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Sturmkaempfer

Sturmkaempfer

Titel: Sturmkaempfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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erregte im Halbdunkel Furcht. Sie waren für den Kampf gerüstet, mit den Helmen über ihren Gesichtern. Isak blickte nach links, auf eine Tür in der Wand. Ein Schild hing im Innern knapp dahinter, auf dem ein Adler mit geöffneten Flügeln in Schwarz und Weiß zu sehen war. Lord Bahls Wappen.
    Ein Windhauch glitt an der Wand entlang und ließ die Männer auf der Zugbrücke erschaudern. Sie waren kurz davor zu fliehen, aber dann kam Horman an und drängte sich durch die Menge nach vorn.

    »Dieses verdammte Weißauge hat gerade einen Menschen getötet«, rief er. »Er ist mein Sohn und ich kenne das Gesetz. Tretet beiseite.«
    Einer der Geister trat vor. Er bedeutete Horman wortlos näher zu kommen. Dann nahm er die Hand vom Schwertgriff, um den Helm vom Kopf zu ziehen.
    Isak spürte Panik aufwallen. Bis zum Alter von achtzehn Sommern blieb ein Kind Eigentum seiner Eltern, wenn sie nicht beschlossen, dass es schon früher erwachsen war. Die meisten Eltern gaben dem Drängen ihrer Kinder nach und erklärten sie mit sechzehn oder siebzehn Sommern zu Erwachsenen. Aber nicht so Horman; er hatte Isak auf diese Weise problemlos als seinen Sklaven behalten können, und in den Augen des Gesetzes war er damit immer noch ein Kind. Jetzt könnte man Isak auf Geheiß seines Vaters wegen des Mannes aufknüpfen, den er soeben getötet hatte.
    Ohne Eile senkte die Wache vor Horman den Kopf, um den Helm abzunehmen, so bedächtig, dass Horman versucht war, ihr den Helm zu entreißen. Ein einzelner Kriegerzopf glitt hervor. Die Wache sah auf und fing Hormans Blick mit Augen auf, die so weiß waren wie Isaks. Horman stand mit offenem Mund da, bis die Wache ihn schlug.
    Die andere Wache trat vor und zog das Schwert scharrend aus der Scheide. Isaks Verfolger wichen zurück, eilten dann über die Zugbrücke davon – und nur Carel blieb stehen. Die Wache ging mit erhobenem Schwert auf ihn zu, bis ihr Blick auf den weißen Kragen fiel, dann nickte sie und trat zurück. Carel nickte ebenfalls und nahm Horman bei den Schultern, um ihn einige Schritt wegzuziehen. Horman stand auf wackligen Beinen. Der weißäugige Geist war so groß wie Isak, aber viel stämmiger, und sein Schlag hatte Horman benommen und unsicher zurückgelassen.
    Horman hob die Hand an seine Lippe und hielt sich dann einen
blutigen Finger vor die Augen. Er löste sich aus Carels Griff und schaute Isak wütend an. »Gut. Komm nie mehr zurück! Für mich bist du tot!«
    Isak konnte sich nicht erklären, warum ihm diese Worte jetzt so wehtaten, immerhin hasste er doch seinen Vater. Ihm fiel keine Erwiderung ein. Horman spuckte auf den Boden, drehte sich um und schlug die Hand beiseite, mit der Carel ihn aufhalten wollte. Carel sah Isak an und zuckte mit den Achseln.
    »Vergiss mich nicht, wenn du erst General geworden bist, Isak«, sagte er, dann wandte sich auch Carel ab und ging fort. Isak öffnete den Mund, wollte ihm etwas nachrufen, aber er brachte keine Worte heraus. Nach einigen Herzschlägen schloss er den Mund wieder. Er blickte an sich hinab und sah das Blut an seiner Hand. Dann packte ihn jemand unter den Achseln und zog ihn auf die Füße. Die weißäugige Wache starrte ihn an, aber Isak fühlte sich wie betäubt, konnte nichts sagen.
    »Könnt Ihr gehen?«, fragte die gewöhnliche Wache mit gefurchter Stirn.
    Isak nickte und berührte den Boden erst vorsichtig mit den Zehen, bevor er den Beinen sein Gewicht anvertraute.
    »War das wirklich Euer Vater?«
    Wieder nickte er.
    »Wisst Ihr, warum Ihr hier seid?«
    Diesmal war ein Schulterzucken die Antwort. Isak blickte die Wache nicht an; er folgte mit dem Blick seinem Vater, der rasch in der Nacht verschwand.
    »Wer hat Euch gesagt, Ihr solltet herkommen?«
    »Niemand. Sie haben mich aus dem Stall gejagt, ich weiß nicht warum. Ich dachte, dass mich mein Vater vielleicht nicht totschlägt, wenn ich eine Patrouille fände. Und das hier ist doch der beste Platz, um eine Patrouille zu finden, oder?«
    »Habt Ihr den Mann getötet, so wie es behauptet wurde?«

    Isak hielt dem Mann seine verletzte Hand hin. »Ja, aber er versuchte gerade, meine Kehle aufzuschlitzen.«
    »Und Ihr seid sicher, dass Euch niemand schickt?«
    Isak warf dem Mann einen erschöpften Blick zu. »Natürlich. Warum fragt Ihr mich das immer wieder? Wer sollte mich schon herschicken?«
    Der Mann gab auf. Mit einem verärgerten Schnalzen der Zunge wandte er sich wieder dem Wachraum zu und bedeutete Isak, ihm zu folgen. Sein Kumpan blieb noch einen

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