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Sturmherz

Sturmherz

Titel: Sturmherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Strauß
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durchdrang.
    Ich war dieser Moment.
    Dieser Augenblick.
    Ich war ohne Vergangenheit und ohne Zukunft.
    Meine Hände umfassten Maris Gesicht, und dann küsste ich sie. Das Gefühl ihrer warmen, nassen Lippen jagte einen gewaltigen, erlösenden Schmerz durch meinen Körper. Ich schmeckte ihr Sehnen, das Salz des Regens, das Salz ihres Schweißes.
    Ihre Hände glitten über mein nasses T-Shirt, wanderten tiefer und rutschten unter den Stoff. Die Welt um mich herum verschwand. Ich zog Mari an mich, küsste sie drängender und umschlang sie, spürte ihre Nägel über meine Brust kratzen. Sie war plötzlich so furchtlos, so ehrlich in ihrer Sehnsucht, dass ich fast vergaß, wo wir waren. All mein Sein reduzierte sich auf ihre Berührungen, auf den Regen und das Vibrieren des Donners, das unsere Körper erschütterte.
    Ja, sie hatte recht.
    Wie kann etwas falsch sein, das sich so richtig anfühlt?
    Atemlos keuchte sie irgendwelche Worte hervor, drückte sich an mich, rieb sich an mir und zerwühlte mein Haar, bis sie zurückzuckte und mich aus großen, ungläubigen Augen ansah. Ihre Brust hob und senkte sich unter schweren Atemstößen. Durch das nasse, hellblaue Shirt schimmerte zarte Spitze hervor. Weiß wie Muscheln.
    „Nach Hause?“, stieß sie hervor.
    Ich lächelte. Witterte nach ihrem verführerischen, weiblichen Duft.
    Beim Salz der See, nie hatte ich mich lebendiger gefühlt.
    „Nach Hause“, flüstere ich ihr ins Ohr.
    ~ Mari ~
    Endlich allein. Endlich zu Hause.
    Die Stille zerrte an meinen Nerven. Ich biss mir auf die Lippe, um mein Zittern zu unterdrücken. Es half nichts.
    „Hast du Musik?“ Sein Atem streifte meine Lippen. Er war wie der Vorbote zahlloser zärtlicher Küsse.
    „Habe ich.“ Hitze schoss mir in den Kopf. Louans Wünsche waren meine. Diesmal würde uns niemand stören. Dad traf sich mit einem wichtigen Geschäftspartner und hatte mir eine Nachricht auf den Anrufbeantworter gesprochen.
    Es wird länger dauern. Bitte sei vorsichtig, Mari. Ruf mich auf dem Handy an, wenn irgendwas ist. Das Fell liegt im Sideboard in der zweiten Schublade von oben. Ich habe es eingeschlossen. Der Schlüsse ist am üblichen Platz.
    Louan hatte meinem Vater heute Morgen den größten Vertrauensbeweis erbracht, denn es für ihn gab. Die Obhut über sein Fell.
    Ob Dad wirklich verstanden hatte, was das bedeutete? Wusste er, dass Louan ihm damit sein Leben in die Hände gelegt hatte? Dass er sich ihm vollkommen ausgeliefert hatte, nur um zu beweisen, dass er es ehrlich meinte?
    „Was für Musik willst du?“
    „Egal“, schnurrte er.
    Ich entzog mich ihm schweren Herzens. Jeder Schritt war ein Tanz auf schmelzender Butter.
    Was hatte ich momentan für eine CD eingelegt? Ich drückte auf den Knopf und lauschte.
    Michael Nymans The Piano .
    Die sanften, traurigen Klänge schnürten mir die Kehle zu, schwebten zwischen Trauer und Verspieltheit, Wehmut und Sehnsucht hin und her. Wollte mir das Schicksal damit etwas mitteilen? In der Befürchtung, die Beine könnten unter mir nachgaben, ließ ich mich auf mein Bett sinken. Still lag ich da, atemlos und hilflos, während Louan zu mir kam. Schritt für Schritt, nicht die Spur eines Lächelns auf den Lippen. Das Herz stolperte in meiner Brust.
    Vor meinem Bett blieb er stehen und holte tief Luft.
    „Wir dürfen nicht glauben, dass wir zusammenbleiben können“, sagte er. „Alle, die ihre Liebe festhalten wollten, hat das Schicksal schnell getötet.“
    Tod? Wie konnte er jetzt vom Tod reden?
    „Wenn wir beide wissen“, fuhr er fort, „dass unsere Welten nicht zusammengehören können, wenn wir daran denken, dass unsere Wege in entgegengesetzte Richtungen führen, dann geht es vielleicht gut. Ich fühle mich wohl bei dir, Mari. Unglaublich wohl. Für einen einzigen Abend würde ich den Rest meines Lebens opfern. Aber ich kann dir nicht versprechen, für immer bei dir zu bleiben. Vielleicht muss ich in ein paar Tagen gehen, vielleicht auch schon heute Nacht. Ich kann dir nicht das geben, was ein Menschenmann dir geben könnte. Willst du das wirklich? Willst du mich, auch wenn du jetzt die Geschichten kennst?“
    „Ja.“ Ich sprach es instinktiv aus. Es war mein einziger, heftigster Wunsch. „Ich will dich trotzdem. Und wenn es nur für eine Nacht ist.“
    Louan lächelte. Er streifte sich das Shirt über den Kopf, ließ es auf den Boden fallen und zog, während ich ihm dabei zusah, auch den Rest seiner Kleidung aus. Ich starrte ihn ungläubig an. Sein

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