Sturmkaempfer
sei es gewesen, der Kasi Farlan, dem ersten Weißauge und dem letzten in König Verioles Linie, den Schwertkampf beigebracht hatte, blieb unbestätigt. Das war vor dem Großen Krieg gewesen, der mehr als siebentausend Jahre zurücklag. Bahl glaubte es. Unsterbliche wahrten ihre Geheimnisse, und kein Sterblicher hatte Augen wie Aracnan.
Das Wenige, was Bahl von der Geschichte mitgehört hatte, reichte ihm, um den Jungen treffen zu wollen, mit dem auch Aracnan offenbar die Absicht gehabt hatte zu sprechen. Aracnan hatte seine eigenen Pläne, aber manchmal wurde er von den Göttern selbst ausgeschickt; gleichgültig, was der Grund dafür war, seine Handlungen waren es immer wert, sich näher mit ihnen zu beschäftigen.
Ein alter Mann, der neben dem Feuer saß, hustete auffällig. Bahl nahm an, dass er der eigentliche Geschichtenerzähler dieser Taverne war und es nicht mochte, dass irgendein dreckiger Wagenlenker die Bühne besetzte. Den Farlan lag die Liebe zu Geschichten und Geheimnissen im Blut. Ein Farlan tat nichts lieber, als alle Arten von großartigen Geschichten zu erzählen, und dabei ein oder vier Biere zu trinken. Eine Schenke, die keinen eigenen Geschichtenerzähler zum Vergnügen ihrer Gäste unterhalten konnte, musste wirklich sehr arm sein.
Der ältere Mann fuhr sich durch den Bart und machte es sich auf seinem Stuhl bequem, während er seine Zuschauer in den Bann schlug. Bahl lächelte; Aracnans größte Taten waren nur einer Handvoll Leuten bekannt, und es mochte im Laufe der Geschichte noch Größeres vollbracht worden sein, das aber gänzlich unbemerkt geblieben war.
»Aracnan ist so geheimnisvoll wie die Götter selbst«, begann der Alte mit leiser Stimme, um sein Publikum dazu zu zwingen, ihm ganz genau zuzuhören. »Einige sagen, er habe in der Letzten Schlacht gekämpft. Vielleicht entstammt er der verfluchten Vukotic-Familie.«
Er machte eine Pause, erlaubte dem Murmeln durch den Raum zu wandern, als Männer die Stirn runzelten, Gesten machten und leise Beschwörungen murmelten, um Schutz gegen die Verfluchten zu erflehen. Abergläubige Dummköpfe , dachte Bahl, nur Dämonen werden angezogen, wenn man ihre Namen nennt.
Der alte Mann räusperte sich erneut, um die Aufmerksamkeit des Publikums zurückzugewinnen. »Vielleicht ist er auch ein Dämon, der durch das Land zieht. Niemand weiß Genaues, nur, dass er ohne Vorwarnung auftaucht, oft kurz vor einer Schlacht. Er ist sein eigener Herr und lässt keine Widerworte gelten. Erinnert ihr euch an den verstorbenen Herzog Helrect?«
»Der seine Frau tötete und zum Mönch wurde?«, fragte einer der gesprächigeren Zuhörer.
Der Geschichtenerzähler nickte ernst. »Er wurde tatsächlich ein Mönch, doch ich habe vom Hauptmann der Garde eine schlimmere Geschichte gehört. Man munkelte, seine Frau soll eine Magierin gewesen sein, die sich mit Dämonen einließ und die Stadt unterwerfen wollte. Der Magier des Herzogs versuchte, ihre Natur zu offenbaren, aber sie streckte ihn nieder, noch bevor er den Palast erreichte.«
Darüber verzog Bahl das Gesicht. Die Frau war tatsächlich sehr ehrgeizig gewesen, aber keine Kreatur des Teufels. Der Magier mochte durchaus in der Lage gewesen sein, ihren Gemeinheiten mit Leichtigkeit entgegenzutreten, nur leider war er gegen Pfeile nicht immun gewesen.
Bahl sagte nichts. Geschichten führten ein eigenes Leben. In einem magischen Land gab es manchmal Kräfte, die sogar die
Wahrheit veränderten. Er wandte die Aufmerksamkeit wieder dem alten Mann zu, der die Geschichte nun sehr ausdrucksstark zum Besten gab.
»Dann hat sie sich in ihrem Turm verschanzt und jeder Mann, der sich ihr näherte, fiel tot um. Der Hauptmann erzählte mir, er habe sich mit dem Herzog beraten, und dann erschien plötzlich, trotz verschlossener Türen, ein Dämon in der Kammer, um sie alle zu töten – das dachten sie zumindest. Der Dämon nannte sich Aracnan und sagte, er sei hierher gesandt worden, um zu helfen. Er wies den Herzog an, den Turm beim ersten Morgenlicht zu betreten – dann war er verschwunden. Der Herzog riss die Türen des Turms im Morgengrauen auf und fand seine Frau darin, in tausend Teile zerfetzt und … über den Raum verteilt.«
Der Geschichtenerzähler erschauderte theatralisch. »Der Herzog ging zum Tempel des Todes, um seinen Dank auszudrücken, und die Priester sagten ihm, der Preis für die Hilfe ihres Meisters sei dieser, dass er seinen Titel ablegen und ein Mönch werden müsse.«
Er drehte sich zu
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