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Sturmflut: Ein Fall für Suna Lürssen (German Edition)

Sturmflut: Ein Fall für Suna Lürssen (German Edition)

Titel: Sturmflut: Ein Fall für Suna Lürssen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Wassermann
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hatte keine Idee, wie sie am besten vorgehen sollte. Diese Art von Auftrag war absolutes Neuland für sie.
    In diesem Moment waren ihr nur zwei Dinge klar: Zum einen würde sie selbst keine Ruhe finden, bis sie wusste, was an diesem Novemberabend im Hynsteblom wirklich passiert war. Zum anderen würde sie das Abendessen ausfallen lassen. Beim Anblick der Fotos war ihr der Appetit gründlich vergangen.
     

Dienstag, 12. Februar
    Am nächsten Morgen machte sich Suna schon sehr früh auf den Weg nach Sylt. Sie wollte noch vor zehn Uhr dort ankommen. Um diese Zeit war die Wiedereröffnung des Hynsteblom geplant.
    Obwohl sie noch beim Einschlafen die schrecklichen Bilder aus der Ermittlungsakte vor Augen gehabt hatte, war sie wider Erwarten von Albträumen verschont geblieben.
    Als sie ihr Gepäck in ihren Wagen, einen schon etwas angekratzten grauen Golf-Kombi packte, war sie froh, endlich etwas unternehmen zu können. Sie verzog belustigt das Gesicht, als sie die Klappe des Kofferraums zuschlug. Normalerweise war das Auto für Observierungen ideal. Es war mittelgroß, mittelalt und meistens mittelschmutzig – mit anderen Worten: ziemlich unauffällig, zumindest in dem Umfeld, in dem sie sich meistens bewegte. Zwischen den teuren Luxuskarossen, die sie auf Sylt vermutete, würde es allerdings auffallen wie ein Straßenköter auf einer Zuchthundeschau. Sie zuckte die Schultern. Das ließ sich nicht ändern. Sie war nicht bereit, viel Geld für einen Mietwagen auszugeben, auch wenn sie es auf die Spesenrechnung setzen konnte. Außerdem rechnete sie nicht damit, viele Observierungen durchführen zu müssen. Wahrscheinlich würden die Ermittlungen der folgenden Tage hauptsächlich aus endlosen Befragungen der hoffentlich auskunftsfreudigen Freunde und Bekannten von Fenja und Mark bestehen.
    Während der Autofahrt ließ sich Suna noch einmal alles durch den Kopf gehen, was sie von dem Fall wusste. Verdammt wenig, wie sie zugeben musste. Selbst als sie ihren Wagen auf den Sylt-Shuttle verladen hatte und im Zug über den Hindenburgdamm fuhr, der Sylt mit dem Festland verband, schaffte sie es kaum, den Ausblick zu genießen.
    Es war gerade Ebbe und das Wasser hatte sich weit zurückgezogen. Die tief stehende Morgensonne tauchte das Wattenmeer in ein sanftes Schimmern, und auf dem Damm waren noch Reste der Schneefälle der vergangenen Tage zu sehen, die der Wind zu schmalen Streifen verweht hatte.
    Suna lehnte sich einen Augenblick auf dem Fahrersitz ihres Wagens zurück und versuchte, einfach ein wenig abzuschalten, aber es gelang ihr nicht. Immer wieder tauchten die Bilder aus der Ermittlungsakte in ihren Gedanken auf, die sich nicht verdrängen ließen. Dabei war es erstaunlicherweise nicht die blutbeschmierte Leiche Mark Sennemanns oder dessen Stichwunde im Hals, die sie nicht mehr losließen, sondern Fenjas leerer Blick.
    Sie war froh, als der Zug endlich in Westerland hielt. Da sie mit dem Auto gut durchgekommen war und auch nicht lange auf den Zug hatte warten müssen, war sie schon mehr als eine Stunde vor der geplanten Wiedereröffnung auf Sylt. Sie fuhr ihren Wagen vom Autozug und machte sich auf den Weg zum Hynsteblom.
    Der kleine Laden lag in der Strandstraße, die zur beliebten Fußgängerzone der Ortschaft gehörte. Nachdem Suna ganz in der Nähe einen Parkplatz gefunden hatte, legte sie die restliche Strecke zu Fuß zurück.
    Zu ihrer Enttäuschung befand sich das Hynsteblom nicht in einem malerischen Reetdachhaus, sondern in einem unscheinbaren roten Klinkerbau, der wahrscheinlich aus den siebziger oder achtziger Jahren stammte. Über dem großen Schaufenster, in dem ein einziges großes Aquarell des Hörnumer Leuchtturms in Szene gesetzt war, prangte in modernen, bronzefarbenen Buchstaben das Wort Hynsteblom. Fenja hatte ihr erklärt, dass es sich dabei um den friesischen Ausdruck für Löwenzahn oder Pusteblume handelte. Der Name gefiel ihr gut.
    Nicht so gut gefiel ihr dagegen der Anblick des Schaufensters. Fenja Sangaard und eine weitere junge Frau mit schwarzen Locken und schokoladenbrauner Haut waren gerade dabei, mühsam die rote Farbe wegzuschrubben, die jemand auf die Glasscheibe geschmiert hatte. Obwohl die beiden schon eine ganze Weile damit beschäftigt gewesen sein mussten, war noch deutlich das Wort MÖRDERIN zu erkennen, das sich in großen Druckbuchstaben quer über die gesamte Breite des Fensters zog.
    »Vielleicht geht es mit einem Glasschaber besser«, schlug Suna ohne vorherige Begrüßung

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