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Sturmjäger von Aradon - Magierlicht - Nuyen, J: Sturmjäger von Aradon - Magierlicht

Titel: Sturmjäger von Aradon - Magierlicht - Nuyen, J: Sturmjäger von Aradon - Magierlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny-Mai Nuyen
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sicher nicht wenigen Mädchen aus den Fingern geronnen war wie Sand, wusste sie, dass es bei ihr nicht so war. Zumindest solange sie ihn nicht zum Heiraten zwingen wollte. Fast musste sie grinsen. Etwas entspannter suchte sie Keldas Blick.
    »Jeder braucht doch Boden unter den Füßen. Wer gibt ihn dir?«
    Ein Zucken ging um seine Mundwinkel; wenn es ein Lächeln war, wirkte es eher verbittert als fröhlich. »Das Leben ist wie unsere Erde. Alles verschiebt sich, und wo heute Berge sind, kann morgen schon eine tiefe Schlucht sein.« Er erhob sich.
    Hel versuchte seinen Schwermut aufzubrechen und sagte augenzwinkernd: »Es sei denn, das Land ist ausgestorben, dann bewegt sich nichts mehr.«
    Ein kläglicher Versuch. Keldas Gesicht war zur Hälfte unter der Kapuze verschwunden. »Ja. Wenn sich nichts mehr bewegt, ist man tot«, murmelte er leise, mehr zu sich selbst. »Entschuldige, ich bin müde. Ich werde etwas schlafen.« Damit stieg er die Sprossen hinunter.
    »In Ordnung … schlaf gut«, sagte Hel, doch er hörte sie nicht mehr. Sie blickte seiner gebeugten Gestalt nach, die über das regennasse Deck davoneilte.
    Relis kam drei Stunden später, um Hel abzulösen. Sie erklärte der Söldnerin noch eine Weile, was sie zu tun hatte, und dass sie sie holen sollte, wenn etwas geschah. Auf dem Weg unter Deck kam sie an der Steuerkabine vorbei und sah Berano, der sich über die vielen Instrumente und Hebel beugte. Als Hel eintrat, zuckte seine Hand gewohnheitsmäßig zum Schwertgriff.
    »Alles in Ordnung hier?«
    »Ich denke«, erwiderte Berano und errötete leicht, als hätte Hel ihn bei etwas ertappt. Unsicher blinzelte er nach draußen.
    »Wenn du aufpassen willst, musst du nur den Sturmmesser im Auge behalten, das Anzeigeblatt dort. Wenn das Wetter umschlägt, ruf mich oder Nova, dann fliegen wir tiefer.«
    Berano nickte, dann fügte er grinsend hinzu: »Aye, Aye, Kapitän!«
    Hel ging in ihre Kabine. Sie musste daran denken, dass Gharra sie am Abend des Absturzes zum neuen Kapitän der Schwalbe ernannt hatte. Unwillkürlich schüttelte sie den Kopf. Es kam ihr wie ein fernes, vor langer Zeit erträumtes Leben vor. Nicht einmal für einen Gedanken an diese Zukunft war ihr damals Zeit geblieben.
    Die frische Luft und die Kälte hatten sie müde gemacht und sie beschloss sich hinzulegen, anstatt noch bei Nova vorbeizuschauen. Erschöpft schloss sie die Tür hinter sich, zog die Vorhänge vor die runden Fenster und ließ sich längs auf das Bett fallen. Im Liegen rollte sie sich aus dem feuchten Umhang und streifte ihre Stiefel ab. Sie legte sich das Kissen übers Gesicht und seufzte in die Daunen. Die Gerüche des Schiffes, von wettergegerbtem Holz und oft gewaschenen Laken, schlossen sich um sie wie Schichten aus Erinnerungen. Warme Küchendüfte sickerten durch die Dielen, aber vielleicht bildete sie es sich auch nur ein. Sie schnupperte. Hatte Harlem gekocht? Ehe sie sich ernsthafte Sorgen machen konnte, war sie eingedöst.
    Mercurin stand mit wehendem Umhang vor ihr, während ringsum die Welt unterging. Wellen, gigantisch wie Berge, schwarz wie Öl, wuchsen am Horizont empor und verschlangen das Land. Risse brachen die Erde auf, teilten sie bis ins Innerste, und aus dem schwelenden Herz der Welt strahlte das Tiefe Licht. Unerträgliches Weiß, so glühend rein, so tödlich. Nichts blieb am Leben, das Tiefe Licht nahm alles Leben in sich auf, nur Mercurin … nur Mercurin und sie standen noch und sahen sich an. Sie sahen sich, wie nie zuvor jemand sie gesehen hatte. Sie spürte seine Hand an der Wange. Seine Fingerspitzen in ihrem Nacken. Legten sich sacht um ihren Hals. Und sie begriff, dass die zornigen Wogen des Ozeans sie nicht töten würden, nicht die Schlünde der Erde, nicht einmal das Tiefe Licht. Sie konnten ihr nichts anhaben. Er allein war ihr Tod. Oder sie würde ihn töten müssen. Kein Weg führte daran vorbei. Die unvermeidbare Wahrheit lag in seinen schönen Augen, die ihr überallhin folgten.

Nachricht aus Moia
    H el lag in einer unbequemen Position im zerwühlten Bett und fühlte sich fiebrig. Draußen war es schon dunkel. Sie drehte sich auf den Rücken und blieb eine Weile liegen, wartend, dass die verschwommenen Bilder ihrer Nachmittagsträume verblassten. Sein Name schwebte unaufhörlich durch ihr Bewusstsein, seine Nähe … aber sie durfte jetzt nicht an ihn denken. Sie wollte nicht.
    Ruckartig richtete sie sich auf und stieg in ihre Stiefel. Ohne sich die Mühe zu machen, sie

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