Sturmjahre
Fetzen zu reißen. Die Geschworenen berieten sechs Tage lang und entschieden dann zugunsten der Firma Fenwick.
»Sie konnten gar nicht anders entscheiden«, sagte Stanton Weatherby, während er ein frisches Holzscheit ins Feuer schob. »Die Fenwicks konnten alle ihre Behauptungen erhärten. Aber es ist nur ein Pyrrhussieg.«
Der Triumph der Kläger war von kurzer Dauer. Der Richter verhängte lediglich ein Bußgeld von fünfzig Dollar und hielt John Fenwick einen strengen Vortrag über anständiges Geschäftsgebaren. Und die Presse zollte Samantha so viel Beifall, daß man den Eindruck gewinnen konnte, sie hätte den Prozeß gewonnen.
»So«, sagte Samantha und sah lächelnd in die Runde. »Wir haben die Bewegung ins Rollen gebracht. Jetzt geht es weiter. Auf breiterer Basis. Ich bin dafür, daß wir uns mit Harvey Wiley zusammentun, der seit Jahren auf Reformen in der Lebensmittelindustrie drängt. Wir –«
»Aber Samantha«, unterbrach Hilary, »woher willst du denn die Zeit dafür nehmen? Du mußt jetzt ein bißchen langsamer treten.«
»Wozu denn das? Ich bin schwanger, nicht krank. Horace, was meinen Sie zu meinem Vorschlag?«
»Hm –« Er zog einen Zahnstocher aus seinem Mund – »ich könnte mir denken, daß wir auf dem Gebiet ein gewisses öffentliches Interesse wecken können. Es würde meine Leser sicher interessieren, daß der Rum und der Brandy, die sie kaufen, oft nichts anderes sind als Rohalkohol mit gefärbtem Wasser.«
»Und Mrs. Gossett in der Küche«, warf Willella ein, »schwört Stein und Bein, daß der Dosenmais Formalin oder so etwas ähnliches enthält.«
»Erinnerst du dich an Toby Watson?« fragte Samantha. »Erinnerst du dich, wie schlecht ihm nach diesen Sirupbonbons wurde? Wir fanden Schwefelsäure darin.« Ihr Gesicht wurde lebhaft. »Ja, wir müssen unsere Aufmerksamkeit auf alles richten, was wir unserem Körper zuführen, ob das nun Arzneimittel oder Nahrungsmittel sind. Und wir müssen sofort anfangen.«
Mark setzte sich auf die Armlehne ihres Sessels. Sie nahm seine Hand. Sie war glücklich. »Die erste Schlacht haben wir vielleicht verloren«, sagte sie leise, »aber so leicht geben wir nicht auf.«
ENDE
Biographie
Barbara Wood wurde in England geboren, lebt aber seit ihrer Kindheit in den Vereinigten Staaten. Sie arbeitete u.a. als Kellnerin
und Hunde-Sitterin, dann zehn Jahre lang als technische Assistentin im OP-Bereich eines Krankenhauses. Seit 1980 widmete sie
sich dem Schreiben. Die Recherchen für ihre Bücher führten sie um die ganze Welt. Barbara Woods Romane sind internationale
Bestseller und in 30 Sprachen übersetzt. 2002 wurde sie für ihren Roman ›Himmelsfeuer‹ mit dem Corine-Preis ausgezeichnet.
Über dieses Buch
Samantha hat es schwer im London des Jahres 1860. Der Vater, ein unerbittlicher und bigotter Prediger, verzeiht ihr nicht,
dass ihre Mutter bei der Geburt gestorben ist. Ein von der Gesellschaft geächteter Heilkundiger nimmt sie schließlich als
Zögling auf. Nach dem Tod des Vaters lernt sie eine der wenigen Ärztinnen kennen. Diese erkennt die Fähigkeiten Samanthas
und drängt sie, in New York ein Medizinstudium aufzunehmen. Hier beginnt der dramatische Kampf der jungen Frau in der Männerwelt
der Medizin. Mit Energie und ihrem unbändigen Willen setzt sie sich trotz der damals noch ganz selbstverständlichen Dominanz
und Arroganz der Männer durch, um Ärztin zu werden. In San Francisco eröffnet Samantha eine Klinik nur für Frauen. Sie will
den notleidenden Frauen helfen, indem sie zwielichtigen Arzneimittelhändlern den Kampf ansagt.
Obwohl ihr privates Glück immer wieder von Trauer überschattet wird, verhilft sie den Frauen zu einem bis dahin nicht gekannten
Selbstbewusstsein.
Impressum
Covergestaltung: Hauptmann & Kompanie, München
Coverabbildung: Volker Beinhorn/buchcover.com
Die amerikanische Originalausgabe
erschien unter dem Titel ›Domina‹
bei Doubleday & Company Inc., New York 1983
© Barbara Wood 1985
Für die deutsche Übersetzung:
© S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main 1990
Digitalisierung: pagina GmbH, Tübingen
Dieses E-Book ist urheberrechtlich geschützt.
ISBN 978-3-10-400245-3
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