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Sturmkaempfer

Sturmkaempfer

Titel: Sturmkaempfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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Der Soldat blieb weiterhin auf ein Knie gesunken und klang alles andere als sicher: als könnte er selbst kaum glauben, was er dem Lord berichten musste. »Mein Lord, ich bin mir sehr sicher, dass es Illit war. Ich war auf der Mauer und sah ihn auftauchen, als der Haushofmeister Lesarl von der Vorburg zur Halle ging. Sie unterhielten sich, und dann führte ihn der Haushofmeister zur Seitentür, von der aus man zum Treppenhaus des Turmes gelangt.«
    »Was trug er bei sich?«
    »Woher …?« Die Stimme verlor sich. Man stellte dem Herrn keine Fragen. »Er hatte etwas in einem Sack, etwas Sperriges, und auch etwas, das wie ein Schwert aussah.«
    Bahl seufzte. Jetzt gab es keinen Zweifel mehr. Isak war von Nartis wirklich als Krann erwählt worden, dem von den Göttern ernannten Nachfolger Lord Bahls. Und damit war er der zukünftige Lord der Farlan. Weißaugen konnten nur mit ihresgleichen Kinder bekommen, und weibliche Weißaugen waren unglaublich selten, darum erwählte ihr Schutzgott eher einen Nachfolger, als auf annehmbaren Nachwuchs zu warten. Die Götter würden Geschenke schicken, um den Erwählten über den Rest der Menschheit zu erheben, würden ihm unbezahlbare Waffen oder Talismane verleihen, um den Stamm stark und sicher zu halten.
    Gelegentlich geschah es, dass der Botengott Illit die Gaben brachte, aber das war alles andere als üblich. Dies war ein Omen, auf das Bahl gerne verzichtet hätte, vor allem, weil der Gott zum Haushofmeister und nicht zum Lord des Palastes gegangen war. Bahl hörte den Nachhall von Aracnans Worten in seinem Geist: Dieser Junge bedeutet Ärger.

    Sie waren zum Turm gegangen. Welche Gaben auch überbracht worden waren, in seinen Händen hatte man sie wohl nicht sicher genug gewähnt. Der alte Lord seufzte. Für heute hatte er genug von Überraschungen, und dabei war der Junge noch nicht einmal angekommen.

3

    Die riesigen Türme überragten Isak finster, als er den Brunnen auf dem Platz der Vorburg umrundete. Er rutschte auf den regennassen Pflastersteinen aus und fiel wie ein nasser Sack auf den Boden. Die Landung presste ihm die Luft aus den Lungen, seine Rippen protestierten schmerzhaft. Er rollte sich auf den Rücken und starrte in die Finsternis des Nachthimmels, musste aber die dicken Regentropfen dazu wegblinzeln, die ihm in die Augen fielen. Mit einem Stöhnen zwang er sich, den Kopf anzuheben, aber dann sah er die Menge hinter sich rasch näher kommen.
    Steh auf, du Narr, bekämpfe den Schmerz und lauf. Dieser Gedanke spornte ihn an und brachte ihn wieder auf die Beine. Er musste nur noch vierzig Meter überwinden, also senkte er den Kopf und sprintete auf die Zugbrücke zu. Zum Glück war sie heruntergelassen, also murmelte er ein kurzes Dankgebet an Nartis, während er darübereilte.
    Das Licht aus den schmalen Schießscharten beleuchtete den Regen, der die Oberfläche des schwarzen Wassers im Burggraben aufraute. In seiner Verzweiflung hatte Isak all seine Gedanken darauf ausgerichtet, in die Sicherheit zu Füßen der Tortürme zu gelangen, jetzt krachte er gegen die eisenbeschlagenen Torflügel und prallte ab, suchte erfolglos nach einem Weg, hineinzugelangen.

    Er strich sich das feuchte Haar aus der Stirn und wischte sich eine Mischung aus Regen, Blut und Dreck aus den Augen, um klar sehen zu können. Als der Schauer schlimmer wurde, blickte Isak zum Himmel auf, diesmal nicht um zu Nartis zu beten, sondern um einen verzweifelt-anklagenden Blick hinaufzuwerfen, denn nun erreichten ihn seine Verfolger.
    Als sich die Männer auf ihn stürzten, rollte sich der Junge zu einer Kugel zusammen und schützte seinen Kopf mit den blutigen Händen. Jeder Schlag wurde von triumphierendem Grunzen begleitet. Ein Tritt warf ihn auf den Rücken und seine Augen öffneten sich für einen Augenblick. Er sah das Gesicht über sich, verzerrt und jeglicher Menschlichkeit beraubt. Dann verschwand es plötzlich, wurde zur Seite gerissen – und die Schläge hörten mit einem Mal auf. Isak zuckte, erwartete angespannt den nächsten Schlag, aber dieser kam gar nicht. Vorsichtig sah er auf. Seine Angreifer standen dort, verärgert dreinschauend, die Augen rot vor aufgestauter Wut. Einer von ihnen rappelte sich gerade vom Boden hoch, unverletzt, aber offensichtlich außer sich vor Zorn.
    Jetzt sah Isak zwei Palastwachen auf beiden Seiten neben ihm stehen, die Hände auf dem Knauf ihrer Langschwerter. Die schwarze Rüstung, über der sie den blendend weißen Wappenrock ihres Lords trugen,

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