Sturmflut mit Schokoladenengel
Schmerz verzerrtes Gesicht ließ mich fürchten, er könnte explodieren, bevor er das quälende Feuer in meinem Schoß gelöscht hatte.
Also umklammerte ich seine Hüften mit meinen Schenkeln, drückte ihn um und drehte ihn auf den Rücken. Dann saß ich auf ihm, spürte seine heiße, stoßende Härte nun viel besser in mir und begann auf ihm zu reiten wie eine Wilde.
Paul packte meine Taille, hielt mich fest und lachte. Es gefiel ihm, mich dermaßen entfesselt zu erleben. Ich kümmerte mich nicht darum, sondern ritt mich selbst zum Gipfel der Lust hinauf.
Ich sah es seinem Blick an, als er kam, spürte es am Zucken seiner Hüften, hörte ihn meinen Namen seufzen. Und dann schoss es wie Feuer durch meinen Körper und ich glaubte, mich auflösen zu müssen.
Paul wurde schon weich, als ich seufzend über ihn sank. Er schlang die Arme um mich, hielt mich fest und rührte sich nicht mehr. Und ich ertappte mich dabei, wie ich zum Fenster blinzelte und fürchtete, Paul würde hinaus in den Garten steigen und alles nur ein Traum gewesen sein.
*
Wir mussten eingeschlafen sein. Irgendwann fuhr ich hoch, weil unten in der Küche Geschirr klapperte. Ich stand auf und sah zum Westfenster hinaus – ein schwarzer Audi stand vor der Garage.
Nils’ Dienstwagen!
Für einen Moment stand ich sprachlos. Nils schon zurück? Er wollte doch erst übermorgen kommen! Hatte unser Gespräch am Telefon ihm dermaßen zugesetzt, dass er seine Dienstreise abgebrochen hatte? Das sah ihm eigentlich nicht ähnlich.
Ich blickte zum Bett, wo mein wundervoller Liebhaber sich schlafend räkelte. Und schließlich begriff ich – keinen dienstlichen Termin hatte mein Gatte storniert, sondern eine Verabredung mit einer Frau. Der dienstliche Teil seiner Reise war längst erledigt.
Ich musste lächeln, als mir die Wahrheit aufging.
Leise zog ich mich an. Unten schloss jemand die Haustür auf. Kam Kersten zurück? So spät war es schon? Ich schlich aus dem Gästezimmer, lauschte auf der Treppe. Es roch nach Zigarettenrauch. Jemand öffnete die Küchentür.
„Pa? Du?“ Kerstens Stimme. „Du wolltest doch erst in zwei Tagen zurückkommen?“
„Hör mal, Kersten“, hörte ich Nils sage, „ich mische mich ja ungern in deine persönlichen Angelegenheiten ein, aber ...“ Seine Stimme klang schlecht gelaunt. „Aber wenn ihr schon am hellichten Tag ..., dann tut es wenigstens so, dass nicht gleich jeder im Haus mithören muss.“
Mir blieb fast das Herz stehen. Er hatte uns gehört! So lange war er schon im Haus? Und wir hatten nichts gemerkt?
„Was erzählst du da, Pa!“ Es knarrte, Kersten schien sich auf einen Stuhl fallen zu lassen. „Weißt du, was ich den ganzen Nachmittag gemacht habe?“
„Komm, komm – so genau will ich das gar nicht wissen!“
„Ich habe Mathe gelernt ...“
„... wozu das Gästebett natürlich der ideale Ort ist!“ Ich glaubte, Nils’ zynisches Grinsen vor mir sehen zu können.
„Das Gästebett?“ Kersten redete wie jemand, der die Welt nicht mehr verstand – höchste Zeit, mich zu zeigen. Ich lief die Treppe hinunter. Mein Spiegelbild im Garderobenspiegel machte mir bewusst, dass ich reichlich zerzaust aussah. Na und?
Ich trat in die Küche. „Hallo.“ Ganz ruhig war ich; ich staunte über mich selbst. Kersten und ihr Vater starrten mich an wie eine Erscheinung. Beide rauchten.
„Die Frau, die du da aus dem Gästezimmer gehört hast, war ich, Nils. Bezeichnend, dass du meine Sexlaute nicht mehr erkennst, findest du nicht?“
Ich musterte meinen Mann – seine Miene war eine einzige Frage. „Nein, ich habe es mir nicht selbst gemacht. Ich habe Besuch. Doch heute Abend habe ich Zeit für dich. Wir haben uns viel zu erzählen, schätze ich.“ Nils brachte kein Wort heraus, starrte mich nur an. „Du ziehst übrigens um.“ Ich streckte mich und griff ins Küchenregal.
„Ich ziehe um?“, flüsterte Nils ungläubig. Der lange Aschenkegel brach von seiner Zigarette ab und fiel auf den Tisch.
„Sobald mein Besuch nach Hause gegangen ist.“ Ich warf die angebrochene Kondompackung auf den Tisch. „Aus dem Schlafzimmer ins Gästezimmer.“
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