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Sturmjahre

Sturmjahre

Titel: Sturmjahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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wären die Frauen doch auch gekommen, dachte Samantha, während sie am Arm von Professor Jones dem Collegegebäude entgegenging. Warum können sie diesen Tag nicht als unseren gemeinsamen Triumph sehen, einen Sieg aller Frauen?
    Es hatte keinen Sinn, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Die Frauen würden nicht kommen; nicht einmal kleine Mädchen waren auf den Straßen zu sehen.
    Als sie auf die kleine Holzbrücke trat und in das Wasser des Bachs hinunterschaute, der das Collegegelände vom Ort trennte, überkam sie plötzlich Wehmut. Das letztemal ging sie heute diesen Weg. Während Jones in der versammelten Menge unruhig nach einem Mann Ausschau hielt, den er nirgends entdecken konnte, erinnerte sich Samantha mit leiser Trauer an den Tag, als sie das erstemal hierher gekommen war.
    Das imposante Hauptgebäude der Schule, das keine hundert Meilen von {10} der Grenze zum Gebiet der Mohawk-Indianer stand, nahm sich neben den Holzschindelhäusern des Grenzstädtchens deplaciert aus. Es war ein wuchtiger weißer Bau mit einer Giebelfassade über einer tiefen Säulenhalle. Den Mittelpunkt bildete die gewaltige Rotunde, um die sich Hörsäle, Aula, Labors, Bibliothek und Verwaltungsräume gruppierten. Es hieß, Thomas Jefferson, der eine Vorliebe für den massiven Baustil der Römer gehabt hatte, hätte den Bau entworfen. Samantha fand ihn monströs.
    Zwei Jahre zuvor hatte sie hier an diesem Ort gestanden und Professor Jones zugehört, der die indianische Sage erzählt hatte. Ein irokesisches Liebespaar, dessen Liebe unter einem Unstern stand, hatte an diesem Ort auf tragische Weise den Tod gefunden. Ihre Geister, so hieß es, irrten bei Nacht durch die Räume, ewig auf der Suche nach Vereinigung.
    Es war nichts Merkwürdiges daran, daß sie gerade in diesem Augenblick an Geister denken mußte; sie war ja von ihnen umgeben. Sie waren alle gekommen, diesen Tag des Triumphs mit ihr zu feiern: ihr Vater, Samuel Hargrave, der strenge und unversöhnliche Diener Gottes; ihre Brüder, rastlos und unglücklich; Isaiah Hawksbill; Freddy, der Freund ihrer Kindheit. Und ihre Mutter, war sie auch gekommen?
    Sie dachte an Hannah Mallone, und einen Moment lang überfiel sie tiefe Traurigkeit. Das ist für dich, liebste Freundin, das ist unser Erfolg.
    Die Studenten, die sich im Schatten der tiefen Säulenhalle vor dem Hauptgebäude versammelt hatten, waren unruhig. Wie junge Pferde, die gerade erst gelernt haben, am Zügel zu gehen. Sie wollten lachen und schreien und in wildem Überschwang ihre Hüte in die Luft werfen, aber die ernste Feierlichkeit des Augenblicks und die Forderungen der Tradition verboten es ihnen.
    Nun versammelten sich auch die Dozenten, und einige stutzerhafte Reporter in großkarierten Jacketts mischten sich in die Menge. Professor Jones entschuldigte sich mit einer Bemerkung über einen Mr. Kent, mit dem er etwas zu besprechen habe, und Samantha gesellte sich zu einer Gruppe Studenten, die in ruhigem Gespräch beieinander stand.
    Händeringend drängte sich Professor Jones auf der Suche nach Simon Kent durch das Gewühl. Wo konnte der Mann nur geblieben sein?
    Samantha war an Professor Jones’ Dilemma schuld, obwohl sie davon keine Ahnung hatte. Einige Wochen zuvor hatte einer der Dozenten den Dekan darauf aufmerksam gemacht, daß die übliche Urkunde, die den Studenten beim erfolgreichen Abschluß ihres Studiums ausgehändigt wurde, für Samantha nicht taugte. Die Urkunden waren in lateinischer Sprache abgefaßt und einzig auf männliche Absolventen bezogen. Der {11} neue Titel der Absolventen lautete
Domine,
was etwa gleichbedeutend war mit Meister. Müsse man nicht, hatte der Dozent gemeint, einen entsprechenden Titel für Miss Hargrave schaffen? Das gesamte Kollegium hatte sich zur Beratung zusammengesetzt, und man hatte sich schließlich auf den Titel
Domina
geeinigt.
    Das nächste Problem war die Erstellung einer passenden Urkunde gewesen. Üblicherweise wurden die Urkunden serienmäßig hergestellt, so daß man vor der Übergabe nur noch den Namen des jeweiligen Absolventen einzusetzen brauchte. Jetzt mußte dringend einer mit schöner Handschrift her, der eine entsprechende Urkunde mit den nötigen Änderungen abfassen konnte. Man hatte den Auftrag Simon Kent gegeben, einem Bauern aus der Umgebung. Er hätte die Urkunde am Tag vor der Feier liefern sollen, doch aus unerfindlichem Grund war er bis jetzt nicht bei Professor Jones erschienen.
    Nicht nur peinlich, verheerend würde es sein, wenn Kent

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