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Sturmjäger von Aradon - Magierlicht - Nuyen, J: Sturmjäger von Aradon - Magierlicht

Titel: Sturmjäger von Aradon - Magierlicht - Nuyen, J: Sturmjäger von Aradon - Magierlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny-Mai Nuyen
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Atemzug wurde anstrengend. Sie hatte ihre Chance gehabt und zu lange gezögert. Saraide beging nicht denselben Fehler. Hels schmerzerfüllter Blick hielt sie nicht davon ab, ihr das Leben zu nehmen.
    Und dann geschah alles ganz schnell.
    Saraides Lachen spitzte sich zu einem gellenden Schrei. Etwas Leuchtendes stieß aus ihrer Brust. Ihre Aura erbebte, spritzte auseinander und tauchte alles in schillernden Regen. Saraide kippte um. Alles Licht floss aus ihrem reglosen Körper.
    Hel fühlte, wie das Leben in sie zurückkehrte, stockend erst, dann gleichmäßiger. Sie rang erschöpft nach Atem. Träge woben sich ihre Gedanken und Wahrnehmungen wieder zusammen. Sie blinzelte, versuchte zu erkennen, wer hinter Saraide aufgetaucht war. Aber noch bevor sich ihr Blick klärte, fühlte sie seine Nähe – ein warmer Rausch durch ihr Innerstes, glatt und rasch wie ein Flügelschlag.
    Mercurin hielt das Isenschwert in beiden Händen; es strahlte so sehr, dass das Blut an der Klinge erbleichte. Gebannt starrte er auf Saraide herab. Seine Schwester, seine Verbündete seit ihrer Kindheit, seine Gegnerin: tot.
    Er ließ das Schwert in den Schnee fallen und öffnete die Hände. Beißend grelle Lichttentakel strömten aus Saraides Körper in seinen, sammelten sich in seiner Brust, erloschen in einer tiefschwarzen, ölig schillernden Blase. Das Totenlicht war in ihn eingekehrt.
    Hel beobachtete, wie sein Körper zuckte; er senkte den Kopf. Er konzentrierte sich auf seinen Atem. Legte die Hände über seiner Brust zusammen. Es gelang ihr nicht mehr, sich einzubilden, er hätte Saraide getötet, um sie zu retten – er hatte es wegen des Totenlichts getan. Dafür hatte er Saraide das Schwert in den Rücken gestoßen.
    Hel hatte wieder genug Kraft, um sich aufzurichten, aber ihr fehlte der Wille. Karat war tot. Saraide war tot. Es gab keine Feinde mehr, die sie zwischen sich schieben konnten; jetzt gab es nur noch sie und ihn.
    Doch als er die Augen öffnete und sein verschleierter Blick sie traf, da schmolzen alle Worte, die ganze Realität schmolz dahin – Feind, Mörder, was konnten diese Begriffe schon ausrichten gegen die Flut dessen, was sie empfand. Er war befleckt vom Blut seiner Opfer, aber Hel wollte in seine Arme.
    »Mercurin«, murmelte sie. Sein Name irrte durch die Stille, ein einsamer Laut in den endlos leeren Gebirgen. Ohne zu wissen, warum, schüttelte Hel den Kopf. Kurz, nur angedeutet. Sie konnte nicht in Worte fassen, was sie damit verneinte, doch sie war sicher, dass er es verstand.
    »Hast du …« Er schluckte. Seine Stimme klang fremd, als gehörte sie nicht mehr ihm. »Hast du das Totenlicht des Isen?«
    Hels Blick flog zu dem Schwert im Schnee. Es leuchtete kaum merklich. Aber sie sprach ihren Verdacht nicht aus. Rasch sah sie wieder Mercurin an. Kalt sah er aus. Fremd. Sicher war das Klügste, ihm zu sagen, sie habe es; vielleicht würde er sie dann nicht angreifen, nicht direkt und nicht sofort. Und sie hätte Zeit gewonnen.
    Doch sie konnte ihn nicht belügen. Wenn seine Liebe nicht ausreichte, um sie um ihrer selbst zu verschonen, dann sollte es so sein.
    »Nein.«
    »Wo ist es?«
    »Ich … das würde ich dir niemals sagen«, flüsterte sie. »Ich brauche es. Für Nova. Er ist mein Freund, und er wird im Reich der Elfen sterben, wenn ich ihm kein Totenlicht bringe, um ihn zu retten.«
    »Hör auf mit dem Gerede! Das Totenlicht wird nicht an deinen Freund vergeudet. Bald ist alles vorbei, finde dich damit ab; das Tiefe Licht wird die verschonen, die frei von Sünde sind.«
    »Wer ist das schon?«, fragte sie zitternd.
    »Wahrscheinlich keiner. Dann ist die Erde befreit von uns.«
    Sie sah ihn an, aber ihr Blick konnte ihn nicht erreichen. Er war unerreichbar. Sie wünschte, sie hätte weinen können vor Verzweiflung, aber es war nichts mehr in ihr übrig. Sie war unendlich erschöpft.
    »Ich glaube nicht, dass du das wirklich willst«, sagte sie, tapferer, als ihr eigentlich zumute war. »Es sind nicht deine Worte. Sie sind erlernt.«
    »Hör auf!«, rief er. Unter seinem Zorn flackerten ganz andere Gefühle, er konnte sie nicht verbergen. »Hör auf, mich so zu sehen! Nichts war echt. Das alles mit dir und mir war nicht echt! Du siehst Dinge, die nicht existieren.«
    Sie starrte ihn an. »Ich sehe dich.«
    Er versuchte ein höhnisches Lächeln, verzerrte aber nur das Gesicht. »Glaubst du, mein Aussehen, meine Erscheinung unterliegt nicht meinem Einfluss?« Und tatsächlich, seine Augen schienen sich

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