickte auf. Entsetzen war in ihren Augen, als sie sah, was Zersia gefunden hatte.
    Strahlend wandte sich Zersia zu ihr. »Du erwartest ein Kind?«, fragte sie aufgeregt.
    Van sah, wie Gianna mit sich um eine Reaktion rang, aber es gelang ihr nicht, etwas zu erwidern. Hastig stand sie auf und lief einige Schritte zum Rand der Lichtung. Mit ihrer Linken stützte sie sich an den Stamm einer mächtigen Steineiche.
    Gianna hatte Van und Zersia den Rücken zugewandt und ihre Schultern begannen heftig zu beben, als sie ihre Tränen nicht länger zurückhielt.
    Van rappelte sich hoch und ging langsam in Giannas Richtung. Entsetzt beobachtete Zersia die Szene und wusste nicht, was sie tun sollte.
    »Was habe ich nur gesagt?«, fragte sie Van bekümmert.
    Van blieb nicht stehen, als er ihr leise antwortete. »Sie hat es vor kurzem verloren.«
    Zersia japste erschrocken nach Luft und machte sich daran, Giannas Werke wieder sorgfältig zu verstauen.
    Endlich hatten Vans müde Füße ihn zu seiner Geliebten getragen und er umschlang sie von hinten. Fest hielt er Gianna im Arm und bettete seinen Kopf auf ihre Schulter. Ganz so wie er es immer getan hatte, wenn sie ihre Magie übte und wovon er wusste, dass es sie beruhigte.
    Leise flüsterte Van tröstende Worte in Giannas Ohr und wartete darauf, dass die Flut aus Schmerz, die sie beide mitzureißen drohte, verebbte. Eine gefühlte Ewigkeit später beruhigte sich

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