Sturmjäger von Aradon - Magierlicht - Nuyen, J: Sturmjäger von Aradon - Magierlicht
nachzudenken, konnte sie auch nicht in die brodelnde Flut der Verzweiflung stürzen, die langsam um sie anstieg.
Doch dann kamen die Stimmen. Ihr zischelnder Singsang war erst kaum vom Heulen des Winterwindes zu unterscheiden. Doch dann spürte Hel, wie sie einen Kreis um sie schlossen, mit jeder fauchenden Silbe einen Schritt um sie machten.
»Zwei Liebessspaare hatten die Wahl … zweimal gab esss nur Verrat … unsssere letzte Probe für die Menschen, nicht bestanden! Issst ausss, issst aussss, allessss aussss … isssst tot, dein Mercurin isssst tot!«
Hel presste die Hände auf seinen Kopf, auf seine Ohren, als würden die Worte der Elfen wahr werden, wenn er sie hörte. Aber er regte sich längst nicht mehr. Nur ihr eigener Atem schlug ihr noch vom Boden zurück ins Gesicht.
»Erstochen hat die Schlange ihren Bruder, erstochen, mitten insss blauäugige Herz …« Das erboste Fauchen ebbte in Kichern ab. Hel ertrug es nicht. Sie sollten verschwinden! Brennende Tränen fielen ihr aus den Augen.
»Dummer Narr, der an die Liebe glaubt … Sssaraide war nicht ssso dumm, sssie war gewisssenhaft … und jetzt issst sssie auch tot, die falsche Schlange, hah!«
Ekelerregend nah hauchten die Stimmen ihr zu: »Und auch Mercurin konnte ssseine Liebe nicht halten! Hat er nicht die einfachste Lösssung gewählt, hat sssich davongemacht, dir allesss überlasssen? Und dir im Sterben noch ein letztesss Versprechen abgerungen, der hinterhältige Feigling? Du sssollssst vollenden, wozu er mit ssseinem schwachen, unentschlosssenen Herzen nicht fähig war …«
Hel presste die Augen zu. Sie waren verlogen, sie waren tückisch, sie wollten sie nur quälen. Nach Gründen zu suchen, war völlig zwecklos. Sie hatten keine Gefühle.
»Er hätte von ssseinem Glauben abschwören können, für dich«, fuhren die Elfen unbarmherzig fort. »Jetzt hat er ssich davongemacht, um nicht mitansssehen zu müssssen, wasss er dir angetan hat … Ha! Dassss issst die Liebe der Menschen!«
Hel zwang sich, den Kopf zu heben. Behutsam löste sie die Arme von ihm und ließ ihn von ihrem Schoß gleiten. Sie sah sein Gesicht; sie musste die Zähne zusammenbeißen, um nicht aufzuschluchzen. Er war ganz verschmiert von der Wunde. Seine Lippen waren so blutleer, dass sie in der knochenweißen Leichenblässe kaum mehr auszumachen waren. Hel riss ihren Blick von ihm los und konzentrierte sich darauf, ihr Zittern zu unterdrücken. Sie ballte die Fäuste.
»Drei Totenlichter sind in dem Schwert«, erklärte sie mit aller Ruhe, die sie aufbringen konnte. Nur der Gedanke an Mercurin gab ihr die Kraft, sich so zusammenzureißen. »Mit einem davon möchte ich Nova das Leben zurückgeben, wie wir es ausgemacht haben. Und mit dem anderen … mit dem anderen soll Mercurin wieder ins Leben zurückkommen. Das dritte werde ich euch zurückgeben.«
Sie sah auf. Die Elfen hielten inne, wabernde Nebelwesen, die sie aus leeren Gesichtern anstarrten. »Ihr habt es versprochen … Nova soll leben. Und Mercurin auch.«
»Glaubssst du, dann würde Mercurin von ssseinem Glauben abschwören, sssein Gewissssen und dasss Tiefe Licht verraten? Niemalsss! Esss würde nichtsss ändern, du Närrin!«
»Doch«, flüsterte sie. »Ich weiß es. Ich … wenn er nur die Welt und die Menschen kennenlernen würde. Es gibt andere Wege als Rache. Verständnis!«
Ein Hauchen ging durch die Runde, das beinahe mitleidig klang. »Und wenn ihr euch hättet, wasss wäre dann? Du glaubssst, du liebssst Mercurin. Du würdessst alles für ihn tun. Und doch brichssst du dasss erssste Versprechen, dasss du ihm gabssst: dasss Tiefe Licht für ihn zu beschwören!«
»Aber –«
Die Elfen überdeckten ihre Widerworte mit ihrem Gezischel. »Steh zu deiner Liebe, Hel … opfere eure gemeinsssame Zukunft, um ssseinen letzten Willen zu erfüllen, wenn du ihn liebssst … Und Opfern issst eine bittersüße, köstliche Erfahrung! Während eine Liebe ohne Hindernissse etwasss ganz anderesss issst … kannssst du dir vorstellen, wie esss wäre, käme er zurück? Stell dir vor, jeden Tag mit ihm zu erwachen, in seine Augen zu blicken, bisss jedesss Geheimnisss ergründet issst … Wärssst du bereit, dasss leuchtende Bild aufzugeben, dasss du jetzt von ihm hassst, nur für einen ganz gewöhnlichen Menschen ausss Fleisch und Blut? Liebe issst ein Augenblick, kein Ziel. Sssie zerfällt zu Staub, wenn Zeit und Frieden sssie in die Länge ziehen! Wenn du willssst, dassss deine Liebe zu Mercurin unendlich
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