Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sturmkaempfer

Sturmkaempfer

Titel: Sturmkaempfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
Vom Netzwerk:
ein roter, brutaler Nebel an, der an den Rändern seines Sichtfeldes waberte. Er zwang sie nieder, und als er ruhiger wurde, roch er verbranntes Fleisch und Urin in der Luft.
    »Ich nehme die Rolle jetzt an mich.«
    Der zusammengekauerte Wagenlenker zog sie aus seinem Beutel, ließ sie fallen, hob sie wieder auf und gab sie Bahl. Dann huschte er so schnell wie möglich wieder auf seinen Stuhl zurück. Der Riese schaute schweigend und mit nachdenklichem Gesicht auf die Rolle, und fuhr dann mit der Hand darüber, während er tonlos murmelte.
    »Lord Bahl«, sagte eine Stimme. Bahl drehte sich um. Der Geist – Carel? – war vor ihm auf ein Knie gesunken und blickte zu Boden.
    »Mein Lord, ich würde auf den Namen der Palastgarde schwören, dass Aracnan vorhatte, den Jungen zu töten. Es war der Blick Nyphals, der ihn abhielt.«
    Bahl nickte, eher für sich. Es stimmte, dass nur der Junge die Rolle hätte öffnen können, und vermutlich war es sein Glück, dass ihn seine Instinkte davon abhielten, auch wenn sie nicht dazu bestimmt war, zu töten. Er steckte sie in den Gürtel. Die Akademie der Magie würde sicher ihre Freude daran haben, die Geheimnisse der Schriftrolle ans Licht zu zerren.
    »Bring den Jungen zum Palast. Dann bist du ihn los.«
    Das Angebot verblüffte ihn ebenso sehr wie den Wagenlenker. Was soll ich mit ihm anfangen? , fragte er sich in Gedanken. Verfolgte Aracnan einen Auftrag der Götter oder nur ein persönliches Anliegen? Beides war möglich.
    Bahl erstarrte plötzlich, wie ein Hund, der eine Spur in die Nase bekam. Die Schenke und ihre Gäste traten in den Hintergrund und stattdessen spürte er die Stadt um sich herum, Steinhäuser
und feuchte Straßen, mit Müll verstopfte Abflüsse – und dann einen Geist wie den seinen. Aracnan.
    Er steckte das Schwert weg und ging zur Tür. Als er sie öffnete, wurde das Gefühl stärker. Aracnan befand sich auf einem Dach vor ihm, versteckt in den Schatten. Irgendwie hatte er es bis jetzt geschafft, sich vor Bahl zu verstecken, vielleicht um zu beweisen, dass er in magischen Dingen bewanderter war, als Bahl es je werden könnte.
    Der Herzog von Tirah trat hinaus und zog die Tür hinter sich zu. Er sah sich einen Augenblick lang nach Neugierigen um, und als er sicher war, allein zu sein, ging er nach links in eine Gasse, bis die Schenke außer Sicht war. Dann wartete er.
    »Überrascht, mein Lord?«
    Bahl hatte den Söldner nicht einmal entdeckt, als er über die Dächer bis hierher gelaufen war. Es war beunruhigend, dass Aracnan sich ihm so leicht entziehen konnte.
    »Beeindruckt. Aber auch neugierig. Bisher hattest du es noch nie nötig, dich in Tirah zu verstecken.«
    »Die Zeiten, so scheint es, ändern sich. Jemand will mich nicht in der Stadt haben, darum beeile ich mich. Es war schwierig genug, dich zu finden, ohne einem weiteren Angriff den Weg zu bereiten.«
    »Angriff?«
    »Das ist mein Problem. Deine geliebte Stadt ist nicht in Gefahr. Ich kam, um dir mitzuteilen, dass der Junge dein Krann sein wird. Ich sollte ihn zum Palast bringen, aber er wollte nicht mitkommen.«
    »Mein Krann … das haben die Siblis also gespürt; sie folgten dem Ruf seiner Gaben. Und die Schenke? Hast du mich dazu gebracht hineinzugehen?«
    »Ja, aber nur ganz sanft. Du hättest gemerkt, wenn ich dir Übles gewollt hätte.«

    Bahl hatte etwas sagen wollen, zuckte jetzt aber nur mit den Schultern und wandte sich wichtigeren Angelegenheiten zu. »Der Junge weigerte sich? Wie ist das möglich?«
    »Bei diesem wird es keine einfachen Antworten geben. Der Junge bedeutet Ärger, aber jetzt ist es dein Ärger. Gib acht, mein Lord. Seit dem Großen Krieg ist das Land kein so gefährlicher Ort mehr gewesen.«
     
    Isak stolperte die Straße entlang, stieß sich die Zehen an den Pflastersteinen. Doch er konnte sich keine Rast gönnen. Er war eben dabei gewesen, in der Wärme des Stalles wegzudämmern, in den Schlaf gewiegt vom Schnauben der Pferde, da war die Tür aufgerissen worden und sein Vater war erschienen, das Gesicht von Angst und Wut verzerrt.
    »Jetzt hast du es geschafft«, schrie Horman, »und du bekommst, was du verdienst, du weißäugiger Bastard! Bald bin ich dich und deinen Ärger los. Du gehst in den Palast, und ich hoffe, du verottest dort!«
    Bevor Isak auch nur ein Wort herausbrachte, hatte sich ein Mob Betrunkener mit der Inbrunst des Suffs auf ihn gestürzt. Es waren zu viele, als dass er sich hätte wehren können. Stattdessen hatte Isak tief

Weitere Kostenlose Bücher